Der Tod – Zeichnung von Susanne Haun

Im Moment geistert der Tod durch die Bloggerwelt. Aber geistert der Tod nicht immer in unseren Gedanken?

Im blauen Café im Beitrag „Dreiviertel“ (siehe hier) führten Ulli und ich ein Gespräch darüber, wann der Tod beginnt:

Verblühte Anemone (Ausschnitt) (c) Zeichnung von Susanne Haun
Verblühte Anemone (Ausschnitt) (c) Zeichnung von Susanne Haun

Susanne:

Ich denke, Ulli, das Sterben beginnt zu keiner Zeit, selbst bei Krankheit nicht. Denn das Wesen lebt und atmet und selbst bei größter Krankheit hängt das menschliche Wesen an der Welt, an dem Neuen und Altem. Wenn die Neugier und die Lust am Leben, der Haß, der Tratsch aufhören, dann ist der Mensch tod.
Und dann stirbt er oder sie…… lg Susanne

Ulli

Ich hoffe doch, liebe Susanne, dass der Hass und der Tratsch auch aufhören, wenn ich noch mitten im Leben oder im Dreiviertel angekommen bin, denn dies sind ja innere Haltungen, die man entwickeln kann- auch sehe ich das Sterben etwas anders, wir wissen, dass auf der biologischen Seite (dazu muss man nicht unweigerlich eine todbringende Krankheit in sich tragen), dass ab irgendeinem Zeitpunkt das Wachstum aufhört, zwar weiss man heute auch, dass sich Zellen viel länger neu bilden, als man noch vor 10/20 Jahren annahm, aber irgendwann lassen Sinnesorgane,Körperkräfte etc. nach,.Die chinesische medizin spricht vom Qui = der Lebenskraft, die verebbt. Für mich ist das Symbol hierfür das gelbe Blatt am Baum, das den bevorstehenden Sterbeprozess ankündigt … manche Menschen wissen ganz genau, wann ihr Zeitpunkt gekommen ist, ein schönes Beispiel hierfür ist der Film “Antonias Welt”.Indem ich Tod als ständigen Begleiter des Lebens wahrnehme und mir seiner bewusst bin und bleibe, umso lebendiger bin ich …

aber ich stimme dir auch zu, der Überlebenswille ist grösser, als wir ahnen und die Neugierde und die Lust am Leben sind wesentliche Faktoren, um gesund alt werden zu können und in Frieden und in Bewusstheit zu gehen …

herzliche Abendgrüsse und herzlichen Dank für deins
Ulli

Susanne

Guten Morgen, liebe Ulli,

ich möchte den Tod nicht “verleugnen” oder “wegdenken” aber ich möchte mich auch nicht von ihm beherrschen lassen. Die Kräfte des Körpers lassen nach – das ist keine Frage. Ob nun mit oder ohne Krankheit. Ich habe allerdings festgestellt, egal wie sehr mich meine Kräfte verlassen, egal wie krank ich bin, egal wieviele Schmerzen ich habe, es gibt immer etwas, womit ich mich und meine Gedankenwelt anregen kann. So kann ich das Leben bis zur letzten Neige leben.
Sicher – soziale Kontakte heute zu pflegen, auch bei Krankheit und Bewegungslosigkeit, ist viel einfacher durch die neuen Medien. Wir haben großes Glück, dass die Technik so weit fortgeschritten ist.
Ich kenne jedoch auch viele Menschen, deren einziger Antrieb Tratsch, Haß, Neid und die Wut ist. Gäbe es sie nicht, dann gäbe es keine Kriege. Ich versuche mich von diesen Menschen und ihrer negativen Energie fern zu halten. Sie kosten mehr Kraft als mein ganzes Studium.

Einen schönen Tag wünscht dir Susanne

Verblühte Anemone (c) Zeichnung von Susanne Haun
Verblühte Anemone (c) Zeichnung von Susanne Haun

In Mützenfalterins Blogbeitrag „Über den Tod“ (siehe hier) wird über die Frage des guten Todes diskutiert.

Was ist ein guter Tod?

Ich denke, ich möchte mit dem Tod kämpfen – ich habe diesen Kampf schon einmal erfolgreich gewonnen. Der Mensch ist stark. Er schafft oft mehr als man glaubt.

15 comments

  1. Ich denke, dass der Tod manchmal bereits mitten im Leben einsetzt – wenn man nämlich keine Träume, Hoffnungen und Wünsche mehr hat. Wenn das Herz kalt und die Seele stumpf werden – dann ist man tot…
    Liebe Grüße!

    1. Das denke ich auch, Freidenkerin. Ich bin erschrocken, wieviele Menschen das betrifft und wie wieviele Menschen sich aufgeben statt nach Lösungen zu suchen. Aber ich habe gelernt, dass es auch eine Charakterfrage ist, ob jemand stark ist oder nicht. Man kann die Leute nicht schütteln uns sie aus der Letargie holen, das muss jeder selber schaffen.
      Liebe Grüße von Susanne

  2. Liebe Susanne,

    Du fragst: Was ist ein guter Tod?

    Ich weiß nicht, was ein guter Tod ist, was ein schlechter ist, habe ich im letzten Dezember allerdings bei meiner Mutter erlebt. Das war ein quälender, schmerzhafter Erstickungstod. Sie hat uns die ganze Zeit mit großen, angstvollen Augen dabei angesehen. Und wir konnten fast nichts machen ausser da sein.

    Doch, ich weiß, was ein guter Tod sein könnte: Vor kurzem ist ein Freund von uns gestorben. Dem ging es eigentlich noch gut, war 78 Jahre alt , und hat am Tag vor seinem Tod zu seinem Zeitungsmann gesagt, einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen, das wärs doch.
    Am Abend ging er ins Bett und am Morgen ist er nicht mehr aufgewacht. Friedlich (wieman so sagt) eingeschlafen. Das könnte ein schöner Tod sein.

    In dem Moment, in dem man schwerer krank ist (und womöglich keine sehr konkrete Patientenverfügung hat), hat man große Chancen, nicht so schön zu sterben.

    Zur Antwort von Illi: Und Ulli antwortet: Ich denke, ich möchte mit dem Tod kämpfen – ich habe diesen Kampf schon einmal erfolgreich gewonnen. Der Mensch ist stark. Er schafft oft mehr als man glaubt.

    Stimmt, der Mensch ist stark und schafft oft mehr, als man glaubt. Ist auch meine Erfahrung. Aber irgendwann hat man keine Kraft mehr zu kämpfen, dann ist es vielleicht eher hilfreich, sich einfach mal einzugestehen, dass man verdammt sterblich ist. Und dann muss man sich mit seinem eigenen Tod beschäftigen, wenn man noch die Chance hat. Ichhabe sie jetzt wieder mal geschenkt bekommen (oder vielleicht auch erkämpft), aber mir ist ganz klar: nicht mehr um jeden Preis. Und ich liebe das Leben!

    Liebe Grüße, Kai

    1. Lieber Kai,

      meine Mutter lag vor zwei Jahren genau so, wie du es beschreibst im Krankenhaus. Sie hat es irgendwie, ich weiss nicht wie, geschafft, nach künstlischer Beatmung und Koma wieder aufzuwachen. Aber es ist nicht mehr meine Mutter, sie kommt manchmal durch aber oft ist sie in einem Nirgendwo, in dem ich ihr nicht folgen kann.

      Ein Patientenverfügung sollte jeder haben. Aber weisst du, was das große Problem an den Patientenverfügungen ist? Du musst jemanden haben, der für dich Eintritt, der dein Leben in die Hände nimmt. Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der bereit ist, sie zu unterschreiben. Ich habe klare Vorstellungen, was ich möchte und diese Vorstellungen sind hart. Ich will nicht über einen längeren Zeitraum an einer Maschine hängen. Das deckt sich mit dem, was du schreibst.

      Ich denke, dass jeder für sich weiß, wann Schluß ist und wann es so weit ist, das das Leben nicht mehr lebenswert ist. Jedenfalls, wenn der Geist auf der Höhe bleibt. Aber was ist bei Demenz? Du kannst dann für dich irgendwann gar nichts mehr entscheiden.

      Ich liebe das Leben ebenso,
      liebe Grüße von Susanne

      1. Liebe Susanne , da hast Du ganz Recht, selbst wenn man eine Patientenverfügung hat, braucht man einen Menschen, der das dann auch umsetzt, ich glaube, das ist für diesen Menschen das Schwierigste und manchmal vermutlich eine echte Zumutung. Ich habe das Glück, so einen Menschen zu haben, da isst ein großes Glück – und trotzdem denke ich immer wieder darüber nach, ob ich es ihr zumuten kann. Schwierig.
        Was die Demenz betrifft oder andere Krankheiten, die dazu führen, dass das Gehirn nicht mehr funktioniert: das wäre für mich auch das schlimmste und ich kann nur hoffen, dass ich es früh genug merke, denn dann sehe ich eine Option in der Handlungsweise, die uns Wolfgang Herrndorf in Arbeit und Struktur. Ob ich allerdings einen Revolver wählen würde…
        Liebe Grüße, Kai

        1. Lieber Kai,
          ich empfinde es auch als Zumutung für den anderen. Er muß über Leben und Tod eines geliebten Menschen entscheiden. Mein Sohn wird dieses Jahr 20 Jahre alt. Ich habe ihn mit meiner Patientenvollmacht nicht „belästigt“. Ich möchte ihn die Unbefangenheit und Freiheit der Jugend nicht nehmen.
          Mein Bruder lehnte ab. Er fand mich zu streng mir selber gegenüber.
          Schön, dass du jemanden hast, der diese Verantwortung tragen kann – ich denke, du wirst diese Verantwortung auch selber für sie ebenfalls tragen?
          Ich führe und führte ein wundervolles Leben und bin zufrieden und glücklich. Diese Einstellung erhielt ich im Angesicht des Todes und so kann ich über den Tod sprechen und ich kann mir Gedanken darüber machen. Er trifft mich nicht unvorbereitet. Ich weiss es nicht, Kai, kann man mit beginnender Demenz auch in die Schweiz fahren und dort den Tod erwünschen? Ich denke, das wäre eher etwas für mich als ein Revolver. Ich wüsste auch gar nicht, wo ich einen herbekommen sollte. Und diese „Schweinerei“ muss man wirklich nicht seinen Lieben hinterlassen!
          Liebe Grüße und ein schönes WE von Susanne

  3. We cannot fully live until we have examined death. We live in a finite existence, yet we recognize, that infinity is just within our reach. It is a matter of definition.

    “Love is how you stay alive, even after you are gone.” Mitch Albom

      1. sehr gerne, liebe susanne. das thema sterben und tod ein ein thema, das mich sehr beschäftigt und über das ich oft nachdenke – in diesem blog habe ich, wie du vllt gesehen hast – vieles an gelesenem darüber gesammelt, auch zu den fragen, die du hier in deinem beitrag genannt hast. deine zeichnung gefällt mir übrigens sehr gut, sie passt zum thema….
        lf
        fs

        1. Ja, flattersatz, das finde ich auch, die sterbende Blüte ist für mich der Tod mit seinem „berühmten Umhang“ – ich habe in deinem Blog geblätter und viele Bücher zum Thema gefunden. Sicher komme ich auf den einen oder anderen Tip zurück…
          Danke und einen schönen Tag wünscht dir Susanne

  4. Liebe Susanne,
    ich konnte Dir auf Deinen letzten Kommentar nicht mehr direkt antworten, weil der Antwort-Button fehlt (wahrscheinlich hast Du die Antworten sinnvoller weise auf eine bestimmte Anzahl von Ebenen beschränkt), aber in diesem Fall war mir doch noch wichtig, Dir auf Deine Fragen zu antworten: also, ja, natürlich trage ich auch die Verantwortung umgekehrt, denn Iris hat natürlich auch eine Patientenverfügung. Ob man bei beginnender Demenz auch noch in die Schweiz fahren kann weiß ich nicht, aber da kann man sich bestimmt erkundigen. Es gibt zwei Vereine in der Schweiz, die ich kenne, der bekannteste ist sicher Dignitas, hier die Webseite: http://www.dignitas.ch . Dann gibt es noch EXIT, die haben diesen Link: http://www.exit.ch/was-bietet-exit/ . Und in Deutschland gibt es die Sterbehilfe Deutschland mit diesem Link: http://www.sterbehilfedeutschland.de
    Übrigens: das mit dem Revolver wäre wohl auch nicht mein Ding aus den von Dir genannten Gründen.
    Liebe Grüße, Kai

    1. Lieber Kai,
      ganz lieben Dank für deine Informationen – ich habe sie mir ausgedruckt und in „meinen Ordner“ gepackt. Ich habe einen Ordner für meinen Sohn, wo alles wichtige im Falle des Todes abgeheftet ist. Bei mir ist auch mein künstlerischer Nachlass zu regeln. Das ist nicht einfach für die Nachfahren. Ich muss mich da auch noch besser beraten lassen.

      Die Antworten habe ich bewusst nicht eingeschränkt, ich schaue gleich, ob ich da eine Zahl irgendwo erhöhen kann.

      Ich wünsche dir einen schönen sonnigen Sonntag, liebe Grüße von Susanne

Kommentar verfassen