Ich bin Künstlerin, also ist das, was ich mache Kunst! – Susanne Haun

Manchmal überschlagen sich die Ereignisse und mir wichtige Dialoge und Zeichnungen finden keinen Weg in meinen Blog.

So ist es auch mit Jürgen, Micha und meinen Besuch im Kolumba in Köln geschehen. Und da mir gerade dieser Besuch sehr wichtig ist, hole ich jetzt den Bericht nach. So kann ich mich auch in ein paar Jahren noch daran erinnern.

 

Kolumba (c) Zeichnung von Susanne Haun
Kolumba (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Das Kolumba ist das Kunstmuseum des Erzbistums Köln. Ich finde besonders gelungen, dass dort alte und neue Sammlungsgegenstände des Erzbistums durch die Jahrhunderte gezeigt werden. Ich finde es erstaunlich, wie die Zeiten miteinander sprechen.

Wir drei kamen in einen Raum mit einem riesigen Gemälde, das uns erstmal ratlos machte. Vor dem Bild stand eine Bank und auf der Bank saß eine Frau. Wir drei setzten uns neben die Frau und schauten das Bild an.
„Susanne,“ fragte mich Jürgen „ist dass denn jetzt Kunst?“
Ich antwortete getreu des unten von mir schon so oft zitierten Textes von Bruce Naumann², dass es auf jeden Fall Kunst sei, wenn es in einem Atelier entstanden ist. Denn alles, was ein Künstler im Atelier macht, ist Kunst.
Die Frau neben uns sah uns böse an, sprang auf und ging!
„Ach was!“ dachte ich!

Als nächstes fragte mich Jürgen, ob denn, wenn ich Ende des Jahres meinen „Bachelor of Arts“ erhalte, meine Zeichnungen nachträglich zu Kunst werden? Jürgen ist schon ein Provokateur!
Meine Zeichnungen sind Kunst; sie brauchen dazu nicht den B.A.
Wir hatten aber unheimlichen Spaß in dem Ausstellungsraum beim Reden und Jürgen meinte, ich solle mal aufschreiben, dass alles, was ich gemacht habe nach meinem B.A. nachträglich zur Kunst deklariert wird. Dann sollte ich unterschreiben und er unterschrieb auch als Zeuge.
Wir haben so gelacht!
Jürgen hat den entscheidenden Moment im Hipstamatic-Modus bildlich festgehalten:
Ich mit dem Dokument auf der Bank:

Susanne Haun im Kolumba (c) Foto von Jürgen Küster
Susanne Haun im Kolumba (c) Foto von Jürgen Küster

 

Ach ja … eigentlich darf der Zeichner im Kolumba nicht zeichnen. Jedenfalls nicht mit Füller. Ich wurde am Ende unseres Besuchs darauf aufmerksam gemacht. Einen Bleistift hätte ich benutzen dürfen. Das war mir „völlig neu“, aber ich zeichne so gerne mit dem Füller. Es ist in Museen verboten, weil der Füller auslaufen und eines der Werke beschädigen könnte. Bleistift fließt nicht so gut wie Füller und ist deshalb für mich keine Alternative.

Micha fand unsere Diskussion für sich selber nicht fruchtbar und machte lieber Fotos:

Licht (c) Foto von M.Fanke
Licht (c) Foto von M.Fanke

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²Naumann beschreibt seine Situation, nachdem er frisch von der Universität vom Kunststudium, kam wie folgt:
“Im Atelier war ich auf mich selbst gestellt. Das warf dann die grundlegende Frage auf, was ein Künstler tut, wenn er im Atelier ganz auf sich selbst gestellt ist. Ich folgerte also, dass ich ein Künstler in einem Atelier war und dass demnach alles, was ich dort tat, Kunst sein musste. Was tatsächlich ablief, war, dass ich Kaffee trank und hin- und herging. Die Frage kam dann auf, wie ich diese Aktivitäten strukturieren konnte, so dass sie Kunst werden oder eine andere Art von geschlossener Einheit, die anderen Menschen zugänglich gemacht werden könnte. An diesem Punkt rückte die Kunst als Tätigkeit gegenüber der Kunst als Produkt in den Vordergrund.”
Lüthy, Michael. Auf der Schwelle. Paderborn 2006. Seite 61.

 

15 comments

  1. Das ist ja witzig Susanne, danke für den Beitrag…ich reblogge ihn auch gleich einmal……hab vorhin lange mit einem ehemaligen Klassenkameraden telefoniert. Er war schon lange auf der Arbeit und ich saß noch beim Frühstück, dödelte im Netz rum, sah mir Videos von Daniel Richter an, trank glaub 6 Tassen Kaffee, stütze meinen Kopf auf und träumte mich aus dem Fenster. Nach einiger Zeit bekam ich eine Email von besagten Klassenkamerad und ich schrieb zurück, dass ich nun meinen Arbeitstag beginne, es war halb drei Nachmittags und ich überlegte, ob alle Tätigkeiten die ich bisher ausführte, auch das aus dem Fenster träumen, nicht zur Kunst dazugehört und ich eigentlich viel länger arbeite als manch anderer:-)
    Arbeit die Spaß macht, arbeit die glücklich macht, frei ist und mit dem Geist zu tun hat, wird oft gar nicht als Arbeit angesehen, deshlab immer oft die Frage in der Familie, Conny, malst du noch oder hast du schon Arbeit gefunden`? Gut, die Frage kommt in den letzten Jahren äußerst selten, inzwischen haben sich alle daran gewöhnt, dass ich nicht „arbeiten“ will …..:-)))
    Ich glaube wir arbeiten auch nachts, wir haben 24 Stunden Dienst um das zu schaffen, was wir erschaffen und wenn es ein schwarzer Strich auf Leinwand ist, hat dieser oft einen langen Prozess in uns hinter sich.
    Finde das Zitat von Naumann Klasse.
    Viele Grüße Conny

    1. Ich freue mich Conny, dass dir der Beitrag gefällt.
      Ja, wir arbeiten sehr lange und auch Denken ist Arbeit. Manchmal auch sehr anstrengende Arbeit.
      Ja, das Zitat ist klasse. Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich es lese.
      Deine neue Schreibmaschine gefällt mir. Das die schwer ist, kann ich mir gut denken.
      Ich werde mal noch ein wenig denken 🙂 🙂 🙂 ich will mit meiner Hausarbeit über das Relief im Inneren des Titusbogen beginnen…..
      Viele Grüße sendet dir Susanne

  2. Hat dies auf …abstrakte Kunst, expressive Malerei rebloggt und kommentierte:
    Das ist ja witzig Susanne, danke für den Beitrag…ich reblogge ihn auch gleich einmal……hab vorhin lange mit einem ehemaligen Klassenkameraden telefoniert. Er war schon lange auf der Arbeit und ich saß noch beim Frühstück, dödelte im Netz rum, sah mir Videos von Daniel Richter an, trank glaub 6 Tassen Kaffee, stütze meinen Kopf auf und träumte mich aus dem Fenster. Nach einiger Zeit bekam ich eine Email von besagten Klassenkamerad und ich schrieb zurück, dass ich nun meinen Arbeitstag beginne, es war halb drei Nachmittags und ich überlegte, ob alle Tätigkeiten die ich bisher ausführte, auch das aus dem Fenster träumen, nicht zur Kunst dazugehört und ich eigentlich viel länger arbeite als manch anderer:-)
    Arbeit die Spaß macht, arbeit die glücklich macht, frei ist und mit dem Geist zu tun hat, wird oft gar nicht als Arbeit angesehen, deshlab immer oft die Frage in der Familie, Conny, malst du noch oder hast du schon Arbeit gefunden`? Gut, die Frage kommt in den letzten Jahren äußerst selten, inzwischen haben sich alle daran gewöhnt, dass ich nicht „arbeiten“ will …..:-)))
    Ich glaube wir arbeiten auch nachts, wir haben 24 Stunden Dienst um das zu schaffen, was wir erschaffen und wenn es ein schwarzer Strich auf Leinwand ist, hat dieser oft einen langen Prozess in uns hinter sich.
    Finde das Zitat von Naumann Klasse.
    Viele Grüße Conny

  3. Vor einigen Jahren habe ich auch mal über meine Arbeit nachgedacht:

    http://arminrohr.blogspot.de/2008/12/ber-malerei.html

    Es ist in der Tat so, dass in den Köpfen der meisten Menschen nach wie vor ein Klischee über den Künstlerberuf irrlichtert, welches sich aus Legenden, Mythen & Erzählungen über Genie, Wahnsinn, göttliche Eingebungen oder ein Leben gewisser Bohemians der Vergangenheit genährt hat.

    Dass dies alles alter Käse ist & eher das Gegenteil der Fall ist, macht aber nichts.

    Es macht ja auch manchmal Spaß, mit diesen Vorstellungen zu spielen.

    1. Ja, Armin, so sehe ich es auch. Es gibt so viele Mythen um den Künstler und sein Ingenium. Ich denke, in der Rennaissance mit den großen italienischen Malern und auch mit Dürer wurde diese Vorstellung begonnen. Obwohl schon Plinius von der herausragenden Begabund des Künstlers berichtet.
      Ich wollte noch nie malen, was ich Nachts geträumt habe. Leider habe ich am morgen schon vergessen was ich des Nachts träumte. Manchmal bleibt ein Erinnerungsrest erhalten. Aber nicht lagen, schon 1 Stunde nach dem Aufstehen ist auch dieser weg.
      Du hast Recht, es macht Spaß mit diesen Vorstellungen zu spielen.

  4. Liebe Susanne!
    Vielen Dank für Deinen Beitrag.
    Grüße aus dem Süden.
    Haben wir das alles nicht schon zur Genüge besprochen: Du bist Künstlerin, und Conny ist Künstlerin und Armin ist Künstler und ihr schafft Eure Werke aus einem Zustand der Enthaltsamkeit heraus, nur wen es Euch materiell und auch sonst richtig schlecht geht, seid ihr zu künstlerischen Spitzenleistungen in der Lage. Oder wenn Euch der Wahnsinn ergriffen hat. Oder wenn ihr depressiv im Atelier rumhängt. Und und und.
    Nur Juergen/Buchalov, der kokettiert damit, dass er kein Künstler sei und ist damit raus aus der Sache. Fein gemacht!
    Aber im Ernst: der Hinweis auf Bruce Naumann war sehr hilfreich.
    LG Juergen

    1. Lieber Jürgen!
      Grüße aus dem relativen Norden.
      🙂 🙂 🙂 Mensch, da habe ich dich aber auf den falschen Fuß erwischt 🙂 🙂 🙂
      Oder du willst mich noch mehr provozieren….
      Aber! Ich schreibe es gerne nochmals 🙂 🙂 🙂 Du, Hans-Jürgen Küster bist Künstler. Aus. Punkt. Schluss.
      Schön, dass dir der Naumann so gut gefällt wie Conny, Armin und mir.
      Ich hoffe, ihr habt eine schöne Zeit und seit der Alhambra ein Stück näher gekommen.
      Liebe Grüße auch an Mechthild von Susanne

  5. Es ist mir mittlerweile sogar unmöglich, etwas zu machen, was keine Kunst wäre. Auch außerhalb des Ateliers. Die meisten Dinge behalte ich allerdings (noch) für mich.

    Verrückt!

    1. Verrückt, Armin, aber das Gefühl kenne ich!
      Manchmal, wenn ich einen Gedanken-Kunst-Stau habe, dann vermisse ich Zeit und Raum, um alles umzusetzen, was ich im Kopf habe.

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