Warum ich meine Gesichter nicht reduziere – Zeichnung von Susanne Haun

Gestern war Angela Mahmout vom Treffpunkt Kunst aus Heidelberg im Atelier und suchte die Bilder für die Ausstellung im September aus.

„Warum reduzierst du deine Portraits nicht so wie deine Blumen?“ fragte sie mich.

Es schien ihr, als ob ich mich nicht traue. Solche Diskussionen sind mir immer eine große Freude und während ich heute hier sitze und eigentlich einen Koch aus Sri Lanka zeichnen möchte und dabei „Der Koch“ von Martin Suter hören will, gleiten meine Gedanken immer wieder zu Angelas und meinen Sätzen ab.

Der Koch entsteht auf dem Papier, meine Hände führen die Feder. Jede Linie erzählt von dem Leid, was er erfahren hat und was er mit jedem Satz, der der Lautsprecher meines iPods mir vorliest, erfährt. Mir scheint, lasse ich eine Linie weg, dann würdige ich sein Leid nicht!

Der Koch - Zeichnung von Susanne Haun - 24 x 40 cm - Tusche auf Bütten
Der Koch - Zeichnung von Susanne Haun - 24 x 40 cm - Tusche auf Bütten

Bei Blumen und Akten und auch Landschaften kann ich gut Linien weglassen – ich möchte die Schönheit und Einfachheit der Formen zeigen. Ich mag diese Reduzierung in diesen Fällen sehr und es geht bis zum Abstrakten hin.

Aber bei Menschen? Lösche ich nicht ihre Geschichte mit dem Weglassen der Linien aus? Neben meinem ersten Koch entsteht noch ein Koch – ich lasse Linien weg – ich brauche sofort Text stattdessen – andere Linien …..

Das war heute morgen – den ganzen Tag schauen mich die beiden Köche an. Sie gefallen mir beide sehr gut. Ich bin glücklich, ich muss keine Entscheidung treffen, der eine steht wie der andere im BLatt und jeder hat seine Berechtigung. Ich mag meine Köche!

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