Eine Ziege auf der Rolle und von der Freiheit – Zeichnung von Susanne Haun

Heute habe ich im Blog von Patrick Hanke (Aquarellist, seht hier) seine Auffassung über den Begriff „Freiheit“ gelesen.

Patrick schreibt:
„Die Frage, ob man frei ist oder nicht, ist absurd. Nicht ob, sondern wie frei man ist, ist die einzig reale Frage in Bezug auf Freiheit. Man ist nicht einfach frei oder nicht. Man bewegt sich zur Freiheit hin. Die Menschheit entwickelt sich, indem sie sich von gewissen Dingen frei macht. Und in dem Maße man das selber als Individuum tut, in dem Maße schafft man Kunst.“

Aus meiner Erfahrung braucht man, um frei zu sein, Menschen die einen unterstützen, die einen den Rücken frei halten, die an einen glauben.

Engelshände - Entstehung Zeichnung Susanne Haun - 1000 x 40 cm
Engelshände - Entstehung Zeichnung Susanne Haun - 1000 x 40 cm

Und kann man nur ohne Kinder – ohne Verantwortung – frei sein? Eine andere Künstlerin in Facebook berichtete mir, dass irgend jemand ihr erzählte, man kann nur ohne Familie ein wahrer Künstler sein. Für mich persönlich ist diese Ausage Unsinn.

Uns inspirieren Kinder und zeigen neue Wege auf und Ideen. Von der Urzeit an hat jedes Kind – jede neue Idee – uns ein Stück von den Bäumen herunter geholt!

Eine Ziege in der anderen Hand des Engels - Entstehung Zeichnung Susanne Haun - 1000 x 40 cm
Eine Ziege in der anderen Hand des Engels - Entstehung Zeichnung Susanne Haun - 1000 x 40 cm

Ich kämpfe mit Andreas jeden Tag um diesen Begriff der Freiheit!

Beispiel:
Ich zeichne auf 1000 x 40 cm.
Andreas: Völliger Schwachsinn, wie willst du das rahmen und präsentieren?
Ich: Ist mir egal, ich will eine Idee ausdrücken!

Hier ergibt sich die Frage nach dem Einfluß der wirtschaftlichen Freiheit zur persönlichen Freiheit. Wir brauchen schon ein Brötchen, um satt zu werden.

Ich freue mich, über eure Auffasssung zum Thema Freiheit, vielleicht habt ihr Lust, sie in den Kommentaren zu schreiben.

12 comments

  1. Huch, mein Kommentar ist verschwunden! Also nochmal:

    EIne schöne Frage ist das!
    Freiheit ist in gewisser Weise Luxus. Die Freiheit das zu tun, was ich gerne tue, habe ich nur, wenn ich in irgendeiner Form materiell abgesichert bin. Ich könnte ohne ein finanzielles Polster keine Bücher schreiben.
    Es ist auch Luxus, sich die Freiheit zu nehmen gegen die Konventionen der Gesellschaft zu leben. Andersdenkende haben es nach wie vor schwer: In der Nachbarschaft, in der Schule – überall Zwänge, ungeschriebene „Vorschriften“.
    Künstler werden oft schief angesehen in einer Welt, wo immer alles seine Ordnung haben „muss“. Alles muss einsortiert werden können; wer aus dem Rahmen fällt, weil er frei von dieser Ordnung sein will, ist gleich in gewisser Weise verdächtig.
    Meine Freiheit musste ich mir zum Teil auf Kosten sozialer Kontakte erkämpfen, doch das sind dann die Kontakte, auf die ich auch verzichten kann.

  2. ich finde, du hast die frage, was freiheit ist, mit deiner zeichnung schon beantwortet. freiheit ist, etwas entgegen aller einwände oder normen *totzdem* zu tun. also etwa, eine zeichnung im format 1000×40 trotzdem anzufertigen, obwohl andreas gesagt hat, es sei „völliger schwachsinn“ : )

    (das erklärt auch, warum freiheit immer etwas relationales ist – nämlich etwas, das sich erst im bezug zu vermeintlich festgelegten, vorherbestimmten oder auch nur allgemein erwarteten dingen ergibt. vereinfacht könnte man sagen, sie ist ein verhaltensmodus, der sich jeweils konträr zu einer kollektiven regelhaftigkeit verhält.)

  3. mir fällt dazu im selben atemzug noch die bedeutung ein, die „frei“ im kunstschaffen hat. ich habe mal einen malkurs gemacht, bei dem man auf keinen fall „frei“ arbeiten durfte. die dozentin sagte: „erst lernste mal technik – frei kannste später!“ das stimmt natürlich. „frei“ kann man nur dann abeiten, wenn überhaupt erstmal etwas da ist, von dem man sich frei machen will.

      1. ja, coco, das kann natürlich passieren… meine erfahrung damit (aber weniger hinsichtlich des malens, denn das kann ich nicht so gut) ist, dass man mit einem reduzierten maß an handwerk oder technik immer irgendwie dasselbe produziert. erst mit fortschreitenden ausdrucksmöglichkeiten entwickelt man sich selbst weiter, ohne ständig gleiches zu reproduzieren. ob man sich dabei die techniken von lehrern oder vorbildern beibringen lässt oder sie aus sich selbst heraus über die zeit entwickelt, ist dafür egal.

        ich finde, man darf in der kunst alles – außer langweilen. technisch perfektes langweilt natürlich schneller als spontanes. andererseits findet man auch häufig arten von sponteneität, deren ausdauernde effekthascherei durch die permanente wiederholung langweilig wirkt.

  4. Hallo Susanne,
    Und was ist mit der Rahmung? 😉
    Nein, aber mal im erst beim Thema Freiheit, denke ich immer man muss sie sich leisten wollen und können. Beim Können sagst Du richtig braucht man die richtige Hilfe und unendliche Energie 😉 und so habe ich riesigen Respekt vor Eurer Arbeit.

    Doch zurück zu Deinen Zeichnungen – Was ist eigentlich aus Deiner RiesenRolle geworden?

    Beste Grüße vom neugierigen Frank

  5. Gut!

    Frank:
    Ich zeichne (arbeite) an der Rolle, besonders die letzten beiden Wochen, seid ich mit den Radierungen fertig bin. Die Ergebnisse hast du in eben jenem Blogbeitrag von gestern über die Freiheit gesehen und hier http://susannehaun.wordpress.com/category/rolle/ .
    Zwei Galerien haben bisher fest Interesse bekundet aber ich habe mich noch nicht entschieden und muss noch Gespräche führen.
    Beispiele für die Rahmung:
    1.Die Rolle über Leisten an der Wand über die Decke anbringen. Sie dabei nicht Rahmen sondern wie die großen chinesischen Tuschezeichnungen frei hängen.
    2.Sie auf den Boden legen und mit Trittglas bedecken.
    3. Sie wie eine Tora präsentieren – Aussschnittsgröße ca. 1,5 Meter.

    Ja, das ist es halt mit der Freiheit, man muss sie sich leisten wollen! Es ist eine Frage der Prioritäten und der Verantwortung.

    Itha:
    Ja, jeder hat eine andere Bedeutung von Freiheit im Kopf. Freiheit läßt sich schwer definieren und oft ist es so, dass man etwas hat es aber nicht schätz und erst, wenn man es verliert, weiß was man hatte.

    Petra:
    Ja, Luxus ist ein gute Wort dafür – das ist auch das, was Frank dazu sagt. Wenn auch mit anderen Worten.
    Und es stimmt, das hatten wir ja beide schon vor langer Zeit in der Grundschule unserer Kinder, Freiheit und gegen die Regeln leben zieht immer ein Verlust von sozialen Kontakten nach sich.

    Grüße und einen schönen Tag an euch alle Susanne

    P.S. Petra, du bist irgendwie in den Askimet Spamfilter geraten, dort habe ich deine Beiträge gefunden … ich weiss nicht, wie du in diese Liste geraten bist, aber die gilt für ganz WordPress, d.h. deine Beiträge werden in ganz WordPress verschwinden. Warum konnte ich nicht herausfinden.

  6. Zeichnungen in Übergröße, die man nicht rahmen kann, entsprechen seit Miriam Cahn eigentlich schon den Konventionen. Große Arbeiten auf Papier kann man doch hervorragend mit Stecknadeln an die Rauhfasertapete befestigen. Ich selbst mach das seit über 20 Jahren.
    Wenn man ausschließlich von seiner Kunst leben möchte, kann man ja zweigleisig fahren und auch ganz konventionell arbeiten.

  7. Danke für deinen Kommentar, Aaron. Ja, große Zeichnungen sind schon nicht selten geworden.

    Die Rolle ist für die Stecknadeln zu schwer (Ich habe 350g Papier benutzt) , aber die Schienen sind eine gute Lösung, die gibt es auch durchsichtig aus Acryl.

    Einen schönen Tag wünscht dir Susanne

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