Hamlet? Ein Druide? Ein Totenkopf – Fortsetzung der Rolle von Susanne Haun

Heute habe ich weiter an der Rolle gearbeitet und mit dem Ende begonnen. Ein guter Meter fehlte noch.

Gertrude Stein, fragte einmal Matisse, ob er eine Tomate, die er esse mit den Augen des Malers betrachte. Seine Antwort:“Nein. Wenn ich eine Tomate essen will, sehe ich sie so, wie jeder andere auch. Will ich sie aber malen, sehe ich sie anders.“

Bei mir ist es wie ein Schalter im Kopf. Ich merke, wenn ich mit dem Auge der Künstlerin schaue. Ich sehe dann die Linien, ich sehe hell dunkel und ich sehe, die Entfernungen der Dinge – die Proportionen. Es ist ein viel anstrengendes sehen, ein sehr konzentriertes sehen. Es ist eine Arbeit und ich kann das gesehene beim Zeichnen abrufen. Anders wenn ich nur etwas betrachte. Dann lasse ich dazu meine Gedanken gleiten. sehe vielleicht Farben, kann aber nichts wiedergeben. Es ist ein entspanntes, erholsames betrachten.

Die Füße ballancieren auf dem SChädel - Zeichnung von Susanne Haun
Die Füße ballancieren auf dem SChädel - Zeichnung von Susanne Haun

So ist es auch heute mit der Rolle gewesen. Der Abschluss bildet ein Skelettkopf. Auf diesem Kopf balancieren die Füße des Engels. Skelette betrachte ich in Museen, Anatomiebücher oder wie in diesem Fall in einem Buch über Kelten. Der Totenschädel soll aus dem 2. Jahundert vor Christus sein und wurde in Kent gefunden. Ob es sich bei der Kopfbedeckung um eine Druidenkrone oder einen Helm handelt ist unklar.

Die Hälfte des Schädels oben fehlt auf Grund des Alters - Zeichnung von Susanne Haun
Die Hälfte des Schädels oben fehlt auf Grund des Alters - Zeichnung von Susanne Haun

Für mich symbolisiert er den Beginn oder, wenn der Betrachter es so sehen will, das Ende der Rolle. Die Kopfbedeckung regt meine Phantasie an – ich sehe auch Hamlet. Der Engel steht auf dem Kopf – hier habe ich übrigens meine Füße als Modell zur Hilfe genommen. Der Engel ballanciert auf dem Tod.

Worauf steht der Totenschädel? 10 cm von den 1000 cm sind noch frei. Diese 10 cm müssen reichen, um den Totenkopf halt zu geben. Morgen werde ich die Rolle schliessen.

4 comments

  1. ich beneide dich darum, wie du fuesse zeichnen kannst und dann auch noch aus der erinnerung? ohne skizzenvorlage? mit wenigen, praegnanten linien. klasse!

    dass du deine tusche umfluegst, macht dich unheimlich sympathisch 😉
    das bedeutet, du warst voll im bild beschaeftigt. im schaffensrausch. hehe

  2. Guten Morgen Iris, ich zeichne die Füsse ohne Skizzenvorlage. Aber ich habe einen Spiegel zu hause. Und in diesem Spiegel sehe ich meine Füße.
    Ich sehe tatsächlich die wichtigen Linien und kann den Fuß reduziert wiedergeben. Ich habe dafür viele Anatomiebücher gelesen und mir die Knochen angeschaut, mir die Muskeln klar gemacht. Was hier so einfach aussieht, hat vorweg jahrelange Arbeit erfordert.
    Ja, mit dem umscheissen der Tusche bin ich Weltmeister … ich bin immer nur froh, wenn nichts wichtiges im Tuscheschwall liegt…..
    Ich wünsche dir einen schönen Tag
    Susanne

  3. hallo susanne, da bin ich auch begeistert über die füße, na klar, das mußt du studiert haben, das ist ja wie mit der sprache, nachher denkt man nicht mehr darüber nach, manchmal sucht man allerdings nach worten, oder radfahren , schlittschuhlaufen, das kann man fürs leben, es sei denn, das alter….tusche umschmeißen, das geht in jedem alter, ehrlich!

    beste grüße
    rena

    1. Ja, Rena, Füße sind auch einfach toll zu zeichnen. Gegen Tusche umschmeissen kann man das Fässchen in eine Schüssel stellen. Wenn es dann umfällt, läuft alles in die Schüssel! Ich brauche gar nicht alt werden, wenn ich mich konzentriere, dann bin ich für alle anderen Dinge unaufmerksam und habe so schon sehr oft meine Tusche umgeschmissen. LG Susanne

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