Sollte Kunst erschwinglich sein? – Zeichungsminiaturen 15 x 10 cm von Susanne Haun

Conny Niehoff diskutiert in der 4. Blogparade ihre Frage „Sollte Kunst erschwinglich sein?“

Zur Zeit sind 83 Kommentare auf diese Frage zu vermerken. Die Frage ist brisant und birgt viel Zündstoff.

Wie kalkuliere ich persönlich die Preise für meine Zeichnungen?

Blauviolette Blume - Zeichnung von Susanne Haun - Tusche auf Bütten - 15 x 10 cm auf Hahnemühle Bütten
Blauviolette Blume - Zeichnung von Susanne Haun - Tusche auf Bütten - 15 x 10 cm auf Hahnemühle Bütten

Ich gehe da zuerst einmal ganz pragmatisch heran:

Ich bin professionelle Zeichnerin von Beruf und verkaufe meine Zeichnungen zum Broterwerb.

Da sind dann also erstmal die Kosten, die jeden Monat anfallen, die Gemeinkosten:
Miete (inklusive Betriebskosten) für unseren Atelierladen (mit Präsentations- und Malschulbereich und Radierwerkstatt und Bürobereich), die dazugehörigen Versicherungen (Betriebshaftplflicht und Inhalt), Gasag, damit die Schüler und auch wir nicht frieren, Vattenfall, denn es werde auch Licht in unserem Atelier und auch die Kaffeemaschine braucht Strom.
Kosten für ein Kombi-Auto zum Transport der Bilder zu den zahlreichen Ausstellungen
Telefon und Internet für den Verkauf
Materialkosten – Papier, Pinsel, Farbe, Federn, Rahmen
Diese obigen Kosten teile ich mir mit Andreas Mattern – ein ganz großer Faktor unserer Ateliergemeinschaft, wir reduzieren die obigen Kosten schon auf die Hälfte!
Dann die Benzinkosten und Unterkunftskosten, wenn wir unsere Ausstellungen außerhalb Berlins bestücken und dort die Vernissagen bestreiten. Wenn Andreas und ich gemeinsame Ausstellungen haben, können wir uns auch hier die Kosten teilen.

Dann zeichne ich täglich, führe meinen Blog, telefoniere mit Galerien, lese Fachliteratur zur Kunst, schaue mir Ausstellungen in Museen und Galerien an, entwickle Verkaufsstrategien, Kontakte mit anderen Künstlern zum Austausch – mit anderen Worten – ich habe also zu tun – mein Stundenlohn.
Ach ja, Werbekosten, also Flyer, Postkarten, Kataloge usw., Anzeigen in Zeitungen, kosten auch Geld.
Künstlersozialkasse (Krankenkasse und Rentenversicherung), Umsatzsteuern und Einkommensteuern, Steuerberater …..

Engel - Zeichnung von Susanne Haun - Tusche auf Bütten - 15 x 10 cm auf Hahnemühle Bütten
Engel - Zeichnung von Susanne Haun - Tusche auf Bütten - 15 x 10 cm auf Hahnemühle Bütten

Mit anderen Worten, ich muss also den Preis für meine Zeichnungen so kalkulieren, dass ich die festen Kosten erwirtschafte und auch noch soviel übrig habe, meine Miete zuhause und den Lebensunterhalt für mich und meinen Sohn zu bestreiten.

Dann habe ich Erfahrungswerte, wieviele Zeichnungen ich verkaufe, wieviele Aquarelle Andreas verkauft und was durch Andreas Dozententätigkeit in den Pott kommt.

Wir kalkulieren sehr knapp und bewegen uns im unteren Preissegment für Kunst, um unsere Kunst erschwinglich für ein breites Publikum zu halten. Wir möchten, dass unsere Kunst in viele Haushalte findet.

Das bedeutet aber immer noch, dass eine Zeichnung/Aquarell der Größe 15 x 20 cm von mir oder Andreas 150 Euro und eine Zeichnung/Aquarell der Größe 56 x 76 cm von uns 1.100 Euro inklusive Mehrwertsteuer kostet.

Wenn wir jeden Tag eine Arbeit verkaufen würden, könnten wir auch preiswerter sein – aber so ist es nicht. Wir verkaufen nicht jeden Tag eine Arbeit!

Mal geht das besser, mal schlechter aber wir schaffen es immer und ich möchte nichts anderes tun als meine jetzige Arbeit! Ich bin mit Leib und Seele Zeichnerin.

Das sind alles Überlegungen rein kaufmännischer Natur.
Zur Wert unserer Kunst an sich schreibe ich noch einen Beitrag, denn ich möchte nicht, dass mein jetziger Beitrag zu lang wird. Also! Die Fortsetzung folgt morgen!

Die kleinen Arbeiten gibt es im oder auf Passepartout mit Vita hinten, damit man immer weis, wen man sich ins Haus geholt hat - Foto von Susanne Haun
Die kleinen Arbeiten gibt es im oder auf Passepartout mit Vita hinten, damit man immer weis, wen man sich ins Haus geholt hat - Foto von Susanne Haun

Conny Niehoff, Hanka und Frank Koebsch, Andreas Mattern und ich haben uns ein kleines Projekt zu diesem Thema ausgedacht.

Ab Ende Mai könnt ihr bei uns im Atelier K-02, Kurfürstenstr. 39, 12249 Berlin Lankwitz, Tel. 030 46 061 072 oder 0177 232 80 70 kleine Kunst kaufen. Wir haben zwei Kisten mit kleinen Arbeiten, in denen ihr Blättern könnt und Geburtstag- oder Hochzeitstaggeschenke für eure Liebsten kaufen oder euch einfach selber eine Freude machen könnt.

Die Preise für die Arbeiten in unseren Wunderkästen liegen zwischen 50 und 130 Euro. Ich sende euch auch gerne die Arbeiten zu, dann kommen nochmals 4 Euro Porto dazu. In der nächsten Zeit werde ich auch einen pdf Katalog von allen Arbeiten im Kasten erstellen, aber dafür brauche ich noch etwas Zeit 🙂

Arbeiten von Andreas Mattern, Susanne Haun, Hanka und Frank Koebsch und Conny Niehoff
Arbeiten von Andreas Mattern, Susanne Haun, Hanka und Frank Koebsch und Conny Niehoff

Ein P.S. – heute habe ich die Freigabe von Torgau TV bekommen den folgenden Sendemitschnitt von 2008 auf unseren Atelier K-02 youtube Kanal hochzuladen. Es ist eine seltene Gelegenheit, Leinwände von mir zu sehen, denn ich beschloss 2008 mich ganz auf die Zeichnung zu konzentrieren. Der Zuschauer wird allerdings feststellen, dass die Zeichnung und die Tusche auch von meinen Leinwänden besitz ergriffen hatte.
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17 comments

    1. Wenn der Markt es her gibt, würde man es wahrscheinlich tun, Cocolinchen. Aber ich hoffe, dass wir uns dann auch der sozialen Verantwortung bewußt sind und mit einem Teil des vielen Geldes gutes tun! Gruß Hauni

      1. Würde mich freuen wenn sich für euch Beide einmal wirklich die Frage stellen sollte wie ihr mit Teilen eures Vermögens soziale und künstlerische Projekte unterstützen könnt..

        1. Ich kaufe Kunst von meinen Kollegen, Christian, meistens nur kleine Kunst, denn ein großes Vermögen konnte ich mit meiner Kunst bisher nicht anhäufen.
          Hier kannst du meine Sammlung betrachten: http://susannehaun.wordpress.com/meine-private-sammlung-susanne-haun/

          Wie gesagt, ich habe nicht viel übrig, aber ich spende dann mal 10 Euro für die Tsunami oder Erdbebenopfer, für die NCL Stiftung oder für den Zoo Berlin habe ich ein Bild gespendet, oder auch hier geht ab und an eine Spende von mir hin http://www.spendenfürdeutschland.de/

          Viel ist es wie gesagt nicht, aber ich gehe immer davon aus, dass auch 10 Euro helfen.

          Gruß Susanne

  1. Hallo Susanne, tolle Idee mit den Wunderkästen!
    Deine Beschreibung zur Kalkulation fixer und variabler Kosten finde ich prima.
    Solche Überlegungen sollte man als Künstler/in anstellen um zu fairen und kostendeckenden Preisen zu gelangen.
    Gruß Günther

    1. Danke, Günther, ja, auch beim Verkauf von Bildern muss man zum Teil kaufmännisch denken. Dann kann man auch die Wunderkästen mit Bildern mit realen Preisen bestücken. Gruß Susanne

  2. N‘ abend Susanne,
    tja, mit dem Einkommen als Künstler is das so ne Sache….

    Eure Preise s.o. sind vollkommen OK; sind noch in dem Segment, wo die Größe und weniger der Name des Künstlers zählt. Denn viele Menschen kennen den Preis, aber nicht den Wert…..
    Was aber Ausstellungen betrifft, scheine ich selbst kritischer als andere Künstler zu sein. Die Mahnung eines alten Galeristen, ein Künstler dürfe seine Ausstellungen nicht finanzieren, versuche ich stets zu beherzigen.

    PS- Mein Galerist ist an unseren Sternzeichen nicht interessiert- würd sich nicht rechnen…;)

    1. Ja, Sven, das mit den Ausstellungen sehe ich genauso wie du.

      Leider läßt es sich nicht immer so von vorneherein planen, wo man gut verkauft und wo schlecht. Für Ausstellungen bezahle ich nicht. Aber du gehst mit den Reisekosten und mit den Kosten für die Rahmen, die gebunden sind, immer in Vorkasse.

      Sicher, ich könnte mir nur Ausstellungsorte um meinen Wohnort suchen, aber ich habe vor langer Zeit beschlossen, dass ich keine Lokalmatadorin werden möchte, es grenzt mir das Sichtfeld zu sehr ein.

      Angela vom Treffpunkt Kunst in Heidelberg findet die Sternzeichen Idee ja gut – mal schauen, was wir da für Projekte machen können…..

      Grüße aus Berlin Susanne

    1. Hallo Frank,
      ich werde mich auch gleich an den zweiten Teil meines Artikel über die Erschwinglichkeit der Kunst machen.
      Die Atelierzeitschrift habe ich auch Aboniert und lese sie sehr gerne, weil sie locker und leicht wichtige Dinge des Kunstbetriebes vermittelt.

      Grüße von meinem Balkon aus Berlin
      Susanne

  3. Finde die ganze Diskussion zu diesem Thema richtig und deinen Beitrag dazu besonders wichtig, da sich ja viele von uns wohl selten damit beschäftigen wodurch alles die Preise für eure Bilder beeinflusst werden. Die von euch angegebenen Preise finde ich absolut in Ordnung auch wenn es trotzdem meine Börse nicht zulassen würde als mir 2-3 mal im Jahr ein Werk zu kaufen….

  4. Hi Susanne,
    ich bin im Moment ohne Büroarbeit und würde auch gern‘ mal was verkaufen… aber sogar für 50 € ist es hier in Frankreich schon schwierig… Die Leute möchten nicht mehr in Kunst investieren und falls sie was sparen können denken sie eh‘ an Wellness.
    Sogar Ausstellungen lohnen sich nicht denn es fallen Kosten an für Mietwagen & C°… und ich werde wohl oder übel einem „normalen“ Beruf nachgehen müssen…
    Für mich ist es lehrreich zu lesen, wie Du funktionnierst, das müssten die Kunden mal alle lesen… denn Preis wird ja immer heruntergehandelt… quasi gefeilscht…
    Ich drück‘ Dir auf jeden Fall die Daumen… und verfolge auf FB was Du so alles unternimmst.
    GLG aus Frankreich

    1. Liebe Mamanlotus Ac,
      ja, es ist mitunter ein hartes Brot….
      Aber es macht Spaß und auch in Deutschland ist es nicht ganz so einfach wie wir uns das manchmal wünschen.
      Das Selbstständig sein ist – egal, was du verkaufst ob nun Kunst oder Kleider – immer auch vom Marketing und der Betriebswirtschaft abhängig.
      Ausstellungen sind immer ein Risiko, weil wir als Künstler in Vorkasse gehen. Deshalb arbeite ich sehr gerne mit Galerien zusammen.
      Bei diesem Zusammenarbeiten sind die Kosten gerecht geteilt, Transportkosten der Künstler und Ausstellungskosten der GaleristIn.
      Manchmal übernimmt auch der GaleristIn eine Transportstrecke dazu.
      Für mich ist die Kunst ein normaler Beruf. Vielleicht meinst du hier eher ein Angestelltenverhältnis statt die Selbstständigkeit…..
      Ich freue mich, dass dir die Texte unserer Blogparade weiterhelfen. Viel über die marktwirtschaftlichen Aspekte findest du auch bei Frank Koebsch http://www.frankkoebsch.wordpress.com auf dem Blog. Vielleicht hilft dir das auch weiter.
      GLG von Susanne

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