Cezanne und Nosferatu – Zeichnung von Susanne Haun

Cezanne gilt als Urvater der klassischen Moderne.

Zum einen müssen wir uns klar machen, dass in der Kunst und Literatur die Moderne erst mit dem 19. Jahrhundert begann. Cezanne lebte mitten in dieser Zeit des Umbruchs. In einem Essay zu Cezanne schrieb Walter Hess (aus Paul Cezanne „Über die Kunst“ Gespräche mit Casquet, rororo Klassiker):

„Aber in noch weit tieferem Sinne ist ein Künstler, der sich ehrlich seiner Situation in der modernen Epoche bewußt wird, eine einsame, auf sich selbst gestellte Existenz. … “

1. Skizze Seitenansicht Nosferatu von Susanne Haun
1. Skizze Seitenansicht Nosferatu von Susanne Haun

Im 19. Jahrhundert herrscht die Naturwissenschaft und die alten Themen der Malerei wie Mythen, Glauben und Sinneszusammenhänge wurden in den Hintergrund gedrängt. Wenn der Künstler dann nicht den Gegenstand oder das Aussehen desselben darstellen wollte, kann nach Cezannes Auffassung „der moderne Künstler diesen Zusammenhang (der Dinge) nur noch in sich selbst finden, in der eigenen inneren Erfahrung, in dem intuitiven schöpferischen Vermögen, jener Urkraft, das heißt dem Temperament.“

Nun sind wir wieder bei meiner Frage vom Montag. Der Begriff des Künstlers ändert sich also im Laufe der Geschichte.

Sind die Künstler des 21. Jahrhunderts, also unserer heutigen Zeit auch einsam? Müssen wir beim Künstlerbegriff differenzieren? Wie verändert sich der Begriff „Künstler“ wenn ihr ihn von euch persönlich loslöst?

Es wäre schön, wenn ihr eure Kommentare weiterhin zu unserer Montags – Blogparaden – Diskussion „Wer oder was ist ein Künstler und warum?“ schreiben würdet.
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Nosferatu Seitenansicht - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten
Nosferatu Seitenansicht - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten

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Loslösen von mir persönlich geht das nur, wenn ich mir einen Künstler eines anderen Metiers vorstelle.

Ich dachte an Murnau (siehe hier meinen Beitrag) und seinen Nosferatu und von dort waren meine Gedanken schnell bei Werner Herzog und Klaus Kinski.
Werner Herzog sagte „In den kommenden fünfzig Jahren wird es unmöglich sein, einen Vampirfilm zu drehen, der sich nicht auf meinen Nosferatu bezieht.“
Ich denke, Herzog darf dabei nicht die Rolle Klaus Kinskis vergessen. Er hat den Nosferatu genauso geschaffen.
Dieses Zitat von Kinski macht mich sehr nachdenklich:
„Meine Empfindungen sind ein einziges Chaos. Schlingpflanzen, die mich zu ersticken drohen. Dschungel, aus dem ich mich herauskämpfen muß. Ich habe niemanden der mir hilft.“

Zum Künstler sein gehört das Loslösen von der Gesellschaft, neue Wege gehen, neues Entdecken, altes in Frage stellen …

Das ist etwas, was Kinski uns auf jeden Fall zeigt. In der Vergangenheit habe ich mich hier mit ihm auseinandergesetzt.

Herzog zitiert in seinem Film Murnau und ich zitiere nun alle drei – Murnau, Herzog und Kinski. Das Thema habe ich noch nicht zuende gedacht. Es werden noch weitere Auseinandersetzungen mit den dreien folgen.

Nosferatu Dreiviertelansicht - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten
Nosferatu Dreiviertelansicht - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten

Übrigens, beim zeichnen ist mir aufgefallen, dass der Gollum aus dem Herrn der Ringe vom Regisseur Peter Jackson dem Nosferatu schon sehr ähnlich sieht!

9 comments

  1. super Zeichnung Susanne !!

    ….aber täglich angucken möchte ich mir “ Nosferatu “ nicht 🙂
    Finde einfach seine Geschichte unheimlich !

    Schönen Abend, glg Ingrid

    1. Nein, Ingrid, er ist da dein Text, so weit reicht die Macht des Nosferatu nicht (Spaß 🙂

      Zum täglichen anschauen ist er wahrlich nicht, aber es macht mir unerhörte Freude, ihn zu zeichnen!

  2. Genau mein Reden- unser Kunstbegriff entwickelte sich mit der Emanzipation des Bürgertums. Plötzlich waren nicht mehr Adel und Klerus definierend. Zudem wurde das Dokumentierende von den ersten Fotografen übernommen.

    Evtl zeigst Du und noch den „echten“ ersten Nosferatu, den Max Schreck verkörperte?

    1. Ja, und plötzlich mußte nicht mehr jede Frau „Maria“ sein, Sven!
      Klar, zeige ich noch den „echten“ Nosferatu … 🙂
      Doch dazu benötige ich immer Ruhe …. und heute habe ich wieder eine Anrufliste solange wie Toilettenpapier …………………
      Deshalb gibt es heute Lilien ……..

  3. „Einsam“ kann auch „eins sein“ bedeuten. Eins sein mit sich selbst, mit der Welt.
    Transsilvanien, Siebenbürgen in Rumänien ist eine Malreise wert.
    Dein Blog ist fantastisch!!!
    MfG
    TW.

    1. Danke, Thomas. Da werde ich wirklich rot!
      Ich finde es auch sehr wichtig, das ich mit mir selber und der Welt auch eine Weile alleine sein kann.
      Ich geniesse das sogar und brauche es wie die Luft zum Atmen!
      Susanne

  4. Toll Susanne, Du zeigst hier einmal mehr Dein grosses Können als Zeichnerin und Deine tiefe Auseinandersetzung mit der Kunst als Künstlerin!
    l.g. Helen

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