Ich und die Einsamkeit – Selbstportrait von Susanne Haun

Gestern habe ich bei meinen Streifzügen durch das Netz das Interwiev „Cornelia Schleime, Künstlerin | Typisch Deutsch“ gefunden.

Schleime sagt z.B. „Wer die Einsamkeit nicht aushält, braucht die (Farb)tube gar nicht aufdrehen“.

Ja, das kann ich so gut nachvollziehen — ich verspinne mich beim Zeichnen auch in meine Welt! Ich denke über meine Bilder nach, überlege über die nächsten Striche verwerfe und entwerfe.

Gestern Abend war ich sehr müde. Da bin ich ein prima müdes Modell. Und ich werde nie wieder ein müdes Modell zeichnen können, ohne an Cornelia Schleimes Worte über ihre in der DDR verbotenen Kunst zu denken. Ein Frau aus der DDR hat nicht müde auszusehen und deshalb wurde ihr Bild vom müden Modell mit den hängenden Haaren abgehangen.

Ich bin müde - 22.00 Uhr - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Esmeraldagrüne Tusche auf Bütten
Ich bin müde - 22.00 Uhr - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Esmeraldagrüne Tusche auf Bütten

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Es ist für mich unvorstellbar, dass man nicht müde in der Kunst aussehen darf. Was sind es doch für Kleinigkeiten, die Menschen aufregen können und aus denen so große und furchtbare Sachen wie Berufsverbot wurden.
Dieses Interview geht mir noch sehr in meinem Kopf herum. Was kann es denn für Richtlinien geben, wie eine Frau auszusehen hat?

Aber gnadenlos habe ich weiter youtube geschaut; es gab noch ganz viele Interviews aus der Reihe Typisch Deutsch von der Deutschen Welle – unter anderem auch das von Doris Dörrie. Mir gefiel am Besten die Feststellung von Dörrie, dass eine Frau nicht arogant werden kann, da sie nach einer Ehrung nach Hause kommt, um festzustellen das Toilettenpapier ist alle und sie hätte das Gefühl, bei ihre männlichen Kollegen wäre das Toilettenpapier nie alle.

Ich muss zu Gunsten der Emanzipation sagen, dass ich glaube, dass bei den vielen Singlehaushalten auch bei Männern das Toilettenpapier ausgeht. Der Unterschied ist, Frau läuft zu Aldi und erledigt gleich den Wocheneinkauf, Mann fährt schnell zur Tankstelle oder geht zum Imbiß, Zeitungsladen um die Ecke und kauft eine Rolle.
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Ich bin müde - 23.00 Uhr - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Esmeraldagrüne Tusche auf Bütten
Ich bin müde - 23.00 Uhr - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Esmeraldagrüne Tusche auf Bütten

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Zwei Interviews, zwei erfolgreiche Frauen und zwei so unterschiedlich Backgrounds. Das muss ich erst mal verarbeiten.

Übrigens: Hier bei den Blogpaten könnt ihr ein Resümée von mir aus künstlerischer Sicht auf die Blogparade lesen.

6 comments

  1. Das ist wieder so ein schöner Beitrag Susanne! Das Interview mit Cornelia Schleime fand ich interessant, dass mit dem Klopapier amüsant 🙂 und die müde Susanne ruht sich am WE hoffentlich aus (tolle Zeichnung). l.g. Helen

  2. ja das Ausruhen:
    kreative Ideen am Fließband flutschend liefern
    pragmatische Lösungen dazwischen beim Klingeln des Mobilphones entwickeln
    Deadline=> die Todeslinie wirklich, das ist sie

    ohne Ausruhen geht das auch bei mir,
    doch der Preis dafür bin „ich“,

    ich entschloss mich, dass „ich“ mir wertvoll bin

    und der Entschluss wird immer besser Realtität 😉

    1. Ja, der Preis, Monika, den müssen wir alle auf die eine oder andere Art bezahlen. Es ist die Frage, was du selber bereit bist, zu zahlen.
      Ich zeichne, das ist das, was ich will.
      lg Susanne

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