Herr Hildesheimer sieht Janssen und was sehe ich? – Skizzen von Susanne Haun

„Die psychoanalytisch orientierte Suche nach Wahrheit und Authentizität macht den einzigartigen Rang der Kunstbetrachtungen von Wolfgang Hildesheimer aus.“ steht es im Klappentext des Buches „Schule des Sehens“ von Wolfgang Hildesheimer.

Das ist kein einfacher Satz und ich habe ihn inszwischen schon mehrmals gelesen und mir gefällt er immer besser. Das Buch kaufte ich im Antiquariat (siehe Artikel vom 4.2.2011)

Ich zeichne den Flamingo zwischen den Pepperoni - Zeichnung von Susanne Haun
Ich zeichne den Flamingo zwischen den Pepperoni - Zeichnung von Susanne Haun

Es ist kein Buch, was ich durchgehend lese, was aber auf meinem Nachtisch liegt und was mich immer wieder zum Denken anregt. So las ich gestern Abend Hildesheimers Worte über Janssen:

„So wirkt seine Kunst auf uns als … Erschütterung. Sein Werk scheint persönliche Botschaft zu sein, unmittelbare beredte Mitteilung. Janssen zeichnet seine Gegenwartsbewältigung auf.“

Der kurze Ausschnitt aus dem Kapitel „Janssen und wir“ von Hildesheimer hat mich sehr beeindruckt. Ich sehe neben den brillianten Zeichner Janssen auch eine getriebene Seele, eine Seele die sich zum Glück ein Ventil im Schreiben und Zeichnen geschaffen hat. Aber ich kann nur spekulieren, denn ich habe nie mit Janssen gesprochen. Aber sagen nicht die Zeichnungen und Texte genug aus? Wie wäre Janssen wohl mit der heutigen Zeit, der „Generation Facebook“ umgegangen? Bestimmt hätten wir ihn oft im Netz getroffen, den Herrn Janssen.

So erwartet mich der Engel morgen .... Susanne Haun
So erwartet mich der Engel morgen .... Susanne Haun

Ich habe mir heute die unvollendete Pepperoni – Engel – Zeichnung der Größe 200 x 40 cm (seht hier) vorgenommen und die Flamingos aus dem Berliner Zoo in sie integriert.

11 comments

  1. Dein Atelier ist wirklich super, liebe Susanne. Der viele Platz und die weissen Wände laden richtig dazu ein, kreativ auch im großen Format zu sein. Da ich stets auf meinem alten Kulissentisch zeichne, wären Großformate, so wie z.B. dein wunderbarer Engel, ein Problem für mich. Oder ich müsste mich dazu auf den Fussboden begeben ( was ich auch schon mal ausprobiert habe). Wenn du mal meinen „Arbeitsplatz“ anschauen möchtest, hier bitte klicken:
    http://roswithageisler.wordpress.com/2010/07/26/mein-arbeitsplatz/
    LG von Rosie

  2. Horst ist ja tatsächlich sehr oft im Netz vertreten, aber er selbst hätte sich wahrscheinlich frühzeitig von der digitalen Flut von fake & abuse abgewendet und aus der realen Welt mit Wort und Stift »zurückgeschossen«.

    Das Buch »aber auf meinem Nachtisch« zu platzieren, wäre ihm vielleicht schon eingefallen. 😉

    PS: Janssens »alte« Werke werden wohl noch lange nach Fratzenbuch genutzt, um Sehen, Gestalten und Kunst zu lehren. Hoffentlich.

    1. Ich denke, dass die digitale Zeit nicht zurückzudrehen ist. Genauso, wie auch der Fernseher Einzug in die Wohnzimmer gefunden hat, hat auch der Laptop seinen Platz neben dem Sofa erobert.
      Zur Zeit liegen Dieter Richter, „Das Meer“ und Alain Corbin, „Meereslust“ auf meinem Nachttisch. Eine ebenso interessante Lektüre. Lesen ist für mich auch Bewegung und den Beitrag, den du dir da von mir herausgesucht hast, der ist 6 Jahre alt. Ich musste ihn selber erst nachlesen …. Mein Blog ist mein Gedächtnis und deshalb führe ich ihn auch so akribisch.
      Danke, dass du mich auf meine vergangenen Gedanken aufmerksam gemacht hast, und ja, Janssen wird wohl noch von vielen Generationen gelesen und geschätzt werden!

      1. Viele hoffen ja noch auf eine baldige analoge Zeit … 🙂

        Ihr Artikel ist einfach zeitlos, deshalb kann man ihn auch prima nach zehn Jahren kommentieren. Verraten Sie den akribischen Lesern bitte, welches Dessert zur Zeit unter Ihrer Meereslektüre liegt?

          1. Das ist allerdings ein kreativer Name für Ihren Nachtisch. Würde Restaurantbesucher allerdings eher abschrecken. Offenbar haben Sie das heftige Zaunpfahlwinken übersehen …

              1. Gut Ding … aber wäre es nicht doch sinnvoll, den Fehler im Artikel zu korrigieren? Nicht dass jemand noch auf die Idee kommt, einen Nachttisch zum Nachtisch zu verspeisen oder Desserts mit Büchern zu garnieren.

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