Was wir brauchen – Inspirationen von der Abschlussveranstaltung des 25. Freiburger Literaturgesprächs

Das schlimmste vom Tag vorweg: mein Reise-Unterwegs-Füller ist K A P U T T. Ich weiß, das heißt „entzwei“, aber ich habe da noch drei andere Worte für diesen Zustand im Kopf.

So habe ich Annette Pehnts Blumen, die sie von der Dekoration des 25. Freiburger Literaturgeprächs mitgebracht hat, mit einem Schreibfüller zeichnen müssen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so ein Unterschied ausmacht, aber es ist so. Bei einem Schreibfüller fließt die Tinte nicht so gut. Oder es liegt an den Patronen, ich werde es ausprobieren.

Annette Pehnts Blumen -Skizze von Susanne Haun
Annette Pehnts Blumen -Skizze von Susanne Haun

Die Abschlussveranstaltung des 25. Freiburger Literaturgesprächs stellte die Frage „Was wir brauchen“ und ich bin fasziniert, wie die Fragen in der Literatur genauso in der bildenden Kunst gestellt werden. Auf dem Podium saßen der Büchner und Kleist Preisträger Wilhelm Genazino, Aris Fioretos und Peggy Mädler. Ein Potpourri durch die Generationen, was der Zuhörer auch merken kann.

Auch in der Literatur steht die Frage der Authentizität weit oben. Das Individuum muss in die Geschichte einlaufen, zum Leben stehen und nicht außen stehen.

Und auch hier wird die Frage gestellt, muss ich über die Finanzkrise schreiben? Muss ich den arabischen Krieg erzählen? Es sind die Fragen, die ich mir oder die Kunst sich auch stellt. Muss ich die Finanzkrise oder die Panzer zeichnen?

Meine Notizen zum Freiburger Literaturgespräch - Foto von Susanne Haun
Meine Notizen zum Freiburger Literaturgespräch - Foto von Susanne Haun

Müssen wir uns dem Diktat der Gegenwärtigkeit stellen? Läuft die Geschichte nicht mit Verzögerung in die Literatur ein?

Ich mochte besonders den Ausspruch von Genazin, dass alle Katastrophen den Tag über im Kopf stattfinden, man wacht morgens als Revolutionär auf und geht als Engel ins Bett.

Genazin meinte, Kunst kommt von Konflikt einem anderen Wort für Wunde. Wir wollen nicht wissen, wie wir lieben.

Und auch bei dieser Diskussion die Frage: „Kann Literatur aus Freude entstehen?“ – ich übersetzte das mit „Darf Kunst schön sein?“ Ist das Unglück einfach interessanter?

7 comments

  1. Ist das ein Artpen gewesen? Ich bin mit denen nie zurechtgekommen, mir ist immer die Tinte eingetrocknet. Ich nehme einen Schreibfüller mit Tank, ohne Patronen. Und Du mußt nicht auch noch die Unglücke dieser Welt malen!

    1. Ja, Maike, das war er, ein ArtPen. Bei mir war es umgekehrt, ich saß in Imst nach der Vernissage in netter Runde zusammen und plötzlich waren meine Hände braun von der Tinte, die in Sturzbächen aus dem Füller lief. Jetzt habe ich auch einen normalen Füller gekauft, mal schauen, wie das jetzt wird.
      Gut, dass du auch findest, dass wir nicht das Unglück der Welt auch noch malen müssen!
      LG Susanne

  2. Hallo Susanne!

    Ich war ein paar Tage unterwegs und stoße heute auf Deinen Eintrag mit dieser grundsätzlichen Frage, ob man als Künstler das Tagesgeschehen auch der Politik in seinem Werk aufgreifen soll, darf oder kann. Die Frage treibt mich schon lange um.

    Als politischer Mensch müsste man dies eigentlich bejahen, aber die Kurzlebigkeit der Themen steht im Gegensatz zu meinem Anspruch, in meinem Werken möglichst langfristig und grundsätzlich tragfähige Themen aufzugreifen. Ich nenne dies immer die „Seins-Themen“ – klingt vielleicht ein wenig sehr groß.

    Anderseits ist es aber auch wichtig als Künstler, so meine ich, gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch Position zu beziehen und sich zu äußern zu den vielen gerade nicht akzeptablen Vorgängen in unserer Gesellschaft.

    Zudem: die mir wirklich wichtigen Themen – das ist mein ganzheitlicher Ansatz – müssen wirklich meinem Inneren entsprechen. Sie müssen mich bewegen. Dann ist auch das Ergebnis überzeugend. Das hat wohl wieder etwas mit diesem komischen Begriff der Authentizität zu tun.

    Ich bin unsicher, weiß noch nicht so genau, wo ich in dieser Frage stehe und bin daher dankbar, dass Du dies mal wieder aufgegriffen hast.

    Liebe Grüße nach Freiburg
    Jürgen

    1. Ja, Jürgen, das sehe ich auch so. Ich denke auch, dass ich meine politische Meinung nicht zeichnen aber sagen sollte. Nicht einfach zu beantworten. Nun bin ich wieder in Berlin angekommen und werde mich morgen nochmals ausführlich mit dem Thema beschäftigen.

  3. Also, den rotring artpen gibt es noch, z. B. bei amazon. Ich benutze ihn sehr gern zum Zeichnen, auch weil sich die Tinte so schön mit dem Pinsel lavieren lässt.
    In Deinen blog schaue ich immer wieder gerne, weil ich Deine Zeichnungen mag. Gefunden habe ich Dich über jedentagzeichnen.

    1. Wer weiss, was mir der Verkäufer in Freiburg erzählt hat, Elisabeth, ich werde mir gleich einen ArtPen bei Amazon bestellen. Mal schauen, vielleicht gibt es auch noch einen bei Boesner. Danke für deinen Kommentar dazu.
      Danke auch für dein Lob zu meinem BLog.
      Viele Grüße sendet Susanne

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