Die Versuchung des heiligen Antonius – Zeichnungen von Susanne Haun

»Unter Flauberts vielen Büchern das seltsamste.« Jorge Luis Borges

Dieses Zitat steht  auf der Katalogseite des Diogenes Verlags zum Buch „Die Versuchung des heiligen Antonius„.

Entstehung Herbst (c) Zeichnung von Susanne Haun
Entstehung Herbst (c) Zeichnung von Susanne Haun

40 Jahre lang schrieb Flaubert an diesem Buch, das den Weg des heiligen Antonius zu völliger Askese und Einsamkeit und seine Versuchungen durch Luxus, Sinnlichkeit und Macht erzählt. Er begann mit dem ersten Entwurf als 13jähriger und nach knapp 40 Jahren legte er die entgültige Fassung vor.

Ute Schätzmüller hat den Antonius zu mir gebracht.

Schon vor einem halben Jahr beschlossen wir beide, ein gemeinsames Projekt zu starten. Beide fühlen wir uns angesprochen von den Arbeiten des anderen, wir haben uns über unsere Blogs kennengelernt.

Es war dann trotzdem nicht einfach,  das passende Thema  für uns beide zu finden und nach einem langen Brief-, nein Mailwechsel, schlug Ute schliesslich den heiligen Antonius vor, der sie so oder so gerade beschäftigt. Sie nannte zwei, drei Zitate aus dem Buch und ich war überzeugt.

Im Netz kaufte ich drei verschiedene Exemplare mit unterschiedlichen Übersetzungen des heiligen Antonius. Das schönste ist das Buch von 1921 in einer Übersetzung von Hermann Lismann mit 14 Holzschnitten desselben.

Der Heilige Antonius von Lismann übesetzt und illustriert (c) Foto von Susanne Haun
Der Heilige Antonius von Lismann übesetzt und illustriert (c) Foto von Susanne Haun

Ich weiss, es hört sich etwas verrückt an, drei gleiche Bücher zu kaufen. Deshalb hier der erste Satz mit der Ortsbeschreibung aus allen drei Büchern:

Übersetzung von Hermann Lismann:
„In der der Thebais, auf der Höhe eines Gebirges, Terasse in Halbmondform gerundet, eingeschlossen von großen Steinen.!

Übersetzung von Barbara und Robert Picht:
„Hoch in der Thebais, auf einem halbmundförmigen, von großen Felsbrocken eingeschlossenen Bergplateau.“

Übersetzung von Felix Paul Greve:
„In der Thebais, hoch oben an einem Berg, auf einem halbmondförmigen Plateau, das von großen Felsen eingeschlossen ist.“

Interessant, oder? Müßte der Leser nicht denken, dass bei so etwas simplen wie die Ortsbeschreibung alle drei Übersetzungen gleich sind? Wie sieht es dann erst mit den phylosophischen Betrachtungen aus?

Direkt mit dem Zeichnen zum heiligen Antonius habe ich heute noch nicht begonnen. Wie Ute und ich uns unser Projekt vorstellen, berichte ich morgen weiter.

Entstehung Herbst (c) Zeichnung von Susanne Haun
Entstehung Herbst (c) Zeichnung von Susanne Haun

Während ich über den heiligen Antonius und Ute und unser Projekt nachdachte, habe ich in der Gärtnerei gerade über meines Ateliers gestöbert, mich am grünen Kürbis erfreut und ein Stilleben mit meiner Ruthi (siehe hier) aufgebaut und gezeichnet.

For my english reader:
I have a new project, the illustration of „The temptation of saint Antonius“ from Flaubert. As I thought about Saint Anthony, and Ute and our project, I looked at the garden and flower shop just above my studio, I am pleased  a green pumpkin still life with my Ruthi (see here) and drawn up.

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Quelle: Diogenes Verlag, Katalog, http://www.diogenes.ch/

Gustav Flaubert, „Die Versuchung des heiligen Antonius, aus dem Französischen von Barbara und Robert Picht,insel Taschenbuch 1868, Erste Auflage 1996

Gustav Flaubert, „Die Versuchung des heiligen Antonius, aus dem Französischen von Felix Paul Greve, Diogenes Verlag, 1979

Gustav Flaubert, „Die Versuchung des heiligen Antonius, aus dem Französischen von Herman Lismann, Verlag für praktische Kunstwissenschaft S.Schmidt, 1921

10 comments

    1. Danke, liebe Astrid, ich bin am 13. Oktober mit einer Einzelausstellung in Hamburg, vielleicht hat ihr Zeit…..
      Ich mag deine Pastelle auch sehr und schaue gerne auf deine Homepage….

  1. Sehr sehr spannend. ich freue mich schon sehr auf die Realisierung des Projektes.
    Was die Übersetzungen angeht, hat ein kluger Mensch dessen Name mir leider gerade nicht einfällt, einmal vorgeschlagen, Gedichte müssten alle zehn Jahre neu übersetzt werden. So sehe ich die unterschiedlichen Übersetzungen des von Dir zitierten Eingangssatzes. Es ist ja die selbe Gegend, die da beschrieben wird, und vermutlich eine Frage des jeweiligen Zeitgeistes und Sprachgebrauchs, ob man von großen Steinen oder einem Fels spricht.

      1. Liebe Susanne,

        dein Satz und das Papier sind eben angekommen! Aber dein Bericht über die verschiedenen Übersetzungen hat mich auf eine Idee gebracht. Wie wäre es, wenn wir immer beide den jeweiligen Satz zeichnen, malen, etc. würden, dann haben wir immer zwei unterschiedliche „Übersetzungen“ der selben Worte und die könnten wir dann auch wunderbar in einer Reihe untereinander oder nebeneinander wie ein Buch (das Papier hat eine wunderschöne Größe dafür!) Präsentieren.

        Lg Ute

        1. Liebe Ute,

          irgendwie dachte ich sowieso, dass wir es beide so machen! Ja, es wird eine tolle Gegenüberstellung werden….. ich sehe die Arbeiten auch schon untereinander, nebeneinander.
          Um 18 Uhr poste ich mein Blog mit den ersten Arbeiten, ich bin auch schon sehr neugierig, wie du die Arbeiten interpretiert hast.
          Liebe Grüße sendet dir Susanne

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