Frau? Mann? –> Kunst <– Rezipient – Blogparade – Bericht von Susanne Haun

Darf das Geschlecht der Künstler in der Rezeption und Beurteilung der Kunst eine Rolle spielen?
fragt Ute Schätzmüller heute in der zweiten Woche unserer Blogparade.

Ich zitiere hier Ute:
Ein paar Anregungen sind: Warum beschäftigen sich Frauen so häufig in ihrer Kunst mit der Rolle der Frau und der Rolle der Frau als Künstlerin – sollten sie nicht einfach “nur” Kunst erschaffen?

Ich 2009 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Ich 2009 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Kennt ihr diese Künstlerpaare?
Max Ernst – Dorothea Tanning
Arnulf Rainer – Maria Lassnig
Diego Rivera – Frieda Kahlo
Rodin – Camille Claudel
Wassily Kandinsky – Gabriele Münter

Dazu gibt es hier einen schönen Artikel in der Zeit online.

Rosemarie Trockel, Cindy Sherman, Jenny Holzer, Katharina Sieverding sind alles Kaiserring Trägerinnen.

Wenn ich mir diese Namen anschaue, dann ist es egal, ob Mann oder Frau Kunst machen, sie müssen es nur wirklich tun und wollen mit ihrer ganzen Kraft. Und wenn diese Kraft des Wollens in den Arbeiten zu spüren ist, dann ist es dem Rezipienten egal ob Frau oder Mann.

Ich 2010 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Ich 2010 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Ich fühle mich als Frau bei der Beurteilung der Rezipienten nicht benachteiligt und ich mache mir auch keine Gedanken darüber, dass ich eine Frau bin – jedenfalls nicht im Zusammenhang mit meiner Arbeit.

Es ist natürlich eine Entscheidung, die zu treffen ist. Ich kann Kunst nicht nebenher machen. Die Kunst ist eine Arbeit, die Respekt und Anerkennung verdient und fordert. Die Kunst ist eine eifersüchtige Geliebte(r). Sie verlangt alles vom Kunstschaffenden.

Ich denke, dass biologischer Weise eine Uhr in jeder Frau tickt und da die meisten Frauen Kinder möchten, kommt es zwangsläufig zu einer Unterbrechung des Tun, in der eine Frau nicht so schaffen und reisen (die Kunst zeigen und vermarkten) kann, wie sie das will.

Ich 2010 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Ich 2010 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Wir freuen uns, wenn ihr mit uns diese Woche auf Utes Blog diese Frage diskutiert – es gibt eine Aquarellzeichnung von Ute und ein Sternzeichenbuch zu gewinnen.

For my english reader:
„Play the sex of the artist at the reception and evaluation of the arts a role?“ asks Ute Schätzmüller today in the second week of our blogparade.
I feel the recipient does not discriminate me as a woman.

Im Abstand von einer Woche werden wir folgenden sechs euch Fragen zur Kunst stellen und euch einladen, mit uns zu diskutieren:

Als Sponsor für unser Projekt konnten wir, wie ich schon erwähnte,  Karsten Peters, Galerist der Hamburger Galerie Faszination Art gewinnen.

Start der Blogparade Künstler /  ausgelobter Preis Ausgelobter Preis
22.10.2012 Susanne Haun„Azalee“17 x 22 cm, Zeichnung Tusche auf Bütten Azalee (c) Zeichnung von Susanne HaunAzalee (c) Zeichnung von Susanne Haun
29.10.2012 Ute Schätzmüller“man, water”18 x 24 cm, Aquarellzeichnung auf Clairefontaine Bütten man, water (c) Ute Schätzmüllerman, water (c) Ute Schätzmüller
04.11.2012 Jürgen Küstero.T.21 x 29,7 cm, Radierung/Gummidruck auf Bütten 160g o.T. (c) Jürgen Küstero.T. (c) Jürgen Küster
12.11.2012 Conny Niehoff„kleine expressive Landschaft“ca. 16 x 24 cm,  Mischtechnik auf Papier kleine expressive Landschaft (c) Conni Niehofkleine expressive Landschaft (c) Conni Niehof
19.11.2012 Oliver Kohls„Abendhimmel über Marschland”40 x 50cm, Pastell Abendhimmel über Marschland (c) Oliver KohlsAbendhimmel über Marschland (c) Oliver Kohls
26.11.2012 Frank KoebschFaszination Ballett # 1“10,5 x 15 cm, Miniatur in Aquarell Faszination Ballett # 1 (c) Miniatur in Aquarell von FRank KoebschFaszination Ballett # 1 (c) FRankKoebsch

8 comments

  1. Liebe Susanne!

    Danke für die Empfehlung des Artikels, er ist wirklich gut. Leider zeigt er, finde ich, dass es (zumindest bis in die heutige Zeit) eben nicht egal ist. Das die Künstlerinnen in solch einer Paarbeziehung doch immer nur an zweiter Stelle stehen. Und wenn man sich anschaut, dass es an den Kunstakademien weit mehr Frauen als Männer gibt, unter den Top Künstlern allein schon unter den Professoren allerdings drastisch mehr Männer als Frauen – scheint es doch eine Rolle zu spielen…

    Lg Ute

    1. Liebe Ute,

      es gibt weniger Frauen aber es liegt, denke ich, nicht an die Benachteiligung sondern an der eigenen Entscheidung, ob sie hinter den Partner treten oder nicht.

      Lg Susanne

      1. Liebe Susanne!

        Natürlich sollte und darf man sich als Frau nicht daruf berufen, aber Muetzenfalterin legt in ihrem aktuellen Artikel noch einige interessante Aspekte dar und wenn man sich mit Studien zu Gender in der Kunst befasst, zeichnen diese ein anderes Bild… Natürlich können wir sagen, es liegt in der Entscheidungsgewalt der Frau selbst, doch auch sie das Rollenbild und die Geschlechterstereotypen unserer Gesellschaft von ihrer Kindheit an internalisiert, d.h. verinnerlicht hat, ist es eben wieder fraglich, wie frei ihre Entscheidung da wirklich ist (bzw. war)

        Ich denke heutzutage ist es schon leichter, sich bewusst von sochen Rollenbildern frei zu machen, aber die meisten Männer und Frauen leben sie noch voll und ganz, ohne es zu merken und ohne es in Frage zu stellen…

        Lg Ute

  2. Ja, Ute, es ist sehr, sehr schwer sich von der Erziehung zu befreien. Ich weiss das sehr gut, habe ich noch dieses Gedicht als Erziehung mit auf dem Weg bekommen:
    „Sei sittsam und bescheiden, das ist die schönste Zier, dann mag dich jeder leiden und dieses wünsch ich dir“.
    Es dauerte, sich davon zu befreien!
    Ja, es wird immer leichter, sich von den vorgeschriebenen Rollen zu befreien. Jedenfalls ab einem bestimmten Bildungsstand. Studien zeigen, dass es auch hier unterschiede gibt. Eine Akademikerin kann sich schneller davon befreien als eine Arbeiterin. Es hängt natürlich auch mit wirtschaftlichen Abhängigkeiten zusammen.
    Ich denke auch, dass es eine spannende Diskussion wird.
    Ich möche bewußt weiter vertreten, dass Frauen nicht benachteiligt werden und sich aus ihrer in der Erziehung festgelegten Rolle befreien können.
    Ich kenne die Zahlen… ich sehe die vielen Frauen und wenigen Männer an der Uni….
    lg Susanne

    1. Liebe Susanne,

      das finde ich gut, dann bleibt die Diskussion immerhin spannende!

      Kennst du die Theorie zur „gelernten Hilflosigkeit“? Sie versucht zu erklären, warum bei Männern der Schulabschluss positiv mit dem Karriereweg korreliert, d.h. je besser der Schulabschluss, umso besser in der Regel auch der Beruf der Männer – und bei Frauen nicht. Die Theorie besagt, dass Mädchen von Beginn an konformer erzogen sind und somit im System Schule die (vordergründigen) Gewinner. Sie zeigen von Anfang an die besseren Leistungen. Erfolgreiche Jungs hingegen beginnen oft schwach in der Schule, für einen guten Schulabschluss müssen sie Strategien lernen, Frustrationstoleranz entwickeln. Letztlich entwickeln sie ein Selbstkonzept das besagt: Ich kann alles lernen und ich kann alles beinflussen. Man nennt das Selbstwirksamkeit. Mein Erfolg liegt an mir und der Misserfolg liegt an äußeren Faktoren.

      Das Problem der, immer guten Mädchen ist, dass sie ein „globales“ Konzept ihrer Fähigkeiten entwickeln. Sie glauben oft, das Fähigkeiten etwas unabänderbares sind, das sie etwas können oder etwas nicht können, (z.B. Ich bin halt Sprachbegabt, aber Mathe kann ich einfach nicht ) aber sie lernen oft nicht, dass sie alles lernen können, wenn sie wollen. Auch neigen sie dazu, ihren Misserfolg von ihrer eigene Person und ihren Erfolg von äußeren Faktoren abzuleiten.

      Dies alles führt letztlich dazu, dass gerade die intelligenten Mädchen in ihrer Karriere oft weit unter ihren Möglichkeiten bleiben; ein Problem, dass z.B. gerade bei den Akademikerinnen auftaucht…

      Ich denke, es ist wichtig, so etwas zu wissen und sein eigenes Handeln auf solche Faktoren hin zu betrachten, um die eigene Selbstwirksamkeit zu erhöhen 🙂

      Liebe Grüße Ute

      (Ich könnte da stundenlang drüber diskutieren – war Thema meiner Abschlussprüfung und jetzt erinnere ich mich an tausend Dinge, die ich dafür gelernt habe) 😉

      1. Ja, ein gesundes Selbstbewußtsein haben Jungen selbstverständlicher als Mädels.
        Aber Mädels können dieses Selbstbewußtsein lernen oder wenn die Mutter es schon gelernt hat, gibt sie es ihrem Mädel weiter!

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