Die Welträtsel und eine kleine rosa Blüte – Zeichnungen von Susanne Haun.

Am Sonntag lese ich besonders gerne Morgens ganz in Ruhe meine Zeitung.

Als Freiberuflerin könnte ich das täglich, aber an einem Montag bis Samstag bin ich zu pflichtbewußt (oder zu diszipliniert), um mir diese Freude vor dem Mittag zu gönnen.

Gestern war ein Artikel über Ernst Haeckel (1834 – 1919), Mediziner und Zeichner, im Tagesspiegel, der mich sehr interessierte (hier könnt ihr den Artikel online lesen).

Zwei rosa Blüten (c) Foto und Zeichnung von Susanne Haun
Zwei rosa Blüten (c) Foto und Zeichnung von Susanne Haun

Ich fand die Biographie und natürlich auch die Zeichnungen von Haeckel sehr interessant. Er hat bei einem 15monatigen Aufenthalt in Italien in der Hafenstadt Messina die winigen Tierchen aus dem Wasser gefischt, sie unter das Mikroskop gelegt und dan gezeichnet. Während seines Aufenthalts in Italien überlegte er, die Wisssenschaft aufzugeben und Landschaftsmaler zu werden. Aber die Begeisterung für die Wissenschaft war für den studierten Professor letzt endlich größer; er entdeckte z.B. in Messina an einem einzigen Tag zwölf neue Arten.

Haeckel war von euphorischem Wesen, was ihn von dem ernsten Darwin unterschied. Darwin war sehr vorsichtig, die Kirche nicht zu sehr anzugreifen und besprach auf Grund dessen ganze Teile seiner Theorien nicht in seinen Büchern.

Seinem euphorischem Wesen verdankte seine Verlobte in einem seiner Brief sicher auch folgendes Zitat:
„Ich fiel vor meinem Mikroskop auf die Knie und jubelte dem Meere und den gütigen Meeresgöttern zu …“

Mir gefällt auch folgendes Zitat von Haeckel, dass er in Messina am Strand schrieb:
„Je tiefer man in die Naturgeheimisse eindrignt, desto tiefer überzeugt man sich von der Unzulänglichkeit des GEistes, sie ganz zu fassen.“

Diese „Unzulänglichkeit“ erscheint mir heute noch viel größer. Was kann unser Geist an Wissen aufnehmen? Wieviel Wissen ist seit Haeckels Besuch in Messina dazu gekommen! Selbst die Spezialisierung in eine Fachrichtung ist nicht mehr möglich, jeder muss seine Kraft auf kleine Teilgebiete fokussieren, möchte er etwas bewirken.

Rosa Blüte 30 x 40 cm Tusche auf Bütten (c) Foto und Zeichnung von Susanne Haun
Rosa Blüte 30 x 40 cm Tusche auf Bütten (c) Foto und Zeichnung von Susanne Haun

Diese Unzufriedenheit, nie alles Wissen aufnehmen zu können, was ich möchte, die spüre ich sehr oft.
In solchen Situationen muss ich Ruhe bewahren, um nicht mal dort eine Seite zu lesen, das Thema zu wechseln und an einer anderen Stelle zu einem anderen Thema zu wechseln! Diesen Vorsatz nehme ich mir mit in die neue Woche. Damit bin ich gestern eingeschlafen und heute morgen aufgewacht. Ein Thema durcharbeiten, lautet also meien Divise für die Woche!

Welträtsel war der Titel des populärsten Buchs von Haeckel, nachdem er mit seinen wissenschaftlichen Auswertungen (Büchern) nicht genug Zuspruch bekam, wechselte er mit den Welträtseln und der natürlichen Schöpfungsgeschichte in die einfach ausgedrückteren populären Titel seiner Werke.

Hier kann ich den Bogen zu meinem gestrigen Beitrag vom Beethoven Marathon spannen: „Wahre Kunst ist eigensinnig….“, ihr erinnert euch an das Zitat.

Schliessen sich die beiden Aussagen nicht aus? Interessante Gedanken, die ich beim Blumen zeichnen verfolgen konnte.

Detail Zeichnung mit Blüte (c) Foto von Susanne Haun
Detail Zeichnung mit Blüte (c) Foto von Susanne Haun

For my English-speaking readers:
On Sunday morning I read particularly enjoy in peace my newspaper. As a freelancer, I could do that every day, but on a Monday to Saturday, I’m dutifully (or discipline) to allow myself this pleasure before noon. I often feel a dissatisfaction, never being able to absorb all the knowledge that I want.
In such situations, I have to keep quiet to not even there to read a page on this side and another on the other side. This intention I take with me into the new week – being quite! So yesterday I fell asleep and woke up this morning with this intent. Work through an issue!

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Berliner Tagesspiegel, Stute, Phillipp, Sonntag, 11. Noovember 2012, Nr. 21 510

10 comments

  1. Liebe Susanne,

    was ich an Haeckel sehr spannend finde, ist, dass er seinen Glauben als „naturwissenschaftlichen Monismus“ bezeichnete. Er hat Zellen unter dem Miskroskop bis in die kleinsten Bestandteile beobachtet aber gleichzeitig geglaubt, dass das Zellplasma „belebt“ ist, d.h. eine Seele besitzt (die so in Allem zu finden ist). Ich finde das klasse 🙂

    Lg Ute

    1. Liebe Ute,

      ich freue mich, dass du als Biologin noch einen Zusatz zu Haeckel schreibst!
      Ja, es ist schwer zu glauben, dass ein so kleines Lebewesen, dass doch so gar nicht denkt, eine Seele besitzt… wenn wir dann erstmal eine Vorstellung von Seele haben!

      Liebe Grüße von Susanne

      1. Ich finde es spannend, dass wir hier sehen, dass Naturwissenschaft und der Glaube an „Etwas“ hinter den Dingen sich nicht ausschließt – im Gegenteil, Haeckel ging somit im Prinzip von einer großen „Weltenseele“ aus und greift mit seinem naturwissenschaftlichen Denken eine viel ursprünglichere Religionsvorstellung auf als die monotheistischen Religionen es tun.

        Lg Ute

        PS: Außerdem kann man sich darüber Streiten, ie Denken definiert ist und ob auch Einzeller „denken“ indem sie z.B. gezeilt agieren, v.a. bei der Genom-weitergabe – es gibt so viele Spannende Phänomene in der Naturwissenschaft, da kommt man manchmal aus dem Staunen nicht mehr raus 😉

        1. Ja, Ute, das ist schon erstaunlich.

          Viele finden heute, dass sich die Naturwissenschaften und die Religion ausschliessen.

          Denken zu defieren ist schwer und sehr abstrakt. Wenn der Einzeller denke, denkt der Fötus dann schon vor der ersten Zellteilung?

          Liebe Grüße Susanne

          1. Liebe Susanne,

            richtig spannend wird es, wenn man sich das ganze auf der Ebene der Gene anschaut. Es gibt ein gutes Buch dazu von Richard Dawkins „Das egoistische Gen“, indem er erklärt, das es in der Evolution eigentlich weder um die „Art-Erhaltung“ (wurde schon länger verworfen), noch um die „Selbst-Erhaltung“ eines Individuums geht, „Gen-Erhaltung“, d.h. üngefähr, dass jedes Gen versucht (indirekt), den es enthaltenden Körper zu verbessern, damit es selbst weitergegeben und erhalten wird. Wenn dann noch Gene entdeckt werden, die andere Gene „töten“, um die eigene Chance, vererbt zu werden zu erhöhen (nicht bei uns aber bei manchen Fliegen), dann wird es echt ein bisschen gruselig… 😉

            Lg Ute

            PS: Hast du die mail vom Tor28 schon gelesen?

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