Der Finanzier der Arena Kapelle in Padua – Bericht und Zeichnungen von Susanne Haun

Leider war ich noch nie in Padua, um die Fresken von Giotto in der Arena Kapelle im Original zu sehen.

Padua liegt 50 km westlich von Venedig und ich weiß, bei meinem nächsten Italienbesuch steht es ganz oben auf meiner Liste.

Engel nach dem Dom in Florenz (c) Zeichnung von Susanne Haun

Es gefällt mir ausgesprochen gut, dass ich in der Arenakapelle (Cappella degli Scrovegni) ein gutes Beispiel aus der Geschichte für die Blogparaden Frage von Frank gefunden habe. Frank fragt in seiner Blogparade ob Kunst und Kommerz zusammenpassen? Was ist Kommerz? Ursprünglich bedeutete das Wort Handel, heute ist, wenn über Kommerz gesprochen wird, die Gewinnerzielung gemeint. In Wikipedia steht, dass das Wort heute einen negativen Beiklang hat. Erstaunlich, wo doch jedes Unternehmen Gewinner erzielen muss, um überhaupt zu überleben. Sind die Mittel zur Gewinnerzielung so sehr in Verruf gekommen? Gibt es nicht Unternehmen, die Gewinn erzielen und trotzdem auf die soziale Fürsorgepflicht achten. Und wenn niemand die Verantwortung übernimmt, ein Unternehmen zu gründen und zu betreiben, wer beschäftigt und bezahlt dann die Angestellten oder Arbeiter?

Die Arenakapelle wurde von Giotto in den Jahren 1303 – 1305 ausgemalt und „es handelt sich um einen besonders augenscheinlichen Fall der Einflussnahme eines privaten Stifters auf die Ausstattung eines Kirchengebäudes.“²

Engel nach Giotto (c) Zeichnung von Susanne Haun (3)

Der Auftraggeber war der Sohn Enrico des Wucherers Reginaldo Scrovegni, der auf Grund seines Berufes exkommuniziert worden war.

Durch die Fürsprache seines Sohnes erhielt er nach seinem Tod die Absolution. Bei seinem Tod wurde er nicht christlich beerdigt. Das Sühnezeichen sollte die Arenakapelle sein. Die Anordnung der einzelnen Teile der Ausmalung war stark beeinflusst vom Auftraggeber. Der Sohn interessierte sich mehr für sein Erbe, denn durch die Exkommunizierung ist es der Kirche zugefallen, als für das Seelenheil seines Vaters. Er wollte durch die Absolution seines Vaters endlich über seinen ererbten Besitz verfügen können. Da er denselben Beruf wie sein Vater ausübte, ist anzunehmen, dass die Kapelle auch für sein Seelenheil dienen sollte.

Nach dem Wunsch des Auftraggebers, des Sohnes, wurden die Fresken von Giotto in eine bestimmte Anordnung gebracht, die in der Art nicht üblich waren. So wurde „die Judas-Szene, die als Sinnbild für sündhaft und unrecht erworbenes Gut (so auch das durch die Todsünde der Wucherei erworbene Geld des Vaters Scrovegni) steht, aus persönlichen Gründen an … prominenter Stelle“² platziert.

Engel nach Giotto (c) Zeichnung von Susanne Haun

Gegenüber wurde von Giotto als Gegengewicht die Anerkennung des ungeborenen Messias durch die Mutter Johannes des Täufers gemalt, um so für ein theologisches Gleichgewicht zu sorgen.

Es ist längst nicht alles über die Kapelle gesagt, aber ich belasse es bei dem Gesagten. Obwohl Giotto bestimmte Vorgaben von seinem Auftraggeber bekam, ist die Art und Weise wie er seinen Auftrag ausführte, einzigartig. Er war der erste, der Volumen durch Licht, Schatten und Faltenwürfe in die Darstellung von Figuren brachte. Mittels gemalten Rahmen, schnitt er Personen ab und erzielte so einen Reportage Erzählstil. Es ist, als ob er bei den Handlungen zugegen war obwohl sie 1.200 Jahre von seinem Geburtsort entfernt liegen. Die Figuren werden mit Gemütsregungen dargestellt.

Engel nach dem Dom in Florenz (c) Zeichnung von Susanne Haun

For my English-speaking readers:
Padua is located 50 km west of Venice and I know that on my next visit to Italy, it is high on my list.
I like it very much that I have found in the Arena Chapel (Scrovegni Chapel) a good example from the history of the blogparade question of Frank. Frank asks in his blogparade if art and commerce fit together?
The client of the Arena Chapel was the son of the usurer Reginaldo Enrico Scrovegni, who had been excommunicated because of his profession.
By pleading his son after his death, he received absolution. At his death he was buried not Christian. The Reconciliation should be the Arena Chapel. The arrangement of the individual parts of the painting was strongly influenced by the client. The son was more interested in his legacy, because the excommunication of the church his heritage has fallen to the church, as for the salvation of his father. He wanted the absolution of his father so he can finally have his inherited property. As he practiced the same profession as his father, it is likely that the chapel was intended for his salvation.


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²Kopp-Schmidt, Gabriele. Ikonographie und Ikonologie. Köln November 2004, S. 16-31

http://de.wikipedia.org/wiki/Kommerz

8 comments

  1. Wunderschöne Skizzen! Ja, nach Padua würde ich auch gerne hinfahren, Italein haben so viele Schätze zu zeigen. Und dein wunderbarer Blog auch. Jetzt such ich den Link zu deiner Ausstellung in Berlin.
    Liebe Grüße
    Dina

    1. Herzlichen Dank, Dina.
      Du meinst den Bibliotheks Link …

      Hier sieht man ein wenig von innen, da hängen wir.
      http://susannehaun.wordpress.com/2012/06/01/hangen-der-ausstellung-flughafen-berlin-tegel-susanne-haun-frank-koebsch-chrstiane-weidner/

      Hier ist dann die Eröffnung – da sieht man aber noch weniger….
      http://susannehaun.wordpress.com/2012/06/05/ausstellungseroffnung-flughafen-berlin-tegel-eine-hommage/

      Ich fahre morgen hin und mache Fotos und Berichte im Blog. Ich muss so oder so noch einen Stapel Bücher abgeben, da kann ich das gut verbinden…

      Einen schönen Tag euch beide und liebe Grüße Susanne

  2. Hallo Susanne,
    danke für Deinen Hinweis auf meine Blogparade. Deine Frage nach dem in Verruf geratenen Streben nach Profit ist schon klasse. Es ist einfach in Vergessenheit geraten, dass das Streben nach Profit eine ganz wesentliche Quelle des Reichtums unserer Gesellschaft ist. Denn nur wenn Unternehmen Profit erzielen, zahlen die gute Gehälter, Steuern, unterhalten Stiftungen und und ohne Profit würde es kein Theater, kein Museum, keine KITA, keine Schule, kein Krankenhaus geben. Profit, Gewinn sind zu Unworten geworden. Wo weil immer nur die Gewinnmaximierung der Aktienorientierten Unternehmen, der Börsianer diskutiert werden. Leider schaut keiner von der Diskutierenden in seine Rentenversicherung oder Sparplan, ob sich hier nicht auch Aktion, Fonds u.a. finden lassen 😉
    Aber genug der Nörgelei, ich mag das Leitbild der Kaufmannschaft der Hanse oder heute das der Ehrbaren Kaufmannschaft http://www.dihk.de/themenfelder/recht-steuern/rechtspolitik/grundsatzthemen/ehrbarer-kaufmann
    Hier findet man viel gute Ansätze dem sich viele Unternehmen verpflichtet fühlen und danach handel,
    Danke für Deine Fragestellung 😉
    Beste Grüße von der Ostsee nach Berlin – Frank

    1. Hallo Frank,
      sehr spannend sind meine Blicke zurück, aus dieser Zeit ist auch der Streit um den Auftragder zweiten Skulptur vor dem Palazzo Vecchio in Florenz! Michelangelo kämpfte mit Bandinelli darum.
      Und es lief so ab, wie heute auch noch. Zwei Künstler geben ihr Angebot und ihren Vorschlag ab und einer wird ausgewählt.
      Ich denke, es liegt am Kunstbegriff selber, der immer höher auf einen Sockel gestellt wurde und wird. Lt. Metzlers Lexikon Kunstwissenschaft scheinen die Menschen den Kunstbegriff wieder von seinem Sockel zu stoßen, nachdem er Jahrzehntelang immer ein Stück höher gestellt wurde.
      Danke für den Link, der ist klasse.
      Und herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Blogparade.
      Einen schönen ersten Advent wünscht
      Susanne

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