Verzaubert vom Totenkopf – Zeichnung von Susanne Haun

Caravaggio revolutionierte das Stilleben mit der Darstellung des Hässlichen. Sein Fruchtkorb enthielt wurmstichige Äpfel und faule Trauben.

Beginnend mit Caravaggio wurden von Künstlern Vanitas-Stilleben dargestellt.

Laut dem PONS Lateinlexikon besitzt Vanitas drei Bedeutungen:
1. Nichtigkeit, Schein, eitles Wesen
2. Misserfolg, Vergeblichkeit, Nutzlosigkeit
3. Lügenhaftigkeit, eitles Gerede, Prahlerei

Ich denke aber am besten beschreibt das Wort Vergänglichkeit die Bedeutung von Vanitas.

Stilleben mit Totenkopf (c) Foto von Susanne Haun
Stilleben mit Totenkopf (c) Foto von Susanne Haun

Ich mag die morbide Schönheit des Totenkopfs und habe mir deshalb einen „Vollplastik“ Totenschädel gekauft. Da er mich immer so nett anlächelt habe ich ihn oder dann natürlich besser SIE Ruthi getauft. Meine Ruthi stand schon in vielen Stillebenarrangements. Ich kombiniere sie gerne mit Blüten und Zweigen.

Nach Caravaggio betrachtete Cezanne, der auch der Urvater der Moderne genannt wird, die Stilleben von einer neuen Seite. Ich persönlich habe bei Cezannes Stilleben immer die „Schädelpyramide“ um 1901 in meinem Kopf. Auch Cezanne benutze keine „echten Totenschädel“, seine sind aus Elfenbein geschnitzt.

Matisse sagte von seinem Kollegen Cezanne: „Eine Art lieber Gott der Malerei.“, während Zola nach 30jähriger Freundschaft von Cezanne enttäuscht war, es kam nach der Erscheinung von Zolas Buch „Das Werk“ zum Bruch der beiden.
Zolas Worte: „Paul mag das Genie eines großen Malers haben, wird aber nie das Genie besitzen, tatsächlich einer zu werden.“
Wie sehr sich Zola irrte!

Während Cezanne mit der Schädelpyramide ein tragisches Todesbewusstsein reflektiert, möchte ich mit meinem Totenschädel Ruthi eine Harmonie zwischen Leben und Tod schaffen. So wie das Leben gehört auch der Tod zu unserem Dasein und ihn zu verleugnen macht ihn für uns zu einer unbekannten Größe.

Vanitas, Totenkopf mit Mandarine und Zweig, 40 x 30 cm Tusche auf Bütten (c) Zeichnung von Susanne Haun
Vanitas, Totenkopf mit Mandarine und Zweig, 40 x 30 cm Tusche auf Bütten (c) Zeichnung von Susanne Haun

For my English-speaking readers:

Caravaggio revolutionized the still life with the presentation of ugliness. His fruit basket contained wormy apples and rotten grapes.

Artist presents still life in this way starting with Caravaggio.

I like the morbid beauty of the skull and therefore I bought a „full plastic“ skull. Because she always smiles at me so nicely, I named her Ruthi. My Ruthi was already in many still lifes from me. I like to combine them with flowers and branches.

After looking at Caravaggio there was Cezanne, who is called the father of the modern, revolutionized the still life. I personally like Cezannes still life „The scull pyramide“ around 1901. Cezanne also do not use „real skull“, his were carved out of ivory.

While Cezanne with the skull pyramid reflects a tragic awareness of death, I want to show with my skull Ruthi harmony between life and death. Just life and death are parts of our existence and to deny it makes it for us to an unknown size.

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Adriani, Götz. Cezanne Gemälde. Köln 1993.

10 comments

  1. Liebe Susanne,

    Totenkopf. Allein die lautliche Disposition dieses Wortes hat mir immer Angst gemacht. Und ich kann an der Form des Schädels nichts tröstliches erkennen. Für mich repräsentiert er tatsächlich das, was nach dem Werk der Verwesung und allerlei Getiers übrigbleibt: Skelettierte Entmenschlichung. Es kommt nicht über mich: diese, deine Art faszinierte, distanzierte Betrachtungsweise des Totenkopfes, dem großen Gleichgemachten 🙂
    Aber die Zeichnung finde ich sehr gut (schön?)

    Liebe Grüße

    Achim

    1. Lieber Achim,

      für mich beginnt die Entmenschlichung genau in dem Augenblick, in dem der letzte Atemzug getan ist. Das, was uns ausmacht, ist unser Gehirn. Diese Gefühle, die du beschreibst, die du beim Anblick des Totenkopfs hast, verspüre ich beim Gedanken an dem Gehirn. Es ist uns Menschen noch so rätselhaft.

      Es freut mich, dass dir die Zeichnung gefällt und das du sie trotz Totenkopf sogar als schön empfinden kannst.
      Ich denke, über das Wort „schön“ könnte ich doch einen ganzen Blogbeitrag schreiben, wird es doch in der Kunstwelt geächtet! Schön ist nichtig, vergänglich, schaut sich weg… und trotzdem, ich finde es schön, wenn ein Bild auch schön ist 🙂

      Liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht dir Susanne

          1. Dos grande pintores, Ritcher se dice descubrió el expresionismo abstracto y Baselitz es considerado en Norteamérica como neoexpresionista, mientras que en Europa postmoderno. Un gran abrazo

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