Die einzig wirklich echte Linie – Radierung von Susanne Haun

Heute werde ich nach Kreuzberg in die Druckwerkstatt Bethanien gehen und radieren. Als Motiv habe ich mir „Frauen und Ratten verlassen das Schiff“ aus dem Arktis-Zyklus ausgesucht.

Ich bereite dazu immer schon das Motiv und die Zinkplatte vor, so dass ich sogleich nach meiner Ankunft damit beginnen kann, die Linien zu ätzen.

 Die Radierung braucht viel Vorbereitung (c) Foto von Susanne Haun
Die Radierung braucht viel Vorbereitung (c) Foto von Susanne Haun

Ich war sehr erstaunt, dass ich in mehreren Seminaren und Vorlesungen an der Uni immer wieder die Bücher von Koschatzky ans Herz gelegt bekam. Ich besitze die Bücher von ihm schon über 10 Jahre und dachte, sie wären für die Praktiker, die Künstler, geschrieben. Aber wenn ich es recht bedenke, natürlich sollten auch die Kunstgeschichtler wissen, wie bestimmte Techniken funktionieren.

Gestern habe ich in Koschatzkys „Kunst der Graphik“ ein Zitat von H.W.Singer gefunden:
„Die einzig wirklich echte, gleichmäßige Linie ist die radierte. Fein gezogen, bietet sie unnachahmliche Grazie, unübertrefflichen Schwung. Breit geätzt, erhält sie den Charakter einer monumentalen Größe, einer ernsten Wucht, an die nichts anderes heranreicht. Die radierte Linie ist die Linie par excellence, und die Radierung ist das Ideal der Schwarzweißkunst.“

Die Ratte auf Transparentpapier (c) Zeichnung von Susanne Haun
Die Ratte auf Transparentpapier (c) Zeichnung von Susanne Haun

Ein sehr heroischer Satz, über den ich beim Reißen meines Papiers und packen meiner Tasche nachdachte. So kam es auch, dass ich die Zinkplatte zu lange auf dem Herd erhitze und der darauf verteilte Wachs schlug kleine Bläschen. Mal schauen, wie die Bläschen geätzt aussehen. Ich bin neugierig.

For my english speaking reader:

In last time I often omited the translation in english language. I have many appointments, exibitions, Workshops, Uni and the drawing by themselve. It’s not easy for my writing and speaking english, I’am by learning and so I need time to translate.
But I take in hand to do write only one sentence at the least.

Tomorrow I want do go to the printgarage Bethanien to etch a new leaf for my arctis cycle. I decide to etch „Women and Rats are leaving the boat“.

In my lecture of art history at the university, I heard about Koschatzky. I know his books since 10 years ago and I like them.

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Koschatzky, Walter. Die Kunst der Graphik. Wien, 1972.

16 comments

  1. Tolles Bild und spannend etwas über die Techniken zu erfahren … insgeheim warte ich auch noch auf eine weitere Wellenhexe. Die haben es mir angetan. Bin auch gespannt auf das „Bläschenergebnis“ 😉

    1. Die Wellenhexe kommt noch ………. 🙂 ich habe sie nicht vergessen … von den Bläschen kannst du morgen auf dem Blog lesen. Heute bin ich einfach nur Müde vom Tag und werde gleich ins Bett gehen…. Gute Nacht Susanne

  2. Liebe Susanne, ich finde dieses Bild mit der Frau auf der Ratte sehr lustig und frage mich, ob wir Frauen wirklich den Mut hätten (haben) so etwas Verrücktes zu tun. Cari saluti da Martina in Ticino.

    1. Liebe Martina, ich denke schon, dass einige Frauen den Mut dazu haben und andere wiederum zu etwas anderem…..
      Dafür sind wir alle Individuen und jeder hat seine Stärken und Schwächen.
      Ob ich auf einer Ratte reiten würde?
      Nur auf eine Zahme, denn auch wilde Pferde erscheinen mir schnell … ich nehme lieber ein schnelles Auto…. rot und Cabriolet.
      Eine gute Nacht wünscht dir Susanne

    1. Seine Bücher sind in den 70ziger Jahren entstanden, Armin, das ist 40 Jahre her und ich finde, es hat sich eine Menge getan in der Zwischenzeit. Still und heimlich — oder vielleicht doch laut und mit Trompeten …..

    1. Guten Abend, Karsten und dabei regt es sehr die Kreativität auch in anderen Berufen an, wenn man sich die Zeit zum Zeichnen nimmt.
      Einen schönen Abend wünscht Susanne

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