Mythos Kunst und Vergänglichkeit – Zeichnung von Susanne Haun

Vor einigen Tagen erhielt ich von Klausbernd Vollmar (hier sein Blog) einen Kommentar zum Thema Vergänglichkeit, den ich sehr eindrücklich finde und den ich beim heutigen Bild im Kopf hatte.

Ausschnitt Mythos Kunst und Vergänglichkeit (c) Zeichnung von Susanne Haun
Ausschnitt Mythos Kunst und Vergänglichkeit (c) Zeichnung von Susanne Haun

Guten Tag, liebe Susanne,
als ich deinen Blog las, fiel mir sofort Goethe ein, der alles Vergängliche als Gleichnis sieht. Das Vergängliche verweist also auf etwas, das außerhalb seiner selbst liegt oder anders ausgedrückt, nichts ist das, was es zu sein scheint. In der eso-bewegten Zeit wurde daraus, alles ist mir hilfreiche Lehre und unter der Hand wurde die Welt zum Symbol und damit ent-realisiert, man könnte sagen, sie wurde virtuell.
Indem das Vergängliche zum Gleichnis wird, wird es symbolisch und damit zeitlos. Im Vergänglichen ist also die Zeitlosigkeit mitgedacht. Und damit kann in ihr das Wesen deutlich werden. Die verblühte Blume zeigt den Kreislauf “des ewigen Stirb und Werde”. Ich finde, es entspricht der Kunst, das Vergängliche in seinem Zerfall abzubilden, denn damit wird eine ewige Geschichte erzählt und Kunst wird zum Mythos.
Ganz liebe Grüße aus Cley
Klausbernd

Mythos Kunst und Vergänglichkeit 40 x 30 cm (c) Zeichnung von Susanne Haun
Mythos Kunst und Vergänglichkeit 40 x 30 cm (c) Zeichnung von Susanne Haun

28 comments

  1. Hallo Susanne!
    Das muss man ja dreimal lesen. Und wirken lassen. Und zergehen lassen. Denn es ist bedeutsam, was Klausbernd da schreibt.
    Tja, so betrachtet ist das Vergängliche ein zeitloses Symbol für die Tatsache, das alles vergeht und die Kunst steht in der Funktion des mythologischen Erzählers. Geht es Dir wirklich darum? Geht es Dir darum, dieses ewige Prinzip unserer Existenz in dieser Form zu fassen oder geht es Dir um Deine eigene Vergänglichkeit, um die Frage, wie Du persönlich damit umgehen kannst und willst und wirst und wie Dir Dein Zeichnen dabei helfen kann, dies in den Griff zu bekommen? Vielleicht ist auch beides vorhanden.
    LG Juergen

    1. Lieber Jürgen,

      ganz, ganz herzlich Dank. Da bin ich aber stolz: Ein Lob vom Profi 🙂

      Du spinnst ja meinen Faden zu der interessanten Frage weiter, soll Kunst eher allgemeine Prinzipien darzustellen versuchen oder mehr subjektiv das Individuelle des Künstlers – oder gar beides, was natürlich ideal wäre. Das Individuelle als Gleichnis für das Allgemeine …

      Liebe Grüße von der Küste
      Klausbernd

    2. Hallo Jürgen,
      als erstes geht es mir darum, die Vergänglichkeit in ihren gesamten Facetten zu erfassen.
      Was für mich persönlich die Vergänglichkeit bedeutet?
      Ich habe klare Vorstellungen von meiner Vergänglichkeit und diese Vorstellugnen ängstigen mich NICHT.
      Ich hatte diese Diskussion auch schon mit Conny Niehoff.
      Ich versuche zuerst eine Bestandsaufnahme der bestehenden Thesen zur Vergänglichkeit aufzustellen.
      Manche Thesen sind mir näher und gehen mir zu Herzen andere wiederum nehme ich zur Kenntnis.
      Ich habe das Gefühl, ich gehe schon mit der Vergänglichkeit um, das mag an meiner Krankheit liegen.
      Ich finde das Thema generell spannend und finde es zu wenig diskutiert von den Menschen wie du und ich.
      Es ist ein bestimmter Kreis, der sich damit beschäftigt und ich möchte Kreise hinzufügen.
      Das sind meine spontanen Worte dazu, Jürgen.
      LG Susanne

    1. Das finde ich auch! 🙂 WOW, liebe Susanne! Das sind wunderschöne, sehr beeindrückende Zeichnungen.
      Ich bin richtig stolz auf euch beide!
      „Und wir Buchfeen auch!“, rufen Siri und Selma aus dem Kaminzimmer.
      Herzliche grüße aus Cley
      Dina

  2. wieder ist dir ein großartiges Bild gelungen … liebe Susanne!

    lieber Klausbernd … ob aber Kunst zum Mythos wird, weil sie Vergänglichkeit abbildet? ist denn nicht von jeher ein Ringen der KünstlerInnen mit den Themen Leben und Tod? und rankt sich nicht jedweder Mythos genau um diese Themen?

    Schönes wollten seit Jahrhunderten Kunstschaffende spiegeln, darstellen oder nenne ich es konservieren. Das Motiv dabei ist, denke ich, den Schauenden für die Schönheit die Augen öffnen, ihre Sinne hierfür zu schärfen. Dem Gegenüber tauchen schon früh die Bilder der Vergänglichkeit auf, ob nun in Schlachten oder anderem Getümmel oder in der Darstellung des Zerfalls an sich, des personifizierten Todes … nicht immer nehme ich derlei Darstellungen als Mythos wahr, sondern eher als ein Zeitbild, eine Auseinandersetzung der MalerInnen mit dem Thema.

    ob dette jetzt verständlich war?

    herzliche Grüße an euch beide
    Ulli

    1. Das ist es ja auch, was den Menschen ausmacht, Ulli, Leben und Tod und das Dazwischen.
      Nicht immer ging oder geht es den Schaffenden um das Schöne.
      Das Schöne ist zu glatt und bietet keine Reibungsfläche. Das Schöne guckt sich weg….
      Es ist die pure Existenz um die es geht…..
      LG Susanne

    2. Liebe Ulli,

      ich meine nicht, dass Kustschaffende über Jh. Schönes spiegeln wollten. „Schönes“ scheint mir nicht das Ziel der Kunst (gewesen) zu sein oder nur ein Ziel unter vielen. Ich glaube, Künstler wollten das Charakteristische oder Außergewöhnliche spiegeln. Betrachten wir zum Beispiel die Emblemata des Barock, in denen es häufig um Vergänglichkeit und Tod geht. Sie wurde zum Symbolischen hin abstrahiert, also zum Typischen oder gar Archytypischen (um teils bis heute bis heute unsere symbolischen Vorstellungen zu prägen).
      Wer sich mit der Schönheit klug, wie vom ihm gewohnt, auseinandersetzte: Umberto Ecoin „Die Geschichte der Schönheit“ und „Die Geschichte der Hässlichkeit“. Schöne Bücher zum Blättern, Lesen und Erfreuen …

      Liebe Grüße vom Meer
      Klausbernd 😉
      und dem Rest der Meschpoke 🙂 🙂 🙂

      1. Liebe Ulli, lieber Klausbernd,
        die Schönheit ist auch subjektiv und wie du schon schriebst, Klausbernd, jede Epoche hat ihre Vorstellungen und Ziele von Kunst. Eines aber ist jeder Epoche gleich, die Kunst spiegelt die Art des Lebens der Zeit wieder.
        Habt einen schönen Samstag, glg von Susanne

  3. Liebe Susanne,

    wow, was für eine freudige Überraschung, fast bin ich sprachlos. Habe herzlichen Dank 🙂
    Es hat mir Freude bereitet, dir diesen Kommentar zu schreiben. Du hast mich zu ihm angeregt, auch dafür vielen Dank 🙂
    Ich finde es wunderschön, wie du meine Gedanken zeichnerisch umgesetzt hast. Toll!

    Wir hocken hier gerade vorm Kamin, die Zentralheizung rauscht beruhigend vor sich hin, und ich lese gemütlich den Kulturteil der Welt am Sonntag, den Dina und unsere Liebfrechfeen mit noch anderen Zeitungen aus Deutschland mitbrachten, „dass Masterchen nicht gestrig wird …“ (O-Ton Selma). Dina beschäftigt sich tief versunken mit Fotos. Auch dir wünschen wir einen urgemütlichen Abend und senden ganz liebe Grüße
    Klausbernd 🙂 und, klar doch, auch die große Fee und unsere beiden kleinen Flatterwesen
    🙂 🙂 🙂

    1. Danke, Klausbernd.
      Ich lege mir gleich ein großes Blatt auf den Arbeitstisch und zeichne. Heute muss ich erst um 14:15 an der Uni sein und so werde ich mich dem Vormittag ganz der Zeichnung widmen.
      Viel Spaß beim weiteren Lesen von den deutschen Zeitungen
      und liebe Grüße an euch vier von Susanne

  4. Ohne Vergänglichkeit wäre nichts möglich. Alles vergeht, immerzu. Und nur dadurch öffnen sich neue Türen. Ein Blatt stirbt ab – ein neues entsteht. Wechsel, Veränderung, Vergänglichkeit, Entstehen und Vergehen sind ein wesentliches Merkmal des/unseres Lebens. Ja, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie tatsächlich ist, und nicht wie sie sein könnte oder sein sollte, ist das Ziel. Obwohl „die Wirklichkeit“ ja jweils auch wieder nur eine Momentaufnahme ist.
    LG von Rosie

    1. Liebe Rosie, die Wirklichkeit ist auch sehr subjektiv, denn sie ist für jeden wieder anders. Jeder hat seine eigene Wirklichkeit. Die Vergänglichkeit der Natur generell ist – denke ich – auch nicht das Problem für die Menschheit. Auf andere zu schauen und immer leichter als sich selber kritisch zu betrachten.
      Einen schönen Samstagmorgen von Susanne

      1. Genau so ist es, liebe Susanne. Jeder meint, dass seine Wirklichkeit die richtige Wirklichkeit ist. Denn jede Wirklichkeit hat ja den Bezug zur eigenen Erfahrung und wird dadurch selbst gestaltet.
        LG von Rosie

  5. Liebe Susanne, Lieber Klausbernd, dass in der Vergänglichkeit die Ewigkeit liegt sehe ich genauso, nur hätte ich es niemals so schön ausdrücken können, wie ihr. Es war eine Freude diesen Blog anzuschauen, zu lesen und zu denken. Habt alle einen guten Tag, der irgendwann zu Ende geht. L.G. Martina

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