Das offene Kunstwerk und zwei Iris – Teil 1 – Zeichnungen von Susanne Haun

Beim Studium der Kunstgeschichte bin ich ständig neuen Inspirationen ausgesetzt. So wie ich es mir gewünscht habe.

Dieses Semester trete ich trotz aller Inspiration etwas ruhiger, um mehr Zeit zum Zeichnen zu haben, mich auf die Ausstellung in Grimma vorzubereiten (siehe hier) und um mein viertes Buch im Edition Fischer Verlag zu schreiben. Das vierte Buch handelt von Mischtechniken aus Pastell, Kohle, Acryl, Aquarell und Collage. Es hört sich beim Lesen wie ein Kessel Buntes an, der Leitfaden wird aber das Pastell sein.

Iris Version 1 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Iris Version 1 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Zwei meiner Arbeiten für das neue Pastell – Buch sind aus meinen spanischen Eindrücken in Barcelona entstanden. Erholsamerweise habe ich gezeichnet, was ich sehe: Iris! Ich habe sie nicht an einem Tag gearbeitet sondern mit Ruhe und Besinnlichkeit die Linien gesetzt.

Nachdem ich mir die drei Ergebnisse angeschaut habe, wollte ich freier arbeiten, mich von der Vorlage lösen. Ich bin mit meiner Arbeit und meinen Gedanken dazu noch nicht fertig, ich werde dann berichten. Sicher hängt dieser Drang nach Freiheit mit meiner Auseinadersetzung mit dem Begriff des „offenen Kunstwerks“ zusammen.

Iris Version 2 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Iris Version 2 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Ein offenes Kunstwerk wird erst durch sein Interpretiertwerden ins Werk gesetzt. Geschlossene Werke geben dem Betrachter eine Lesart vor. Die Iris wird eine Iris bleiben und bietet nur wenig Interpretationsraum. Sicher, sie können aus vielen Perspektiven gesehen werden, doch sie bleiben immer eine Iris.

Iris Version 3 mit Pastell (c) Zeichnung von Susanne Haun
Iris Version 3 mit Pastell (c) Zeichnung von Susanne Haun

Wie erreicht der Künstler eine Bedeutungsoffenheit?
Er kann sein Werk zum Beispiel konkret unvollendet lassen oder konzipiert es im Sinn einer generellen Bedeutungsoffenheit. Damit benötigt das Werk nicht nur den Künstler sondern auch „fortgesetze Akte kongenialer Interpretation“. Umberto Eco setzt sich in seinem Text „Die Poetik des offenen Kunstwerks“ mit dem Thema auseinander. Laut Eco gilt für geschlossenes wie offenes Werk: „Jedes Kunstwerk, ob formal geschlossen oder nicht, fordert“ eine freie schöpferische Antwort“.“

Ich beschäftige mich weiter mit dem offenen Kunstwerk, es ist längst noch nicht alles gesagt und die Iris ist längst noch nicht in allen Aspekten von mir wiedergegeben.

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Quelle: Rebentisch, Juliane. Theorien der Gegenwartskunst, Hamburg 2013.

10 comments

    1. Danke, mb. Es ist manchmal nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen aber wenn ich striktes Zeitmanagment betreibe und innerhalb des Zeitmanagements frei bin, dann funktioniert es.
      LG Susanne

  1. Die konzeptionen von offenen und geschlossenen Werken sind in der Tat der spannend, Umberto Eco habe ich auch schon etwas reingelesen zu diesem Thema ! Wundervolle Zeichnungen !

  2. ein wahrlich spannendes Thema,ich bin gespannt, wie es sich in deinen Werken niederlassen wird- diese Zeichnungen gefallen mir sehr, auch wenn die Iris eben eine iris ist und bleibt …

    liebe Grüsse zum WE
    Ulli

    1. Es ist schwer, ein fast philosophisches Thema bewusst in die Arbeiten einfliessen zu lassen, Ulli. Ich bin in meinen Arbeiten sehr konkret und mag die Linie. Offen ist die einzelne Linie, sie kann alles sein!
      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht dir Susanne

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