Bericht vom 2. KunstSalon am Dienstag bei Susanne Haun – Thema: Ichfindung und Identitätsbildung

Gestern fand mein 2. KunstSalon am Dienstag zum Thema „Ichfindung und Identitätsbildung – Das Ich im Laufe der Moderne und Postmoderne“ statt.

Katja und Laura vom Blog aboutsomething führten uns durch das Thema. Herzlichen Dank an beide für ihre sehr guten Ausführungen, die uns zur Diskussion anregten.

Salon zum Thema Ichfindung (c) Foto von Susanne Haun
Salon zum Thema Ichfindung (c) Foto von Susanne Haun

Katja stellte die Grundfragen der Identität und Individualisierung aus Sicht der Soziologie vor:

Ihre Quelle war dabei:
Heinz Abels, Identität – Lehrbuch, 2. üb. erw. Aufl. 2010, Verlag für Sozialwissenschaften Wiesbaden

„Grundfragen der Soziologie im Hinblick auf das Individuum im Verhältnis zu sich:

• Wie ist die Vorstellung des Menschen, ein Individuum zu sein, entstanden?
• Welcher Anspruch hat sich aus dieser Vorstellung ergeben?
• Wie sehen die gesellschaftlichen Bedingungen in der fortgeschrittenen Moderne aus?
• Was ist Identität? – Wie bin ich geworden, was ich bin (Entwicklung des Selbst)? Wer will ich sein (Ich – Es)? Was tue ich (Handlungen)?
Wie sehen mich die Anderen (Ich –  Gesellschaft, der Spiegel)?“

Identität – Individualität – Das Ich – Das Selbst

Wir haben viel diskutiert und ich möchte euch einige „Schlagwörter“ aus der Diskussion benennen.

Inszenieren wir unser Ich? Lassen wir die unliebsamen Elemente unseres Ich weg?
Stellen wir uns die Fragen in Bezug auf unsere Blogs, ist uns allen wichtig, authentisch in unseren Berichten zu sein. Je nach Thema fliesst dort unser ich mehr oder weniger ein. Aber alle lassen wir im Blog teile unseres Lebens außen vor. Wir gewähren dem Leser oder Rezipienten immer nur Einblick auf einen Teil unseres Ichs.

Je nachdem, in welchen Kreisen wir uns befinden, sind wir eine andere Persönlichkeit, angemessen an unseren Gegenüber.
Ist das Ehrlichkeit? Was ist Ehrlichkeit in Bezug auf unserem Blog auf unserem Leben? Ist Weglassen schon Lüge?
Gibt es ein Ich? Als wieviel empfindet man sich von dem, wie andere in einen selber sehen? Wer bin ich in der Gesellschaft? Gibt es noch die Klassen-Gesellschaft?

Wir haben überlegt, ob es zum Mensch sein dazu gehört, sich darzustellen, ob das das ist, was wir Kommunikation nennen! Ist die Identität ein Aspekt der Sprache? Wie können wir eine Identität zeigen, wenn wir nicht dieselbe Sprache sprechen? Kommen wir dann zur Performance?

Und gibt es das Andersartige? Ist das Andersartige nicht im Normalen zu finden?

In wie weit gehört die Erinnerung zu unserem ich und in wie weit ist unsere Erinnerung stimmig oder ändert sich im laufe der Zeit. Hier spielt auch die Wahrnehmung eine Rolle. Jeder nimmt uns anders wahr und wir nehmen uns auch nicht immer so wahr, wie die anderen uns sehen. Auf dem Markt wird Biografiearbeit angeboten, hier erfährt der „Kunde“, in wie weit seine Erinnerungen real sind.

Salon zum Thema Ichfindung (c) Foto von Susanne Haun
Salon zum Thema Ichfindung (c) Foto von Susanne Haun

Laura hat uns im zweiten Teil des Abends Künstler-Selbstportraits gezeigt: Dürer, Munch, Shermann, Ulrichs …
In Zusammenhang mit Banksy sprachen für über den Künstlermythos. Bansky inszeniert seine eigene Identität. Wer ist Cindy Sherman, sie löst sich in ihren dargestellten Rollen auf!

Sind die Selbstbildnisse der Künstler Ausdruck ihres Ichs oder ihrer Ich – Findung bzw. Suche? Ist es nur das preiswerte Modell, was uns Künstler dazu bewegt, Selbstbildnisse zu gestalten? Ich werde in einem gesonderten Beitrag auf diese Fragen eingehen.

Wir stellen fest, dass wir die Identität leider nicht aus biologischer Sicht beleuchtet haben, wir haben uns geisteswissenschaftlich mit dem Ich auseinandergesetzt.

Salon zum Thema Ichfindung (c) Foto von Laura
Salon zum Thema Ichfindung (c) Foto von Laura

Als Abschluss diskutierten wir gemeinsam einen Ausschnitt aus dem Film „Being John Malkovich“ und fragten uns, in welchen Filmen noch die Identität ein Thema ist.

Die Frage der Menschheit nach dem Selbst ist eine der großen Fragen, die auf der gesamten Welt diskutiert wird.

So habe ich euch in Kürze einen Abriß unseres gestrigen Abends gegeben und möchte mit einem Zitat, dass uns Katja aus dem Buch von Heinz Abels herausgesucht hat, schliessen:

„Individualität meint einerseits das Bewusstsein des Menschen von seiner Besonderheit und das Bedürfnis, diese Einzigartigkeit auch zum Ausdruck zu bringen, und andererseits die von ihm selbst und den Anderen objektiv festgestellte Besonderheit und Einzigartigkeit.“

Hier auf diesen Link findet ihr alle Artikel zum Thema „KunstSalon am Dienstag bei Susanne Haun“.
Der Abend findet in lockerer Atmosphäre statt. Die Teilnehmerzahl ist auf 16 Leute begrenzt. Gerne sende ich euch Einladungen zu den Abenden zu. Sendet mir einfach auf info@susannehaun.de eine Mail mit Betreff „Salon“.

Der nächste Salon findet am 2. September statt. Geplant ist das Thema „Kränkung“.

12 comments

  1. Und gerade Gestern habe ich eine Reisereportage über Berlin angeschaut. Als Rudy Maxa über die Berliner Kunstszene gesprochen hat, dachte ich natürlich an dich. Eurer Kunstsalon finde ich super, und würde die Diskussion gerne mithören.

    Das Ich ist in Amerika seit Lagem als Selbstbestimmung ideologisch verbrämt (das heisst seit Emerson, Thoreau, und Transzendentalismus), und Selbstbestimmung bleibt immer noch oft die allerwichtigste Sache. Insgesamt glauben wir, Selbstbestimmung ist Freiheit; ich glaube, aber, das ist eine Illusion.

    1. Ich finde es schade, Tracy, dass die Amerikaner das Ich verleugnen, denn da ist es immer! Das Bewusstsein zum eigenen Ich ist Freiheit. Denn nur wenn wir wissen, wer wir sind, könenn wir doch in unserem Sinne handeln. Ein nicht einfaches Leben, immer alle Entscheidungen treffen zu müssen. Aber einfach wäre ja auch langweilig!
      Einen schönen Tag wünscht dir Susanne

  2. Das hört sich nach einem sehr interessanten Abend an. Bei der Frage, welche Filme sich noch mit dem Thema Identität beschäftigen, komme ich nach einigem Nachdenken auf „Lola rennt“, „Zeit des Erwachens“ und auch „Crazy“.

    LG Michèle

    1. Danke für deine Hinweise, Michèle. Ich kenne nur noch „Zeit des Erwachens“, obwohl ja gerade „Lola rennt“ ein Kultfilm ist. Ich komme mit den schnellen Schnitten des Films nicht zurecht. Ich denke gerne über meine Handlungen nach, wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, stehe ich voll dahinter… also bereue nichts und male mir andere Wege aus…
      LG Susanne

    1. Hallo Jürgen,
      ja, du hast wirklich etwas verpasst, aber wir auch! Wir hätten dich gerne bei der Diskussion dabei gehabt. Ich drücke fest die Daumen, dass du es schaffst, das nächste Mal zu kommen.
      Einen schönen sonnigen Tag von Susanne

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