WAS BIN ICH und was ist künstlerische Forschung ? – Susanne Haun

Ich bin Zeichnerin, Künstlerin.

Klausbernd Vollmar (hier ein Link zu seinem gemeinsamen Blog mit Dina), betitelte mich in seinem Blog als Kunstgeschichtlerin.
Das stimmte mich nachdenklich, obwohl es völlig korrekt gesprochen ist: ich studiere Kunstgeschichte und ich werde in naher Zukunft meine Bachelorarbeit schreiben und dann Kunsthistorikerin B.A. sein. Und selbstverständlich möchte ich danach auch weiter zum Master schreiten.

Ich bin Zeichnerin, Künstlerin.

 Ich Version 3  (c) Zeichnung von Susanne Haun
Ich Version 3 (c) Zeichnung von Susanne Haun

Ich studiere nicht, um meinen Beruf zu wechseln. Ich studiere, weil mich die Kunstgeschichte und auch die Philosophie, mein Nebenfach, interessieren. Ich erweitere meinen Horizont und erhalte sehr viele Inspirationen für meine eigene Kunst. Eine Malschülerin von mir betitelte mein Studium als „Fortbildung für Künstler“. Für eine „Fortbildung“ muss ich sehr viele Prüfungsleistungen erbringen, aber es trifft den Kern.

Die Kunstgeschichte und Philosophie ist ein Teil meines Künstlerdaseins.

Im Moment bereite ich für das Seminar „Zeitgenössische Kunst“ mein Referat zum Thema „Sammlerinnen und Sammler“ vor. In der Unibibliothek fand ich folgenden  Artikel  in der Zeitschrift Kunstforum Nr. 211 : „Die Rubell Family Collection: Entdecken, Erfahren und Erleben – oder was eine Sammlerfamilie zusammenhält„. Hier ein Zitat von Mara Rubell: „Seien wir ehrlich. Es gibt keinen großen, der Geschichte unkundigen Künstler.“

Dieser Satz lies mein Herz klingen, aber deshalb bin ich immer noch Künstlerin.

Ich und die Kunstgeschichte Inspiriert(c) Zeichnung von Susanne Haun
Ich und die Kunstgeschichte Inspiriert(c) Zeichnung von Susanne Haun

Im selben Seminar besprachen wir Dienstag die Künstlerische Forschung. Erläuterungen zur Definition gibt Julian Klein in den Kunsttexten (hier der Link zu dem wirklich lohnenswerten Text im pdf-Format). Ein Zitat aus dem Text möchte ich allerdings hier schreiben: „Laut UNESCO-Definition ist Forschung „jede kreative systematische Betätigung zu dem Zweck, den Wissensstand zu erweitern, einschließlich des Wissens der Menschheit, Kultur und Gesellschaft, sowie die Verwendung dieses Wissens in der Entwicklung neuer Anwendungen“ (OECD Glossary of Statistical Terms 2008).²

Beispiele für künstlerische Forschung sind die Projekte der Gruppe „a rose is„, von denen mir besonders  das Projekt „Brain study -Installation für vernetzte Gehirnspieler“ gefällt.

Abschliessend diskutierten wir im Seminar, ob „Masters of fine art“ auch in fine art promovieren können sollten. Bisher ist das in Deutschland nicht möglich. Was meint ihr dazu?

Egal ob Promotion oder nicht, für mich gehört die künstlerische Forschung zur Kunst dazu. In welcher Ausprägung sie bei jedem Künstler sichtbar wird, das mag erstmal nicht im Vordergrund der Frage stehen.

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²Julian Klein, Was ist künstlerische Forschung, in: kunsttexte.de/Auditive Perspektiven, Nr. 2, 2011 (5 Seiten), http://www.kunsttexte.de
³Kunstforum Band 211, http://www.kunstforum.de/inhaltsverzeichnis3.asp?session=&band=209&artikel=, 12.6.2014

21 comments

  1. Ich denke schon, bei „wahrer“ Kunst kommen Talent, Herz und Verstand zusammen. Besser kann ich das nicht sagen oder erklären…aber mich begeistert, wenn ich merke, dass da nicht nur ein intuitives, sondern auch ein intellektuelles Verstehen in einem Kunstwerk behaust ist. Von daher verstehe ich deine „Fortbildung“…und wünsche Dir weiter gutes Schaffen!

    1. Danke, Birgit. Es ist auch noch einmal anders, wenn man sich vom Dozenten gelenkt mit einem Thema beschäftigt als es im Selbststudium aufzunehmen. Ein Selbststudium ist auch gut – hier benötigt man unbedingt Diskussionspartner, aber ein Dozent gibt mit einem Satz eine Richtung, die du alleine nicht gefunden hättest. So möchte ich es auch bei meinen Malschülern praktizieren, ich möchte nichts vorbeten – ich möchte Denkanstöße geben.

  2. Ich bin sehr froh, dass ich einen Blog gefunden. Ihr Zugang zu Kunst und Leben sind wirklich inspirierend. Was immer Sie tun, ich weiß, dass Sie in der erstaunlich.

    1. Thank you, Clanmother, I’am artist from my head to my legs…. I don’t know the english expression for this german saying. Greetings from Berlin to Vancouver from Susanne

  3. Liebe Susanne, an der Bauhaus Universität Weimar gibt es die Möglichkeit als Bildende Künstlerin zu promovieren. Das war die erste Uni in Deutschland mit diesem Angebot. Heute gibt es weitere weiß ich nur, aber diese müsste man mal recherchieren. Aber jedenfalls geht das. Viel Spaß weiterhin im Studium!!!
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende wünscht dir Anna

    PS: Schade schade das wir uns nicht sehen. Oder vielleicht doch?

    1. Danke, liebe Anna. Weist du noch ab welchem Jahr Weimar eine Promotion für Künstler anbot?
      Nein, wir sehen uns dieses WE nicht – mein Lektor hat gestern gefragt, ob ich das Manusskript für das Pastellbuch bis zum 25. Juni abgeben könnte. Das heisst, ich darf die zwei Referate zum 1. und 8. Juli halten, die Klausuren am 17. und 21. Juli, die Hausarbeit bis zum 31.8. und das Buch bis zum 25.7. …….
      Aber ich schaffe das, ich konzentriere mich darauf…. … auch ja, und am 3.8. ist die Vernissage in Grimma ……
      Das Referat über Sammler kann ich bei einem Termin im Salon nochmals halten … wenn ihr Lust darauf habt…. Im September ist ja erstmal Claudia mit dem 3. Salon an der Reihe… der vierte Salon würde dann im Dezember stattfinden ….
      Liebe Grüße und viel Erfolg dieses WE von Susanne

      1. Liebe Susanne, das aktuelle Kunstforum zum Thema „Herrschaften des Sammelns“ habe ich auch gerade auf dem Tisch. Ich würde mich sehr freuen, wenn du über dieses Thema im Salon referierst. Eine sehr gute Idee!
        Diese Promotionsprojekt in Weimar gibt es etwa seit 2005, aber ganz genau weiß ich es nicht. An der HFBK Hamburg kann man auch zur künstlerischen Forschung promovieren.
        Du hast wirklich wahnsinnig viel zu tun. Wenn du das alles schaffst, bekommst du einen Orden! Viel Glück!
        Liebe Grüße und auf bald,
        Anna

  4. Liebe Susanne,
    jede Malerin, Grafikerin und Illustratorin steht in der Geschichte der Produktion von Bildern. Es hilft der Künstlerin sehr, denke ich, ihren Standort in dieser Geschichte reflektieren zu können. Insofern gehört dein Kunstgeschts- und Philosophiestudium zur Weiterbildung in deiner Kunst – eine aufwändige in der Tat, aber eine notwendige zur Weiterentwicklung, oder?
    Ganz liebe Grüße von der sonnigen Küste Norfolks
    Klausbernd
    Ich habe auch u.a. Philosophie und Literaturgeschichte studiert, was dem Schreiben meiner Romane sehr geholfen hat. Aber da stellten wir ja schon die Frage auf meinem Blog, ob grundsätzlich das Schreiben nicht intellektueller ist als das Malen …

    1. Liebe KB,
      eine sehr befriedigende, wenn auch aufwendige Art der Weiterbildung. Ich beginne, die Welt anders zu sehen, es macht mir Freude. Es ist sehr viel Arbeit und meine sozialen Kontakte leiden, auch meine Kunden. Aber irgendwoher muß ja die zusätzliche Zeit herkommen und der Vorlesungsplan ist jedesmal so interessant, dass ich mich noch sehr zusammennehmen muss, damit ich nicht noch mehr Seminare und Vorlesungen besuche.
      Wie schön, KB, der Wettstreit der Künste um 1500 herum wird bei dir im Blog auf unsere Zeit übertragen: Literatur gegen Malerei: die Paragone: Zu den Künstlern, die sich in Form von Traktaten am Paragone-Diskurs beteiligten, gehörten Leon Battista Alberti, Albrecht Dürer und Leonardo da Vinci, die alle die Malerei als die edelste der Künste favorisierte.
      Meine Suppe ist fertig, ich wünsche dir einen schönen Abend, lg Susanne

      1. Liebe Susanne,
        mir ging es nicht in meiner Aussage über die EDELSTE der Künste, was ja ein Werturteil ist, sondern mir ging es um die Qualität der unterschiedlichen Künste, also in dem Sinne, dass Schreiben mehr zum Intellektuellen hin tendiert und Malen/Zeichnen mehr zum Sinnlichen. Das ist für mich eine Qualitäts-, aber Wertaussage – und überhaupt, ist das ein Gefühl von mir, eine subjektive Aussage ohne Bewertung.
        Habe eine schöne Woche
        liebe Grüße von
        Klausbernd und Dina und unsere geliebten Buchfeen Siri und Selma

        1. Oh, KB, das denke ich ist ein Urteil, dass die zeitgenössischen Künstler nicht gerne hören. Die Epoche der Moderne ist beendet. Was beginnt nun? Im Seminar „Zeitgenössische Kunst“ untersuchen wir gerade die Strömungen der Gegenwartskunst. Sie ist intellektueller denn je. Kaum ein Werk kann nur noch durch den sinnlichen Eindruck begriffen werden. Natürlich entfernt sich die zeitgenössische Kunst zum Teil auch vom Malen und Zeichnen und baut doch wiederum darauf auf.
          Ich werde im Laufe der Woche ein paar Beispiele zur Zeitgenössischen Kunst auf meinem Blog vorstellen. Der philosophische Aspekt der neuen Kunst ist dabei unübersehbar. Ob wir diese Kunst sofort begreifen oder für uns annehmen, das ist eine andere Sache.
          Ich würde zu den Beispielen unseren Dialog gerne als Dialog mit im Artikel schreiben. Denn er steht auch zum Teil für meinen inneren Dialog, den ich beim Anblick der zeitgenössischen Kunst führe.
          Einen schönen Tag dir und auch Dina und den Buchfeen von Susanne

          1. Liebe Susanne,
            ich bin mir sehr unsicher, über den Unterschied zwischen der Wortkunst und der Bildkunst. Ich war mit einer Zeichnerin, die Expeditionszeichnerin ist, das letzte Mal in der Arktis. Dabei fiel mir auf, dass wir oftmals ziemlich unterschiedlich wahrnahmen. Sicherlich viel zu vereinfacht ausgedrückt, hatte ich das Gefühl, sie denkt mit dem Stift, indem sie zeichnet und entwickelt ihre „Endzeichnung“ aus gezeichneten Entwürfen. Das ist ähnlich, wie ich schreibe: ich schreibe einen Entwurf, den ich immer wieder überarbeite, bis der „Endtext“ steht. Bei mir, so hatte ich das Gefühl, ist die Entwicklung bis zum fertigen Text durch theoretische Überlegungen geprägt, bei ihr war die Entwicklung mehr sinnlich, wie ich es wahrnahm. Sie zeichnete, verwarf, nachdem sie den Entwurf von Farbe und Linienführung betrachtete und dann wurde neu gezeichnet. Ich will es mal so ausdrücken: Sie SAH, was zu veränderändern war (und war nicht so an Reflektion interessiert), ich DENKE darüber nach, was an meinen Texten zu verändern ist.
            Von dieser Erfahrung her sind meine Aussagen über den Unterschied zwischen Schreiben und bildschaffender Kunst geprägt.
            Ja, du kannst gern unseren Dialog in deinem Text aufnehmen. Siri & Selma 😉 schrieben ja über Landschaftsfotografie in einem unserer letzten Blogs. Da geht es über Reflexion beim Abbilden und Otto von Münchow drückte es auch nochmal in seinem Kommentar zu diesem Blog aus, dass jeder, der ein Bild schafft, in der Historie der Bildproduktion steht. Well, in diesem Blog vertreten Siri & Selma die andere Seite der Münze: Es geht um die Reflexion in der bildschaffenden Kunst.
            Ich finde das Thema so interessant, da es mir schwer fällt, es richtig zu verstehen. Ich sehe aus persönlicher Erfahrung einen Unterschied zwischen Wort- und Bildkunst, auf der anderen Seite kann ich ihn nicht fassen.
            Ganz liebe Grüße aus Cley, wo ich gerade ganz down-to.earth meinen Rasenmäher reparierte
            Klausbernd
            liebe Grüße auch von Dina, Siri & Selma

            1. Lieber KB,
              ich denke, dass in der Wort- sowie in der Bildkunst jeder seine eigene Art der Arbeit finden muss. Ich benötige für meine Arbeiten sehr viele theroretische Überlegungen, ich zeichne selten „nur“ aus der Emotion hinaus sondern informiere mich umfassend über das Thema, zu dem ich zeichne. Mein gewonnenes Wissen fliess dann direkt und indirekt in die Zeichnung ein. Trotzdem sind die Zeichnungen sinnlich erfasst, denn das recherchierte Wissen sowie mein handwerkliches Können führen mich zur spontanen kreativen Handlung.
              Ich möchte diesen Dialog von der „bildschaffenden“ Kunst lösen, denn die „bildende“ Kunst ist soviel mehr in den letzten 100 Jahren geworden.
              Danke, dass ich unseren Dialog für meinen Beitrag nutzen kann. Ich werde ihn aber erst morgen schreiben, denn dafür brauche ich Ruhe und Zeit, um meine Gedanken geordnet in den Rechner zu schreiben. Beides habe ich heute nach der Uni nicht mehr.
              Ich wünsche euch vieren in Cley einen schönen ABend, LG Susanne

              1. Liebe Susanne,
                wir haben heute den ganzen Tag einen Schuppen fürs Kaminholz gebaut und zwei kleine Schuppen restauriert. Nachher, du glaubst es kaum, möchte Dina mit mir in den Pub gehen, da England heute spielt und dort public viewing ist. Ich geb’s zu, ich habe noch nie so etwas elebt. Selma und Dina halten das für eine Bildungslücke. Ich bin gespannt und freu mich auf alle Fälle aufs Bier. Von Fußball haben Siri und ich keine Ahnung, oh dear …
                Ich bin darauf gespannt, was du schreiben wird. Ich habe fast keine Ahnung von Kunstgeschiche, meine Schwester ist die Spezialistin. Sie gibt mir stets Nachhilfe 😉
                Auch dir einen schönen Abend.
                Liebe Grüße aus dem hochsommerlichen Cley
                Klausbernd
                die anderen 3 lassen auch lieb grüßen

                1. Guten Morgen, lieber KB,
                  ich hoffe, ihr hattet ein schönes Fußballerlebnis. Durch meinen Sohn habe ich fasst jede Fußballveranstaltung der letzten 20 Jahre erlebt. Nun ist er aus dem Haus und es ist die erste WM, bei der ich noch kein Spiel geschaut habe. Ich höre die Spiele durch mein offenes Fenster, bei einem Tor ist das gejohle und geknalle so groß, dass ich dem auch nicht im vierten Stock entkommen kann.
                  Ich freue mich aber immer noch, wenn die eine oder andere Manschaft gewinnt.
                  Heute, pünktlich um 18 Uhr nach deutscher Zeit (ein lustiger Begriff), blogge ich meine Überlegungen zu diesem Thema.
                  Einen schönen Tag euch allen, liebe Grüße von Susanne

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