Das „nicht philosophische“ – Collagen von Susanne Haun

Das Studienfach „Philosophie“ ist nicht einfach. Ich war in der Vergangenheit immer wieder nahe daran, mich von dem Fach zu trennen, habe mich dann aber zusammengerissen und mir gesagt: „Du schaffst das!“.

Ich kämpfe mit der Philosophie und ich denke, der Kampf, den ich mit der Philosophie führe, ist auch gleichzeitig der Eingang in sie.

Blatt 4 - Der Turm - 25 x 25 cm - Zeichnerische Fotocollage von Susanne Haun
Blatt 4 – Der Turm – 25 x 25 cm – Zeichnerische Fotocollage von Susanne Haun

Das Kunstgeschichtsstudium ist mir bisher sehr leicht gefallen. Ich habe inzwischen alle notwendigen Module für den Bachelor besucht und überlege mir schon das Thema meiner Abschlussarbeit. Aber Kunstgeschichte ist kein Mono-Bachelor. Das heisst, ich benötige ein Nebenfach, um den Abschluss zu erhalten.

Die Philosophie besitzt eine eigene Sprache, so wie jede Wissenschaft. Die Sprache der Kunstgeschichte ist mir durch meine Arbeit als Künstlerin geläufig. Die Sprache der Philosophie muß ich erst lernen. Da hilft viel lesen. So lese ich im Moment das Buch “ Philosophie im Zeitalter der Extreme“.²

Es ist ein Buch über die Aufgaben der Philosophie in unserer heutigen Zeit. Bisher habe ich eine vorphilosophische Welterfahrung. Feuerbach erklärte dazu: „Der Philosoph muß das im Menschen, was nicht philosophiert, was viemehr gegen die Philosophie ist, dem abstrakten Denken opponiert, der also, was bei Hegel zur Anmerkung herabgesetzt ist, in den Text der Philosophie aufnehmen. […] Die Philosophie hat daher nicht mit sich, sondern mit ihrer Antithese, der Nichtphilosphie“ zu beginnen.³

Was ist vorphilosophische Welterfahrung? Gramm spricht von Existenz, Leib, Praxis und dem Unbewußten, von Angst, Verzweiflung, Wahnsinn, Tod.

Sind das nicht auch die Themen meiner Collagen?

Das Blatt 4 arbeitete ich schon Ende 2012. Ich mag es, der Turm ist inzwischen erklommen, ich habe in den letzten zwei Jahren vieles erreicht, was ich mir damals vornahm.

Blatt 34 - Entzückt verträumt - 25 x 25 cm - Collage von Susanne Haun
Blatt 34 – Entzückt verträumt – 25 x 25 cm – Collage von Susanne Haun

Blatt 34 ist vor kurzem entstanden. Es hat den Titel „Entzückt verträumt“. Ich habe in einem der Fotoalben ein Foto mit einem Pantheon ähnliches Gebäude mit Tambourkuppel gefunden. Ist es ein Gebäude in Paris? Kennt jemand dieses Gebäude? In welcher Stadt befindet es sich?

In Blatt 34 ist meine Zukunft vor Augen. Ich bin nicht die Träumerin, die ich abbilde und doch bin ich es wiederum.

Ich werde in zwei Jahren sehen, wo ich stehe. Dieses Blatt birgt Vergangenheit und Zukunft. Ich habe überlegt, ob ich die linke Seite schwarz darstelle. Aber ich lasse sie lieber offen.

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²Gramm, Gerhard, Philosophie im Zeitalter der Extreme, Darmstadt 2009.
³Gramm, Gerhard, Philosophie im Zeitalter der Extreme, Darmstadt 2009, Seite 16.

10 comments

    1. Danke, das werde ich haben, liebe Martina. Ich mache es ja freiwillig, weil ich will, und wenn ich dann mal in einer langweiligen Vorlesung sitze, dann sage ich mir genau das! liebe Grüße von Susanne

  1. Ist das nicht das Pantheon in Paris, Susanne? Oder wäre das zu einfach? die Collagen gefallen mir sehr gut. Foto und Zeichnung haben die Verbindung zueinander gefunden, aus meiner Sichtweise. -Die Philosophische Sprache ist für mich schwer verständlich. Mir kommt es vor, als ob alles besonders kompliziert formuliert wird. Aber sicherlich ist es eine Kunst, Gedanken hoch intellektuell und dann wieder ganz einfach verständlich in wenigen Worten zu formen. Ich bin eh ein Freund des Minimalismus, erstaunlicherweise, je älter ich werde, desto mehr prägt es sich aus. Liebe Grüße aus dem Blende 5,6 125tel 400 ISO Wetter/Licht. ( Das ist mein eingebauter Belichtungsmesser) . :)) Roswitha

    1. Das kann gut sein, Roswitha, ich kenne mich leider in Paris nicht persönlich aus. Ich habe nur Fotos von unseren Vorlesungslektüren gesehen. Aber es steht ganz oben auf meiner Liste. Ja, ich finde die Sprache der Philosopie auch kompliziert. Deshalb bin ich gespannt auf ein Einführungsbuch von Kierkegaard. Vielleicht ist es einfacher formuliert, weil er ja vom Nachdenken über sich selbst ausgeht.
      Ich bin ja auch ein Freund des Minimalismus, dazu gehört für mich, dass ich nicht allzu viele Dinge anhäufe. Das ist manchmal nicht so einfach, wenn ein Stück hereingeht, dann geht wieder ein Stück heraus.
      Liebe Grüße sendet dir Susanne
      P.S. gleich fahre ich nach Dahlem und gebe meine letzte Hausarbeit bei der Uni ab.

  2. Die Töchter aus „höherem Hause“ studierten Kunstgeschichte oft um in der Gesellschaft oder dem Traumprinzen mit Ihrem Wissen und Wortgewandtheit zu bestechen. Philosophie kann das Ganze ins Gegenteil verwandeln. So schlau soll die Frau doch nicht sein (*lach*).

    1. *lach* und diese Töchter lernten auch Klavier, Zeichnen und Kochen *lach*
      Und wenn sie verheiratet waren, dann durften sie den ganzen „Kram“ wieder vergessen!
      Was bin ich froh, in der jetzigen Zeit zu leben……

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