Die Sprache der Blumen im Salon – Rilke – Sammler – Zeichnung und Bericht von Susanne Haun

Die Sprache der Blumen von Rainer Maria Rilke

Und glaubst du gleich den Worten nicht,
die ich dir hoffend schrieb
die Sprache, die die Blume spricht,
verstehst du doch, mein Lieb.
Wenn dein Fuss dort fürder schreitet,
wo die Fluren üppig stehn

Wenn dein Fuss dort fürder schreitet (c) Zeichnung von Susanne Haun
Wenn dein Fuss dort fürder schreitet (c) Zeichnung von Susanne Haun

Ich versprach gestern weiter von meinem KunstSalon am Dienstag zu berichten.
Nach der ersten Hälfte des KunstSalons am Dienstag (siehe hier) sprachen wir über Kunstsammler.
Die Autorin Petra A. Bauer, die auch beim Salon teilnahm, berichtete auf Ihrem Blog writingwoman vom Geschehen.

Ich stellte dazu einige Folien zusammen:

Wer sammelt Kunst?
Kirche
Staat
Adel, den es noch gibt
Großunternehmer
Institutionen
Finanzwelt
Mittelstand (Ärzte / Anwälte)
Künstler

Schwerpunkte von Kunstsammlung
Grafikkunst
Malerei Aufgeteilt nach Gattungen, Epochen, Ländern und Kontinenten
Skulptur
Dabei werden die Sammler meistens von Galeristen oder Kunstagenten beraten. Viele Sammler beschäftigen eigene Kuratoren für ihre Sammlung. Sie besitzen eigene Ausstellungshäuser und beschäftigen Kunsthistoriker und Autoren für ihre Publikationen. Alle besitzen Internetpräsenzen und sind sozial in anderen Projekten tätig.

Warum sammeln Sammler? Welchen Zweck hat eine Sammlung?
Unterhalterin des Klerus und Staatlicher Autoritäten in Sachen Repräsentation
Gehilfin bei der Identitätsfindung
Die Freude / Gier nach dem Einzigartigen, was kein anderer besitzt
Top-Ergebnisse internationaler Auktionshäuser machen Lust auf Sammeln
Geld verdienen durch Spekulation
Einer Leidenschaft zu frönen
Accessoire oder Statussymbol

Verhältnis Sammler – Künstler

Der Künstler an sich ziert sich in die Nähe des schnöden Mammons zu geraten.
Der Künstler hat eine gewisse Abhängigkeit dem Begehrenen des Sammlers gegenüber.
Der Sammler hat eine Erwartungshaltung dem Künstler Gegenüber.

Ingvild Goetz:
„Die Kunst soll nicht nur intellektuell erfasst werden, sondern auch persönliche Betroffenheit auslösen; es müssen Fragen entstehen, sie muss einen ständig beschäftigen.“

Reiner Speck versteht sich als Partner: Nimmt die Arbeit des Künstlers ernst und begleitet ihn über Jahrzehnte, wenn er sich für ihn entschieden hat.

Die Rubell Family Collection kaufte in den letzten 30 Jahren von jungen Künstlern, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Die Sammlung beinhaltet mehr als 6.000 Werke.

Antoine de Galbert lebt von seinem Erbe und sammelt Kunst.

Patrizia Sandretto de Rebaudengos sammelt unter anderem feminine Kunst, um die Sache zu unterstützen!
Hier drei Punkte, die ihr wichtig sind:
1. Förderung von jungen Kuratoren, die Ausstellungen in ihrer Sammlung organisieren.
2. Dem nicht im Kunstgeschehen stehendem Publikum, die manchmal schwer zu verstehende zeitgenössische Kunst näher zu bringen.
3. Netzwerke zwischen den Sammlern in Europa schaffen, sie ist stolz auf den daraus resultierenden Austausch von Sammlungspräsentationen in Europa.

Francesca von Habsburg, der es um die Erfahrung, Erkenntnis und Anregung geht und nicht um den physischen Besitz fördert Projekte von Künstler.

Verhältnis Sammler – Öffentlichkeit

Es wird erwartet, dass der Sammler Schwerpunkte setzt

Reinhold Würth wird vorgeworfen, zu gegensätzlich, zu breit angelegt, zu wenig konzentriert gesammelt zu haben. Er kaufte eine Ansammlung von Bildern und Skulpturen, die ihm gefallen.
Dabei sind Sammler eigentlich private Leute, die theoretisch niemandes Ansprüche erfüllen müssen.

Verhältnis Sammler – Sammler

Konkurrenz: Wetteifern um das teuerste Kunstwerk

Durch die Präsentation in der Wohnung können sich Sammler in Salonatmosphäre treffen und untereinander austauschen, um so wieder den Inhalten der Kunst näher zu kommen.

Was sage ich als Künstlerin über Sammler?

Manchmal ist es mehr als ein Austausch von Dienstleistung oder Ware. Es kann zwischen Sammler und Künstler eine sich gegenseitig inspirierende Freundschaft entstehen.

Manchmal, bei wenn Galerien die Kunst verkaufen, erfährt der Künstler nie, wer seine Bilder kauft.
Manchmal möchte sich der Sammler „Beachtung“ kaufen.
Oft wird nur dann Kunst gekauft, wenn es zum Kontakt zwischen Sammler/Käufer und Künstler kommt.

Zum Job des Künstlers gehört das Besuchen von Vernissagen und Veranstaltungen, um Kontakte zum Publikum aufzubauen. Ich bin keine Freundin davon. Ich finde es unerhört anstrengend, auf einer Veranstaltung zu sein, bei der es nur darum geht, Menschen (Kontakte) zu sammeln. Ich behandele diesen so wichtigen Aspekt meines Berufs deshalb stiefmütterlich und natürlich merke ich das auch im Ergebnis.

Fakten

Ankaufetats der Museen sind sehr viel geringer als die der Sammler.

Staatliche Galerien bezahlen die Künstler nicht. Es gibt kein Ausstellungshonorar. Jeder Musiker, der bei einer Eröffnung spielt, erhält ein Honorar. Wie verträgt sich das mit dem Mindestlohn? Für Ausstellungshonorare kämpft der bbk Berlin.

Nur zwischen 5 und 10 Prozent der Künstler können von ihrer Kunst leben.

Was sagt ihr als Künstler, egal, ob ihr schreibt, malt oder darstellt zu dieser Problematik?

Was sagt ihr als Betrachter und Kunstkäufer zum Sammeln?

Sind die Künstler abhängig von den Sammlern?

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Literaturliste

Die Heilige Macht der Sammler I, in Kunstforum, Band 209, 2011

Die Heilige Macht der Sammler II, in Kunstforum, Band 211, 2011

Glutowacz, Irene, van Hagen, Susanne, Chancel, Phillipe, Kunstsammler und ihre Häuser, München 2005.

Herrschaften des Sammelns, in Kunstforum, Band 217, 2014.

Herstatt, Claudia, Fit für den Kunstmarkt, Ostfildern-Ruit, 2002.

Kunst und Wirtschaft, in Kunstforum, Band 200, 2010.

Schmid, Karlheinz, Erfolgreich Sammeln, Ratgeber Kunst, Band 1, Regensburg 2007.

Siekmann, Andreas, Für transparente Verhältnisse, in Texte zur Kunst, The Collectors, Heft Nr. 83, 2011, S. 76 – 93.

Thornton, Sarah, Sieben Tage in der Kunstwelt, Frankfurt am Main, 2010.

14 comments

  1. Liebe Susanne, danke für die nochmalige Erwähnung / Verlinkung und die Zusammenfassung der Folien!

    Einen schönen Abend wünsche ich dir!

    lieben Gruß
    Petra

  2. Vom Bundesverband des BBK gibt es mittlerweile eine Leitlinie zur Ausstellungsvergütung, die leider noch nicht als PDF zur Verfügung steht.
    http://www.bbk-bundesverband.de/index.php?id=921&L=0%22
    Hier bewegt sich sehr langsam etwas, wo wir als beteiligte, ausstellende Künstler aber auch gefordert sind. Ja, fast jeder bekommt eine Bezahlung, der Eröffnungsredner, der Musiker, der Kurator, der Geschäftsführer und und und… der Künstler, wenn er das Glück hat, dass etwas verkauft wird. Ansonsten Luft und Liebe für eine fantastische Beschäftigung.
    Sonnige Grüße
    Volker

    1. Solange es Künstler gibt, die unentgeltlich ausstellen, wird sich nicht viel ändern, Volker. Insofern hast du recht, es ist auch abhängig von der Beteiligung aller!
      Zum Verkauf gehört nicht nur Glück sondern auch viel Arbeit. Eben genauso viel Arbeit als ob du Nägel, Mehl oder Sofas verkaufst. Nicht nur genauso viel sondern ein wenig mehr, weil für den Einzelnen der Nutzen der anderen Dinge oft höher eingeschätzt wird.
      Einen schönen Samstag von Susanne

  3. Dieses Thema treibt mich schon seit Jahrzehnten um! Anbei drei Links zu meinem Blog aus den letzten Jahren, wo ich mich in unterschiedlicher Form immer mal wieder damit auseinandergesetzt habe:

    http://arminrohr.blogspot.de/2012/11/crailsheim.html

    http://arminrohr.blogspot.de/2010/09/sehr-sehr-verargert.html

    http://arminrohr.blogspot.de/2008/04/verfluchter-wandel.html

    Es liegt bei jedem einzelnen Künstler, wie er in z. B. städtischen Galerien, Kunstvereinen oder auch anderen Ausstellungsorten verhandelt. In den meisten Fällen ist Geld da! Alleine das Honorar für Musik & Laudatio beläuft sich in aller Regel oft auf 400 bis 600 Euro! Ich verzichte seit jahren auf jegliche Form der musikalischen Untermalung mit dem Hinweis auf meine Leistungen. Meistens ist das sowieso nur belangloses Geklimpere ohne Bezug auf meine Bilder.

    Meine Laudatio halte ich oft selbst. Natürlich ist das dann immer ein Kompromiss, aber zumindest habe ich damit einen Grundstock, mit dem die Kosten für eine Ausstellung oft gedeckt sind – vorausgesetzt, Transport & Übernachtung werden übernommen (denn das ist das Mindeste!).

    Viele Künstler sprechen die Verantwortlichen im Vorfeld nicht an, aus Angst vor negativen Kosequenzen oder gar einer Absage.

    Na und?

    Ich habe bisher eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht. In den Fällen, wo ich mich nicht mit den Ausstellungsmachern einigen konnte, habe ich eben nicht ausgestellt. Lieber drei Ausstellungen weniger pro Jahr, aber dafür mehr Energie für die Arbeit im Atelier & weniger Kosten.

    Ich kenne Kollegen, die nach Jahren der Selbstausbeutung kurz vor dem Burnout stehen & standen. Wegen dieser ganzen unbedeutenen Ausstellungen irgendwo, wo man auf einen Verkauf, einen belanglosen Presseartikel & ein wenig Aufmerksamkeit als „Bezahlung“ hofft?

    Künstler, macht Eure Arbeit & stellt weniger aus! Stellt da aus, wo die Bedingungen für Euch stimmen! Schreibt in Eure Blogs, wo man Euch gut behandelt & wo Ihr nur instrumentlisiert werdet & nur als Feigenblatt für falsche Kultur- & Ausstellungspolitik oder einfach nur gut gemeintes Engagement herhalten musstet.

    Vielleicht trennt sich so irgendwann die Spreu der Ausstellungsorte vom Weizen.

    1. Ich denke auch, Armin, dass es wichtig ist, vor der Ausstellung die Konditionen zu klären.
      Und wie du geschrieben hast, es ist Geld vorhanden.
      Dein „Na und?“ gefällt mir gut.
      Du hast vollständig recht! Muß ich als Künstler nicht auch meinen Wert schätzen? Es ist eine WinWin – Situation die staatliche Galerie / Institution und der Künstler profitieren. Der Künstler ist kein Bittsteller, er stellt seine Arbeitsleistung und sein Kunst zur Verfügung.
      Bei privaten Galerien ist die Situation ausgeglichen, sowohl Galerist als auch Künstler investieren. Deshalb finde ich die 50% Regelung o.k.
      Bei privaten Unternehmen (Anwälte, Ärzte etc. stelle ich grundsätzlich nur aus, wenn ich entweder ein Ausstellunghonorar erhalte oder mir von vornherein ein Bild abgekauft wird.)
      Ich möchte auch nicht mehr für Ruhm, Ehre und Vaterland ausstellen, denn das füllt meinen Bauch nicht und auch die Miete kann davon nicht bezahlt werden.
      Ich befürchte jedoch, dass ich einige der Wenigen bin.

  4. Ich habe 10 Jahre lang in der Firma des Kunstsammlers und Mäzen Dr. Erich Marx gearbeitet, er ist ja einer der Mitbegründer des „Hamburger Bahnhofs“. Wir wurden mit Grafiken von Künstlern auf allen Fluren nur so zugehängt – manchmal hätte ich gern ein wenig Natürliches gesehen.

    1. Dann hast du ja direkt an der Basis gearbeitet, Clara. Ich sehr mir die Sammlung Marx immer wieder gerne im Hamburger Bahnhof an. Ich kann mir gut vorstellen, dass in der Arbeitsstätte eines Sammlers die Kunst in Überfluß gezeigt wird. Konntet ihr euch wenigstens aussuchen, was in eurem Flur oder Büro kam oder musstet ihr nehmen wie es kommt?

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