Was geschah im Jahr Null? Monotheismus – Zeichnung von Susanne Haun

 

„Der Begriff Monotheismus (gr. μόνος mónos „allein“ und θεός theós „Gott“) bezeichnet Religionen bzw. philosophische Lehren, die einen allumfassenden Gott kennen und anerkennen.“ steht im Wikipedia.

 

Das Jahr Null 15.11.2015 (c) Zeichnung von Susanne Haun
Das Jahr Null 15.11.2015 (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Die Entstehung des christlichen Glauben wird bekanntlich auf das Jahr Null mit der Geburt Christi gesetzt. Heute wissen wir, dass es nicht Null war, aber gut – es ist auch heute noch so in den Köpfen verankert und unsere Zeitrechnung richtet sich daran aus. Der Islam wurde 700 Jahre später gegründet und ist so monotheistisch wie das Christentum.

In beiden Lehren werden moralische / ethische Werte und Gebote festgelegt, die sich nicht unähnlich sind.

Jürgen (siehe hier) und ich beschäftigen uns mit einer neuen Frage:
Was geschah im Jahr Null?

19 comments

  1. Die Entstehung des Christentums fällt sicher nicht mit Christi Geburt zusammen, da hatte Jesus ja noch gar nichts gelehrt. In der Religionsgeschichte ist es eine spannende Frage, wann man von Christentum sprechen kann, anfangs hat es sich ja um eine jüdische Erneuerungsbewegung gehandelt, d.h. die meisten, wenn nicht alle Anhänger von Jesus waren der Meinung, sie wären Teil des Judentums, nur etwas anders. Die Trennung setzt frühestens da ein, wo auch Nicht-Juden getauft werden können, das ist aber anfangs ein ganz umstrittenes Thema. – Am längst vorhandenen jüdischen Monotheismus ändert sich durch die Anfänge des Christentums nicht viel. Wenn man so will, wird der strenge jüdische Monotheismus im Christentum durch die Einführung der Lehre vom dreifaltigen Gott aufgeweicht. Das geschieht aber erst im Laufe des 2. und 3. Jahrhunderts. — Der Islam kehrt dann wieder zu einem strengen Monotheismus zurück. – Das Jahr Null gibt also religionsgeschichtlich nicht viel her, die Zeitrechnung mit dem Jahr Null ist auch erst viel später eingeführt worden, nämlich zuerst zögerlich im 8. Jahrhundert; die katholische Kirche selbst hat die Zeitrechnung mit dem vor/nach Christi Geburt erst im 11. Jahrhundert eingeführt … so gesehen war das Jahr Null ein ganz normales Jahr im Römischen Reich ….

    1. Man könnte noch hinzu fügen, dass der erste bekannte Monotheismus der „modernen“ Form in Ägypten unter Echnaton eingeführt wurde. Es gibt die Hypothese, dass die von Moses aus Ägyptenland herausgeführten Menschen Anhänger des Echnaton waren, die unter den dann folgenden Pharaonen heftig verfolgt wurden. Vergl insbesondere den Ägyptologen Jan Assmann, „Moses der Ägypter“, ein sehr spannendes Buch zum Monotheismus der Ägypter. Oder auch Sigmund Freud, Der Mann Moses.

      1. Echnaton hat mich zur Geschichte geführt. Ich war um die 12 Jahre herum, als ich alles, was mit der 17. ägyptischen Dynastie zusammenhing, las. Es gab in Berlin die erste Ausstellung mit der Maske des Tut-Anch-Amun und die Nofrete begleitet mich durch mein Leben. Ich besuche sie regelmäßig. In den 80ziger Jahren gab es noch keine Besuchermassen. Sie war meistens alleine in ihrem Raum im Stühlerbau geradeüber des Schloss Charlottenburg. Der Besucher-Hype setze erst richtig im Neuen Museum ein. Heute ist man als Besucher selten mit ihr alleine. Von einem unserer Besuche aus den 80ziger hat mein Freund noch ein brilliantes Foto von ihr, das im Flur hängt. Ich betrachte es gerne.

    2. Da hast du recht, Martin, ich habe es „Mainstream“ plattgeklopft. Natürlich verbinden wir (Christen) mit der Geburt Jesu die Stunde Null der Christenheit. Dieser Gedanke wird sich bei der religiösen Erziehung, die wir genossen haben, kaum vermeiden lassen.
      Spätestens seit der Lektüre des „Jüdischen Kriegs“ von Josephus weiß ich, dass es vier religiöse jüdische Strömungen gab, die ca. 70 n.Chr. in Judäa vorhanden waren. Darunter waren die sog. Christen. Auch der Gedanke, dass das Christentum durch die Dreifaltigkeit keine monotheistische Religion ist, haben wir an der Uni diskutiert.
      Hier scheide ich mich als „Künstlerin“ von mir als „Historikerin“. Dieser Spagat ist mitunter nicht einfach. Denn ich dokumentiere nicht als Künstlerin, ich will Denkanstöße geben. Aber gerade deine Kommentare, die ich so sehr schätze, weil sie mich immer wieder auf diesen Spagat aufmerksam machen, gefallen mir sehr gut.
      Gerade diese Gedanken haben mich zum Thema des Jahres 0 geführt und ich konnte Jürgen überzeugen, dass wir uns damit beschäftigen. Unser letztes Projekt, das Weggießen, war Jürgens Vorschlag und unser aktuelles „Jahr Null“-Projekt habe ich eingebracht.
      Ich bin am überlegen, ob ich hier endlich eine Arbeit für den sog. Dokumentarismus in der Kunst enbringen kann.
      Einen schönen Sonntag wünscht dir und Roswitha Susanne

      1. Das Thema NULL geht mir seit deinem Beitrag im Kopf herum. Die Wachstumsspirale, wie sie Leonardo Fibunacci im 13. Jh entwickelte (0-1-1-2-3-5-8-13-21-34 etc) – vorher hat sie schon der griechische Mathematiker Nikomachos aus Jerasa (heute Jordanien) beschrieben – beginnt mit einer Null. Fibunacci stammte aus dem Maghreb und brachte die Null von den Arabern mit. O – nichts ist realisiert, alles ist noch offen, sagt uns auch die Kreis-Form der Null. In der Natur gibt es die Null nicht. In der Natur gibt es den Samen und das Ei – die die Nullform nachahmen.
        Das Jahr Null gibt es ebenfalls nicht, es ist ein in der Wirklichkeit und Geschichte nicht vorhandener Ort.
        Wir sind uns meist nicht bewusst, dass wir mit der Null etwas berühren, was jenseits unserer Erfahrungswelt liegt. Seit die Null in unser Zahlensystem eingefügt wurde, zählen wir von diesem magischen Ort allen Beginns vorwärts ins Positive und rückwärts ins Negative, als sei die Null halt nur ein Punkt auf einer ununterbrochenen Linie.
        Danke dafür, dass ihr euch mit diesem Thema künstlerisch beschäftigen wollt! Ich bin gespannt!

        1. Liebe Gerda, ja, das Jahr Null gibt es real nicht, aber das ist es gerade, was unsere Künstlerseelen inspiriert.
          Der Kreis ohne Anfang und Ende und die Null – der Vergleich gefällt mir. Mit dem Samen und dem Ei beschäftige ich mich heute.
          Grüße von Susanne

  2. Sehr schöne Zeichnung und beneidenswerte Zusammenarbeit mit Jürgen. Angeregt durch diesen Beitrag veröffentliche ich heute ein religiös inspiriertes Bildchen, das ich letztes Jahr zur Weihnachtszeit legte. IXΘΥΣ

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