Susanne Haun Zitat am Sonntag – Folge 141 – Shakespeare

Wie einer, bis zur Wahrheit, durchs Erzählen
Zu solchem Sünder sein Gedächtnis macht,
Daß er der eignen Lüge traut.

Like one
Who having into truth, by telling of it,
Made such a sinner of his memory,
To dredit his own lie.

Shakespeare Der Sturm 1,2

Zitiert nach Fischer, Katrin (Hrsg.). Reclams Lexikon der Shakespeare Zitate, Stuttgart 2014², S.204.

Vorige Woche berichtete Birgit auf ihrem Blog sätzeundschätze (siehe hier) von diesem Schatz der Shakespeare Zitate und ich habe mir das kleine Buch auch sofort bestellt und bin schon beim ersten Blättern ganz begeistert. Sicher werde ich öfter Shakespeare zitieren!

 

Ausschnitt Blume an der Gedächtniskirche - Zeichnung von Susanne Haun - 30 x 40 cm - Tusche und Aquarell auf Bütten
Wahrheit (Foto der Blüte) und Lüge (?) Zeichnung der Blüte (c) Susanne Haun

 

Ist die Abbildung eines Gegenstands grundsätzlich eine Lüge?

4 comments

  1. Eine Lüge? Nein. Es ist natürlich nicht der abgebildete Gegenstand, sondern etwas anderes, eine neu geschaffene „Wahrheit“.
    Shakespeare scheint hier ausdrücken zu wollen, dass unser Bemühen, die „Wahrheit“ (wie es war) zu sagen, zu einer Neuorganisation des Gedächtnis-Inhaltes führt. Man erinnert sich an das, was man erzählt hat, nicht an das Geschehen, „wie es war“. Mir scheint die Wirkung vergleichbar mit dem Erinnerungs-Foto.

    1. Der Begriff „neu geschaffene Wahrheit“ gefällt mir, Gerda. Es gibt halt viele Wahrheiten.
      Freud nennt es „falsche Erinnerungen“, ein sehr spannendes Thema!
      Liebe Grüße aus dem sonnigen Berlin von Susanne

    1. Es war bisher ein schöner Tag, Birgit, wir waren mit „millionen“ Anderen im Zoo und ich habe ein wenig gezeichnet, während Micha fotografierte. Nun bin ich müde. Einen schönen Abend wünscht dir Susanne

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