Dantes Barke des Vergessens – Leinwand von Susanne Haun

Manchmal mischen sich Inspirationen, so auch Dantes Barke mit dem Vergessen.
Daraus entsteht „Dantes Barke des Vergessens“. Das Motiv arbeitet sich sehr langsam aus der Leinwand heraus.

Ausschnitt Dantes Barke des Vergessens (c) Zeichnung auf Leinwand 80 x 100 cm
Ausschnitt Dantes Barke des Vergessens (c) Zeichnung auf Leinwand 80 x 100 cm

 

Inge Jens neues Buch „Langsames Entschwinden“ beschreibt die Krankheitsgeschichte von Jens Mann Walter.  Walter Jens litt an einer besonderen Art der Alzheimer Krankheit und als enge Familienangehörige einer Betroffenen fand ich gute Hinweise und Bekanntes in dem in Briefen erzählten Bericht von Inge Jens. Auch für nicht Betroffene ist das Buch sehr empfehlenswert. Besonders bewegend fand ich die Überlegungen, wann der Zeitpunkt im Leben eines Alzheimer Kranken überschritten ist², sich selbst zu töten. Wie geht der Angehörige mit dem Wunsch des Kranken, den Tod zu wollen, um. Alzheimer ist nicht vergleichbar mit Krebs. Der Kranke kann ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Entscheidung mehr treffen, wir wissen nicht, was dann für Gedanken und Gefühle oder Schmerzen im Kopf des Kranken sind.

Für mich hat Frau Jens in Bezug auf dieses Problem eine sehr gute und auch sehr mutige Entscheidung getroffen:

„Es geschieht nichts, was dies Leben künstlich verlängern könnte, aber es zu verkürzen, steht uns dennoch nicht zu.“ Inge Jens³

Das bedeutet u.a., zu entscheiden, ob ein Mensch künstlich beatmen werden sollte oder nicht. Gut ist es, wenn die Angehörigen diese wichtigen Fakten im gesunden Zustand besprechen. Ich besitze eine Vorsorgevollmacht.

Ich wollte den Zustand der Isolation eines Alzheimerpatienten darstellen und Ihr/sein Weg in ein neues psyschiches Land. Ihr/sein Weg in ein Land, was wir nicht kennen, denn die Patienten sind in keinem Zustand, davon zu berichten. Gleich Dante auf seinem Weg durch die Höllenkreise wissen wir nicht wohin es geht!

Die Arbeit an der Leinwand läuft mir nicht leicht von der Hand, zäh fliesst die Tinte aus der Feder. Heute zeige ich einen Zwischenstand, den ich von meinem Arbeitsplatz aus betrachte und abwechselnd im Geist weiterentwickle um wieder zur Feder zu greifen und tatsächlich zu zeichnen.

 

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²Jens, Inge. Langsames Entschwinden, Hamburg 2016. S. 60.
³ ebd., S. 110.

16 comments

  1. Wunderschön dargestellt. Ergreifend. Nicht immer leicht, die Schönheit zu erkennen, das Ergreifende, das zutiefst Menschliche, auf Seiten dessen, dem das Gedächtnis entgleitet, ebenso wie auch auf Seiten dessen, dem die Person solcherart entschwindet. Es ist manchmal kaum zu ertragen. Für den, der zusehen muss. Und dennoch kann er unendlich viel lernen, vom Entschwindenden ebenso wie von und über sich selbst. Dabei sich selbst nicht zu beurteilen (der Gefühle wegen, die zwangläufig auftreten) wie auch die Art der Existenz, welche durch diesen Zustand des Verlustes geprägt wird, (ist das wirklich „kein Leben“ mehr? … Oder ist das im Grunde eine Lektion für die ganze Gemeinschaft -auch politisch gesehen – des Vertrauens, aufgehoben zu sein???)

    1. Ja, du hast recht, liebe Springerin, es ist kaum zu ertragen und trotzdem schafft man es.
      Weisheiten, die ich vor der Krankheit meiner Mutter für mich gefunden hatte, werden umgeworfen.
      Ich weiss nicht, ob ein Alzheimer Kranke in Deutschland gut aufgehoben ist. Die meisten Pfleger und Krankenschwestern sind in den Krankenhäusern nicht geschult, wie mit den Alzheimer Patienten umgegangen werde muß. Bestes Beispiel ist das Krankenhausessen. Auch Frau Jens weisst in ihrem Buch darauf hin. Der Alzheimer Patient hat den Bezug zum essen verloren, er kann keine Entscheidungen mehr treffen ob er Suppe oder Fleisch will, er weiss nicht mehr was das ist. So bleibt das Tablett einfach stehen und es wundert mich, dass noch kein Alzheimer Patient im Krankenhaus verhungert ist.

  2. Toller text und eine sehr interessante Arbeit die du da gerade angehst. Nicht unbedingt von Leichtigkeit getragen. Dennoch sehr wichtig.
    Dir gutes Susanne.

    1. Danke, Ludwig, ja sie ist schwer und trotzdem wichtig. Ich arbeite dieses Pfingstwochenende weiter daran!
      Herzlichen Dank für deine Karte, die meinen Briefkasten verschönt hat!
      LG Susanne

    1. Ja, Annette, das Thema ist schwer. Ich stelle jedoch fest, dass ich nun offensichtlich in einem Alter bin, wo ich mich damit auseinander setzen muß. Was mir an der Auseinandersetzung gefällt, dass ich es noch selber unbetroffen beurteilen kann und so für mich persönlich Lösungen finden kann. Als Betroffene hast du diese Chance nicht mehr!

      1. so habe ich es noch gar nicht betrachtet, in meiner Umgebung war es bisher kein Thema. Ich hoffe, du lässt uns weiter daran teilhaben, liebe Grüsse und einen schönen Pfingstsonntag, Annette

        1. Liebe Annette,
          geniesse die Zeit, in der deine Familie noch gesund und selbständig ist.
          Bei meinen Eltern ging es ab 75 mit den Krankheiten los. Davor gab es auch schon die eine oder andere schwere Krankheit, jedoch schränkten diese nicht die Selbständigkeit ein.
          Einen schönen Dienstag von Susanne

            1. Liebe Annette,
              meine Eltern leben noch beide und ich habe die Entgültigkeit des Todes noch vor mir.
              Mich graut es davor, auch wenn sie krank sind, sie sind aber noch da.
              Liebe Grüße sendet dir Susanne

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