Übermalung von Heike Schnittker zu Susanne Haun

 

So fing alles an: Heike übermalt Postkarten (siehe hier). Sie stellt sich in dem Beitrag folgende Frage:

„Gerade übermale ich eine Postkarte und denke, dass, da ich ja das Bild des ursprünglichen Künstlers nicht gänzlich übermale, ich es wegen der Urheberrechte gar nicht darf! Also schon, aber nicht öffentlich machen. Da schützt auch keine Namensnennung sagt der freundliche Anwalt am Telefon.

Oder ich muss es anders übermalen….“

In den Kommentaren von Heikes Blog schreibe ich

„Heike, kennst du von Rauschenberg den ausgelöschten de Koonig?
https://en.wikipedia.org/wiki/Erased_de_Kooning_Drawing
Ich habe mit Jürgen eine Zeit lang gemeinsam gezeichnet. Wir haben jedoch den anderen nicht übermalt sondern fortgesetzt. Magst du mir ein Portrait von dir senden, dann führe ich es fort oder übermale auch Stellen und sende es an Jürgen weiter. Mal schauen, wo er es hinsendet. Er ist für solch ein Projekt immer zu haben.
Wichtig ist, dass du ein großes Papier nimmst. Du kannst es falten, das macht die Sache noch interessanter.
Und wichtig ist, dass die anderen nicht ganz ausgelöscht werden.
Ich hoffe, dir gefällt mein Vorschlag, wenn nicht ist auch nicht so schlimm, liebe Grüße von Susanne“

 

 

Einige Tage später fand ich von Heike ein großes Blatt mit einem Selbstportrait und viel Raum zum Übermalen in meinem Briefkasten und habe mit weißem Softpastell Teile ausgelöscht und mit Rötel und Kohle Teile hinzugefügt.

Eigentlich sollte es nun weiter zu Jürgen. Jürgen ist auf große Reise. Wollen wir es ihm trotzdem senden und abwarten, bis er wieder im Lande ist und sich damit beschäftigen kann, Heike? Oder soll ich es weiter bearbeiten und es dann dir zu weiteren Bearbeitung zurück senden?

 

 

16 comments

  1. Sehr, sehr spannend! Ich habe mir ja in der Vorstellung so einiges ausgemalt. Wie ist das für mich, wenn jemand anderes „Besitz ergreift“? Liebe Susanne, ich kann es sehr gut aushalten. Es ist ein Geben und Nehmen und wir haben uns ja auch darauf geeinigt. Da findet eine Entwicklung statt und sie ist noch nicht abgeschlossen. Ich sehe es als ein Gespräch.
    Nun, wie gehen wir weiter vor? Mich würde es schon interessieren, was Jürgen dazu noch einfällt….dann wäre es aber so gespalten. Fühlt sich befremdend an. Ich denke, du könntest es auch weiter bearbeiten und es dann Jürgen schicken, oder (wenn er das auch möchte)? Was entsteht dann? Ehrlich gesagt, hast du das jetzt in der Hand, ich hab es in deine Hände gelegt 🙂 Das Bild macht ja etwas mit dir. Welchen Impuls hast du da? Und lass dich da jetzt nicht von meinen Gedanken und Gefühlen leiten.
    Mir fällt ein: man könnte sich auch gegenseitig die Portraits hin und her reichen….als Idee. Wenn du auch eins hast und magst, dann schick mir eins, ganz freiwillig. Meine Adresse hast du ja. Oder einfach nur mit diesem arbeiten. Wie es passt.
    Danke sehr für deine Idee und deine Zeit. Ich schick dir liebe Grüße ins Wochenende,
    Heike

    1. Ich finde unser Projekt auch sehr, sehr spannend. Ich freue mich, dass du es gut aushalten kannst. Ich denke auch, dass wir es als Gespräch sehen können.
      Ich freue mich, dass Jürgen sich beteiligen möchte. Ich werde die Zeichnung in ein Kuvert stecken und Jürgen senden. Aber gleichzeitig sende ich dir auch von mir ein Portrait. Das können wir dann, wenn ihr mögt, gegenläufig zirkulieren lassen?
      Prima 🙂 🙂 🙂
      Ich danke dir, für deine Freude an der Idee und sende dir ebenfalls ein schönes Wochenende,
      Susanne

  2. Ihr Lieben!
    Wenn Ihr wollt, bin ich dabei. Spätestens am 25.Juli bin ich wieder zuhause.
    Und jetzt noch ein paar in Blaue hineingeschriebene Gedanken:
    Wenn ein Bild zur Bearbeitung durch andere auf den Weg geschickt wird, entwickelt es sich linear-chronologisch.
    Wenn ich es bearbeitet weitergebe, gebe ich es ab und muss alles, was nun geschieht, aushalten.
    Mein Ergebnis ist Teil des Ganzen, sichtbar oder unsichtbar.
    Das gesamte Verfahren macht nur Sinn, wenn ueber das, was geschieht und was es mit uns macht, ein Dialog stattfindet.
    Ich vertraue Euch, denn ihr werdet behutsam mit mir und dem, was ich erstellt habe, umgehen.
    Von jedem Zwischenschritt sollte eine Dokumentation angelegt werden.
    Dass zu bearbeitende Bild sollte sich in einem Kreislauf bewegen und am Ende wieder bei Heike landen.
    Vielleicht ist das doof, was ich geschrieben habe, na ja!
    Liebe Grüße aus Pfronten/Füssen
    Juergen

    1. Guten Morgen, Jürgen,
      ich sende dir die Zeichnung, du wirst sie am 25.Juli in deiner Post finden.
      Ich denke auch, dass die Chronologie ein wichtiger Faktor des Projekts ist. Die Idee des Kreislaufs gefällt mir auch. Ich sende ein Portrait von mir an Heike und eines an dich und wir lassen es anders Zirkulieren. Jeder sollte mal der letzte Bearbeiter sein.
      Ich denke auch, dass wir alles dokumentieren sollten – darauf beruht das Prinzip 🙂
      Du wirst dich übrigens wundern, Jürgen, die neuen Portraits haben eine Fläche von 4 x A4 – Wir haben die Portraits einfach geknickt!
      Liebe Grüße sendet dir Susanne

      1. Wunderbar, da freue ich mich.
        Ich sitze gerade im Wohnmobil und wir starten nach Greinau. Hier in Pfronten hatte ich eine gute WLAN Verbindung, ob das so bleiben wird, wird sich zeigen. Liebe Grüße Juergen

  3. Wich lese euren Trialog mit großen Interesse. Sehr interessant die Fragestellung: was macht es mit mir, wenn ein anderer das Meine verändert? Ich habe das mal in einer kunsttherapeutischen Gruppe bearbeietet, bei der jeder das Seine in ein Gesamtwerk einbrachte. Einige Teilnehmer begannen, das von anderen Eingebrachte zu verändern, weil sie fanden, es störe die Harmonie des Ganzen. Solche Übergriffe führten zu schweren Verstimmungen. Wir arbeiteten solange, bis alle Teilnehmet sowohl mit dem Ganzen als auch mit der Position ihres Anteils einverstanden waren. Das Ergebnis war beglückend.

  4. Fuer mich, liebe Gersa, sind dies Veränderungen, mit welchem Ziel auch immer, keine Übergriffe. Es sind Einwurkungen im Teil eine Prozesses. Ich weiß ja noch nicht mal, ob es mir wichtig ist, dass ich mich in dem veränderten Bild wiederfinde. Liebe Grüße

    1. Du hast recht, Jürgen, den Unterschied zwischen Übergriffen und einverständlichen Veränderungen zu betonen. Nichts anderes hatte ich auch im Sinn, als ich auf meine Erfahrungen bei Gruppenprozessen hinwies. Nicht nur in künstlerischen Projekten, sondern in allen zwischenmenschlichen Aktivitäten ist die Sicherung des Einverständnisses aller Beteiligten in jeder Phase der Realisierung so wichtig. Alles andere führt zu stiller Wut oder zu lauten Zorn, zu Resignation oder zu Omnipotenzphantasien (Eltern-Kind, Partner, Regierende-Regierte, Unternehmensführung-Personal etc). Du sagst, du weißt nicht, ob du dich schließlich drin wiederfinden möchtest. Und doch ist es das Wichtigste, ob man sich in einem gemeinsam Geschaffenen am Ende wiedererkennen kann. Finde ich.

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