Sizilien – Parco valle dei templi agrigento und die Scala dei Turchi – Susanne Haun

 

Parco valle dei Templi agrgento - Herakles (c) Foto von M.Fanke
Parco valle dei Templi agrgento – Herakles (c) Foto von M.Fanke

 

Viele Ausgrabungsstätten von römischen Städten haben wir in der Vergangenheit besucht, jedoch empfand ich die Parco valle dei templi agrigento auf Sizilien am eindrucksvollsten. Bisher war Volubilis in Marokko mein Favorit (siehe hier). Erstaunlicher Weise liegt Rom (siehe hier) auf meiner Hitliste ziemlich weit unten, ich habe die Stadt voll, regnerisch und schmutzig in Erinnerung.

 

Sizilien, 3.9.2017

Agrigento ist nicht gerade um die Ecke unseres Urlaubsortes Caronia. Wir haben überlegt, ob es intelligenter gewesen wäre, das Quatier in den drei Wochen zu wechseln. Andererseits habe ich keine Lust auf die Unruhe, die daraus entstehen würde. Wir haben uns gut in Caronia eingelebt und so haben wir heute die 2 ½ Stunden lange Fahrt nach Agrigento zum Parco valle dei templi auf uns genommen. Durch die Berge Siziliens benötigt man für die knapp 200 km lange Strecke länger als bei uns.

Am ersten Sonntag im Monat muss man keinen Eintritt (10 Euro) für die Tempelanlage bezahlen. Viele Menschen, besonders auch Sizilianer*innen, nutzen diese Gelegenheit und so bildeten sich lange Schlangen am Security Check. Für genügend Parkplätze ist gesorgt, ein Tagesticket kostet 5 Euro, wir haben für vier Stunden 4 Euro bezahlt.

Ja, vier Stunden waren wir auf dem Tempelgelände des antiken Akragas und ich ärgere mich immer noch ein wenig, dass wir nicht eine längere Pause eingelegt und dann weiter geschaut haben. Die vier Stunden haben nicht gereicht, alles zu sehen. Den hinteren Bereich mit dem Archäologischen Museum, dem kleinen Theater und dem Giardino della Kolymbetra haben wir nicht gesehen, ich war einfach zu kaputt, nicht nur die vielen Eindrücke, sondern auch die Sonne und der starke Wind, der uns den Sand ins Gesicht wehte, waren anstrengend. Ihr müsst euch das Gelände so groß vorstellen, dass kleine Busse in der Querverbindung fahren, allerdings nehmen sie es vom Lebendigen, 3 Euro pro Person für eine Strecke.

 

 

Sehr glücklich bin ich über das Gesehene. Akragas liegt auf einem Höhenzug, der durch seine abfallenden Felsenwände leicht zu verteidigen war und wurde von Kolonisten aus Rhodos und Bewohnern des nahe gelegenen Gelas im 6. Jhd.v.Chr. gegründet und im 5. Jhd.n.Chr. von den Karthagern erobert, geplündert und zerstört. Die Tempelanlage ist zum Teil sehr gut restauriert und so sind an der Flaniermeile die Tempel der Hera, Concordia und des Herakles zu sehen. Die Götternamen sind nicht gesichert, dienen aber heute zur Unterscheidung. Heras Tempel entspricht mit 6 Säulen an der Attikaseite und 13 Säulen an der Längsseite den Proportionen des klassischen Tempelmaß auf dem griechischen Festland. Der Tempel des Zeus ist zerstört zu bewundern. Es ist erstaunlich, welche Steinmassen zur Errichtung der Stadt bewegt wurden. Karthagische Kriegsgefangene errichteten den 57 x 113 Meter großen Tempel mit Säulen von einem Durchmesser von 4 Metern und nur 76 Jahre später wurde der Gebäudekomplex von den Kathagern bei der Eroberung vollständig zerstört. Ein Racheakt?

Vom blauen Himmel und den rötlichen Steinen kann man betrunken werden und so entstanden dutzende von Fotos von der Anlage und es war nicht leicht die vermeintlich Schönste auszuwählen. Übrigens, die Tempel wurden im Gegensatz zu den griechischen Vorbildern nicht mit Marmor, sondern mit einheimischen Kalk- oder Sandstein errichtet und bunt bemalt.

Auf dem Rückweg hielten wir für einen Fototermin an der Scala dei Turchi an, Kreidefelsen bei Capo Rossello, westlich von Agrigento. Für einen Besuch des Strandes an der Scala dei Turchi blieb keine Zeit übrig. Hier sollen der Legende nach die Türken (Sarazenen) an Land gestürmt sein.

Sizilien bietet seinen Besuchern*innen viel Sehenswertes und es ist nicht einfach, sich für etwas zu entscheiden. Ich bin froh, dass wir 3 Wochen vor Ort sind.

 

 

 

Quelle:

Mesina, Caterina, Sizilien, mit ungewöhnlichen Entdeckungstouren, persönlichen Lieblingsorten und separater Reisekarte. Ostfildern 2016.

13 comments

  1. Hallo Susanne,
    ja, es ist leichter – ganz besonders im Zeitalter der Digitalkameras, Fotos zu machen als sie dann spaeter auszuwaehlen und – gegebenenfalls – zu loeschen. Das Problem habe ich – Du hast es vielleicht mitbekommen – gerade mit Klausbernd und Dina auf Dinas Blog und auch in meinem [Fritztown News] diskutiert.
    Danke fuer Deine Bilder und die Informationen hier: ein weiterer interessanter Artikel.
    Hab’s fein,
    Pit

  2. Ich freu mich! Ganz schöne Fotos hast du da ausgesucht, und ich schwelge in Erinnerungen. Denn ich war auch in Agrigent, war allein von Palermo mit dem Bus hingefahren, weil Panos bei einem Kongress war. Stundenlang bin ich da rumgestromert. Ich werde jetzt meine Fotos auch mal posten. Sie sind doch ganz anders als eure, denn es war November. Wenn ich bloß die Archive öffnen kann!

  3. Liebe Susanne, ganz vielen Dank für deine Zeichnungen und die tollen Fotos aus Agrigento. Ich besuchte 2002 diese Tempelanlage auch auf einer Rundreise durch Sizilien. Sie ist die eindrücklichste Anlage, die ich je gesehen habe und bleibt mir in bester Erinnerung.
    Und ja, dein schöner Bericht erinnert mich daran, endlich den Sizilien-Reisebericht fertig zu machen. Ernst

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