Susanne Haun Zitat am Sonntag – Friedrich Schlegel in Ricarda Huch: Die Romantik

 

Wer etwas Unendliches will, der weiß nicht, was er will;

aber umkehren läßt sich dieser Satz nicht.

Friedrich Schlegel

 

Engelskopf 12 x 17 cm Tusche auf Bütten (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Was bedeutet Unendlichkeit? Nicht nur, wenn in statistischen Erwägungen x gegen Unendlich läuft, empfinde ich das Wort als schwierig. „Theoretisch beschreibt der Begriff „unendlich“ ein Objekt oder einen Vorgang ohne Ende oder Schluss, aber möglicherweise mit Anfang oder Beginn. In der Geometrie würde also ein Strahl oder eine Kreisbahn als unendlich beschrieben werden.“ kann in Wikipedia gelesen werden.

Der Mensch als Individuum kann zur Zeit nicht in die Unendlichkeit laufen, obwohl die Medizin und Technik sich die größte Mühe geben, es zu ermöglichen.

Was haltet ihr von den theoretischen Erwägungen, die Impulse eines Gehirns in einen Computer downzuloaden? Kann so das Gedächtnis eines Menschen unsterblich werden? Und ist der Mensch ohne Körper noch ein Mensch? Ich denke an die Substanz von Déscartes, dem menschlichen Geist, den er vom Köper teilt. Die Substanz wird auch als Seele bezeichnet.

 

Meine Vorstellung von Descartes nach Franz Hals (c) Zeichnung von Susanne Haun für Blog
Meine Vorstellung von Descartes nach Franz Hals (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

 

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Habt ihr es bemerkt? Letzte Woche zitierte ich Wilhelm Schlegel, den Bruder Friedrichs.

Friedrich Schlegel in: Ricarda Huch, Die Romantik, Ausbreitung, Blütezeit und Verfall, Erstveröffentlichung 1911, in: Die Bücher der Neunzehn, Band 112, Tübingen 1951, S. 112.

23 comments

  1. Liebe Susanne, sicher kann ein Computer mit menschlichen Gedächtnisinhalten nicht als Mensch bezeichnet werden. Descartes „Cogito ergo sum“ ist mir zu verkürzt. Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit, bauen sich wechselseitig auf und ab und existieren in dieser Weise nur, solange ein Mensch lebt. Ein weiteres Überleben ist nicht vorgesehen und auch nicht nötig. Das bedeutet freilich nicht, dass der geistig-seelische Inhalt eines Menschen nicht über den Tod der Persönlichkeit hinaus weiterwirken kann – sei es objektiv als hinterlassenes Werk, sei es subjektiv als Kern für seine künftigen Inkarnationen.

    1. Liebe Gerda,
      das „Ich denke also bin ich“ hatte ich nicht im Kopf, aber du hast recht, alles gehört zu sammen. Kann ich weiter Denken, wenn ich nicht mehr bin?
      Irgendwann werden sicher die elektronischen Speichereinheiten mit biologischen erweitert werden. Was passiert dann? Ist eine biologische Speichereinheit fähig, ein ICH zu entwickeln?
      Will der Mensch überhaupt so leben?
      Deus ex machina

  2. Liebe Susanne, ich habe mit dem Begriff der „Unendlichkeit“ immer wieder meine Mühen, weil ich es mir nicht vorstellen kann, selbst nicht das unendliche Universum, irgendwann schleicht sich bei mir ein Endpunkt, eine Grenz ein – vielleicht ist es wie mit der Zeit, die an sich nicht existiert (sagt man), nur dass wir Gleichzeichtigkeit nicht denken können, höchstens noch erahnen oder spüren.
    Was nun den Computer anbelangt, so ist das dann eine seelenlose Geschichte, ein Computer kann nur Daten, aber nicht fühlen, die Seele eines Menschen scheint mir doch komplexer als es ein Computer je sein könnte, letzteres ist linear auf 0 und 1 aufgebaut, die Seele aber speist sich aus weit mehr.
    herzliche Sonntagsgrüße aus dem verregnetem Schwarzwald, Ulli

    1. Liebe Ulli,
      gerade beim Computer bin ich mir da nicht sicher, ob sie in Zukunft nicht immer biologischer werden.
      Denke nur an die Laufvorrichtungen, in die Querschnittsgelämte gesteckt werden, die an die Nerven angeschlossen und die mit dem Willen des Menschen bewegt werden. Wo führt das hin?
      Liebe Sonntagsgrüße aus dem dunklen Berlin von Susanne

      1. GuteFrage, ich habe keine Antwort, nur eben, dass sie nicht fühlen können oder soll ich jetzt besser schreiben NOCH nicht? Irgendwie gefällt mir das auch nicht wirklich.

  3. Hallo Susanne,
    auf Deine Frage: kann meine Persoenlichkeit in einem seelenloses Computer ueberleben? Und was macht „mich“ eigentlich aus? Mein Gedaechtnis (alleine)? Wobei „Gedaechtnis“ fuer mich eher eine Faehigkeit ist, (meine) Erinnerungen dagegen ein Wesenszug, der „mich“ ausmacht. Soweit nur ganz kurz ein paar Anmerkungen.
    Hab‘ einen feinen (Rest)sonntag,
    Pit

      1. Das, liebe Susanne, wuerde ich nicht als die „Essenz von Menschsein“ definieren, aber es wuerde fuer mich definitiv zu Menschsein dazu gehoeren.
        Liebe Gruesse, und hab‘ eine feine Woche,
        Pit

  4. Das Gedächtnis, also das was an Wissen abgespeichert ist, könnte vielleicht einmal in einen Computer geladen werden. Obwohl ich es mir nicht so richtig vorstellen kann. Was nicht gehen wird sind die Entscheidungen und die kreativen Verknüpfungen, die entstehen, wenn der Mensch erfinderisch, bildnerisch also kreativ tätig ist, weil das menschliche Gehirn unscharfe, analoge Entscheidungen während des Prozesses trifft und das kann man nicht mit binärer Ja-Nein Logik abbilden. Manche Wissenschaftler meinen, das würde auch gehen, sobald man Quantencomputer hat, doch ich glaube nicht daran. Wer sollte die Programme dafür schreiben und wie umfangreich wären diese dann?

    1. Nein, das glaube ich auch nicht, Quantencomputer werden sicher keine Vermenschlichung schaffen. Aber wie sieht es mit Biozellen aus, die als Speicher in der Zukunft verwendet werden könnten? Wird der Computer dann menschlich?
      Liebe Grüße von Susanne

    1. Der Computer selber ist sicher endlich, vor allem, weil es in einer extrem hohen Schlagzahl immer wieder neue, bessere, schnellere Generationen gibt. Hegt und pflegt man die Daten liebevoll, können sie so manche Computergeneration überstehen. Mein Datenbestand geht bis in das Jahr 1999 zurück, grob geschätzt hat er mindestens 10 meiner Rechner überdauert.

      1. Noch ältere Daten sind, falls sie auf Diskette waren, schon fast nirgends mehr lesbar. Und falls sie auf CDs sind, braucht man auch erst einen Rechner, der die noch „frisst“. Was dann auch nicht viel hilft, denn die gebrannten CDs haben zwar eine Lebensdauer von etwa 80 Jahren, aber nur, wenn sie optimal gelagert sind. Archivare, die ja in Jahrhunderten denken, schlagen die Hände überm Kopf zusammen ….

        1. Das stimmt, Martin, deshalb ist es wichtig, dass man seine Daten auf alten Medien solange es noch geht immer auf das neuste Medium überträgt. Meine 5 1/2 Zoll Diskettendaten sind heute genau wir die Fotos auf CD/DVD übertragen auf dem modersten Plattenstapel. Außerdem habe ich noch zwei Sicherungsplatten (je 4 TB groß), wovon eine außerhalb meiner Atelierwohnung aufbewahrt wird, um Diebstahl und Feuer vorzubeugen. Mein Datenverlust kann maximal einen Monat betragen, da ich jeden Monat meine Sicherungsplatten aktualisiere. Um das im zeitlichen Rahmen zu halten, sind meine Unterverzeichnisse auch alle mit dem Jahr vor dem Inhalt benannt. 🙂 Der moderne Plattenstapel sichert jede Stunde von der verwendeten Platte zu einer Backup Platte. Hier kommt mein 1. und Michas aktueller Beruf zum tragen. 🙂 Ich bin immer entsetzt, wie wenig Ahnung die Archivare von Datenverarbeitung haben. Das müsste beim Studium Pflichtfach sein! …….

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