Jeden Tag ein neues Selbstportrait – 17.2. – 4.3.2019 – Zeichnugnen von Susanne Haun

 

 

Selbstbildniss Tagebuch 17.2. - 4.3.2019, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Selbstbildniss Tagebuch 17.2. – 4.3.2019, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2019

 

 

Mein Selbstbildniss Tagebuch 2019 (siehe hier) hatte eine interessante Diskussion (siehe hier) über den Sinn und Zweck, warum ich jeden Tag in meinen Kalender zeichne, aufgeworfen.

Die Frage, warum jemand jeden Tag ein Tagebuch schreibt, würde nicht gestellt werden. Was also ist der Unterschied zwischen geschriebenen und gezeichneten Linien?

Das erste Argument der Diskussion lege ich selber vor, bitte es aber kritisch zu hinterfragen:

Das geschriebene Wort ist verständlich, während die bildnerischen Linien einer Interpretation unterworfen werden.

Was meint ihr?

 

 

 

 

8 comments

  1. Ich weiß nicht, ob Linien mehr Interpretation brauchen als Wörter. Bei deinen Selbstportraits allerdings frage ich mich: wenn es Tagebucheintragungen sein sollen – warum zeichnest du dich fast immer in einer sorgenvollen oder erschrockenen oder traurigen Pose, oft auch mit den Händen vor dem Mund oder den Augen? Bist du denn in der Regel so bedrückt? Ich kenne dich eigentlich eher als lebenszugewandten fröhlichen Menschen.

    1. Ich bin in der Regel ein positiver, fröhlicher Mensch, Gerda. Aber ich bin auch ein sorgenvoller Mensch mit dem Hang zur Melancholie. Es ist selten, dass ich über meine Sorgen rede, denn es sind ja meine Sorgen und ich bin so strukturiert und vor allem auch selbstbewusst, dass ich die Auflösung meiner Sorgung selber in den Griff bekommen will und das auch tue. Ich kann sehr gut mit mir selber Diskutieren. Wer soll mir da raten? Niemand kennt die Faktoren, die ineinandergreifen und mein Gemüt. Das Gemüt ist wichtig, jeder Mensch ist anders und ein Ratschlag, der auf mich zutrifft, weil ich recht mutig bin, wäre für jemand anderen gar nicht zu realisieren, weil derjenige vielleicht ganz zurückgezogen ist.
      Was mir sehr hilft, ist ein Mensch an meiner Seite, der mich nimmt wie ich bin, über meine Schlampereienlächelnd ein Auge zudrückt, mich selber auch drückt und mich in Ruhe zu meinen Lösungen kommen lässt.
      Liebe Grüße von Susanne

      1. Mir ist auch aufgefallen, liebe Susanne, dass du dich überwiegend in den dunklen Momenten zeichnest. Im Gegensatz zu Gerda fand ich das auch irgendwie einleuchtend, ohne einen genauen Grund dafür nennen zu können. Nun hast du es erklärt, danke dafür…
        Im übrigen stolpere ich innerlich immer wieder über den Sachverhalt, dass Menschen hinterfragen, was ein anderer tut. Aber das ist in Zeiten von social media wohl etwas, mit dem ich leben muss…

        1. Liebe Elke,
          ich möchte schon, dass die Menschen meine Bilder hinterfragen 🙂 🙂
          Für mich ist es ein gelungenes Bild, wenn es Diskussionen darum gibt.:-) 🙂
          Die anderen sind natürlich auch gelungen, nur (mit Astrid Lindgrens Worten) im Geheimen.

          1. Oh, da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich meinte nicht das Hinterfragen deiner Bilder, das mich verwundert, sondern das Hinterfragen der Tatsache, dass du jeden Tag ein Selbstporträt zeichnest…

  2. Liebe Susanne,
    „Das geschriebene Wort ist verständlich, während die bildnerischen Linien einer Interpretation unterworfen werden.“
    Nicht jedes geschriebene oder auch gespriochene Wort ist verständlich, schon gar nicht jeder Satz oder Kommentar. Bei der Sprache oder Texten wie bei den Bildern begegnen uns offene Kunstwerke, die nicht nur interpretationsbedürftig, sondern auch interpretationsfähig sind. Und dies ist etwas Schönes daran – jeden Tag.
    Gute Wünsche, herzliche Grüße
    Bernd

    1. Du sprichst in meinem Sinne, Bernd, genauso sehe ich es auch. Aber die wenigsten sehen es so, ein Tagebuch in schriftlicher Form wird tatsächlich weniger hinterfragt als ein Tagebuch in bildnerischer Form.
      Einen schönen Tag von Susanne

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