Mundus Annus Homo – Zeichnung von Susanne Haun

 

 

 

Diagramm Mundus Annus Homo, 40 x 40 cm, Tusche auf Aquarellkarton, 2019, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Diagramm Mundus Annus Homo, 40 x 40 cm, Tusche auf Aquarellkarton, 2019, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2019

 

Der Grundstock meiner Zeichnung ist ein kreisförmiges Diagramm aus der Werkstatt des Straßburger Buchdruckers Johann Mentelin (1410 – 1478).

Im Mittelalterlexikon (siehe hier) ist der Kreis wie folgt beschrieben:

„Mundus-Annus-Homo. Unter diesem Titel erschienen von der Spätantike an kreisförmige Diagramme, in denen die ® Vier Elemente, die ® Vier Jahreszeiten und die ® Vier Temperamente mit den jeweiligen Qualitäten verknüpft sind. Das Schema wurde als medizinischen Hilfsmittel zur Prognose benutzt und zeugt davon, wie im Mittelalter der Mensch als mit dem Kosmos verflochten betrachtet wurde.“

Auf der Seite der Uexküll Akademie (siehe hier) erfährt die interessierte Leserin, der interessierte Leser mehr über die Begriffe:

Mundus = Makrokosmos – mundus major – Ort der Sternenwelt und des Universums
Annus = das Jahr, Jahreszeit, Lebensjahr – als Ausdruck der Vergänglichkeit
Homo = Mikrokosmos – mundus minor – als Sphäre des Menschen und der Menschenwelt.

Das erste Mal von diesen Diagrammen habe ich vor ein paar Jahren an der Uni im Seminar zum 30jährigen Krieg gehört.

Bei meiner Interpretation habe ich einen äußeren Kreis mit den vier Temperamenten eingefügt und die Farben zum Original verändert. Kalligraphiert habe ich mit einer Bandfeder und die Buchstaben folgen keinem bestimmten Typus, sie stehen so da, wie sie mir aus der Feder flossen. Das erste Wort jedoch habe ich mir mit Bleistift vorgezeichnet aber schnell gemerkt, dass das tatsächlich nicht notwenidig ist.

Die Konstruktionslinien aus Bleistift habe ich bestehen lassen. Ich finde, sie beleben das Diagramm.

 

 

20 comments

  1. Liebe Susanne,
    der Farbton, die Schrift, die Porträts von Tier und Mensch gelingen Dir eindrucksvoll. Wiewohl ich mich dem einen Temperament zugehörig fühle, entdecke ich doch auch Varianten der anderen Temperamente bei mir. Du behältst den zeichnerischen und gedanklichen Überblick.
    Kompliment und Gruß,
    Bernd

  2. Finde ich sehr gelungen, liegt auf meiner Wellenlänge.
    Diese vier Charakterelemente kenne ich von Fritz Riemann – das für mich Komische und für viele andre auch ist wohl, daß man meist alle 4 Elemente in sich trägt.

  3. Das gefällt mir auch richtig gut, liebe Susanne. Es gibt so viel zu entdecken, dass ich gar nicht weiß, wohin ich zuerst schauen soll.
    Liebe Grüße, Claudia

  4. Das richtige Bild zum Frauentag: Alle menschlichen Stimmungen von Frauen verkörpert. 😉 Die Farben sind wunderbar, gefallen mir auch in den mittelalterlichen Kirchen sehr. Ganz gegen unsere heutigen Sehgewohnheiten.

    1. Ja, ich finde eigentlich, dass das Olivgrün neben dem vielen Pink und Bordeaux die Zeichnung ins rechte Licht rückt! Ich überlege, ob noch das männliche und ein gemischtes Diagramm folgen sollten …. mal sehen. …

  5. Liebe Susanne,
    von diesen Diagrammen lese ich bei dir zum ersten Mal. Das finde ich sehr spannend. Und wunderbar umgesetzt! Liebe Grüße von Birgit (und bis bald, ich freue mich schon sehr!)

  6. Auf diese Weise begegne ich mal wieder längst vergangenen Zeiten. Solche Diagramme, die oft auf Isidor von Sevilla zurück gehen, waren eines der Steckenpferde meiner „Doktormutter“ ….

      1. Die Doktormutter hat sich besonders für die Weltkarten interessiert, so eine Art Urform der Landkarte. Die waren auch rund, scheibenförmig, und weniger an einem getreuen Abbild der Erde interessiert, als an möglichst viel Symbolik. Sehen manchmal auch nett aus….bis hin zu den Fabeltieren, die Afrika bevölkern. Aber meist ist sowas gar nicht drauf, sondern nur Symbole in symmetrischer Anordnung.

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