Raus aus der Komfortzone – rein in die Fläche! – Susanne Haun

 

 

Dieses Wochenende habe ich mir eine besondere Form der Freizeit gegönnt, die ich mir seit bestimmt 2002 nicht mehr gegönnt habe.

Ich habe in einem Workshop von Frank Koebsch die Landschaftsmalerei von Carl Malchin erkundet. Frank hat gemeinsam mit Birgit Baumgart von den Staatlichen Museen von Schwerin ein Kurs-Programm zusammengestellt, was die Arbeiten Malchins sowohl als Aquarell auf Zigarrenkiste als auch kunsthistorisch und landschaftlich beleuchtet.

Der Workshop begann im Freiluftmuseum Mueß (siehe hier), wo wir skizzierten. Das Museum ist sehr empfehlenswert und verströmt die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts. Es hat mir viel Freude gemacht, dort das gesehene in Skizzen festzuhalten.

 

 

Danach ging es weiter zum stattlichen Museum Schwerin. Auf der Seite des Museums kann die interessierte Besucherin / Besucher folgende einleitende Worte über Carl Malchin lesen: „Carl Malchin (1838 – 1923) gilt als Begründer der mecklenburgischen Landschaftsmalerei. Kein anderer Künstler dieser Zeit war in so hohem Maße darauf spezialisiert, die Natur Mecklenburgs, vor allem die Umgebung seines Wohnortes Schwerin, zu erfassen.

Viele Künstler, so auch Spitzweg, malten im 19. Jahrhundert mit Öl ihre Skizzen pleinair auf Zigarrenkisten-Brettern. Die Vorteile sind sofort klar: sie haben so einen festen Untergrund und können mit der Zigarrenkiste auf dem Schoß das Gesehene in Ölskizzen festhalten.

Ihr könnt euch vorstellen, dass es mir sofort in den Fingern juckte, die aktuelle Zigarrenkiste meines Vaters auszuleeren und zum Zeichnen zu verwenden! Ich wartete dann ganz tapfer den Samstag ab.

Frank hatte schon Kisten mit Aquarellgrund (eine Art Gesso) vorbereitet, so dass wir nach dem Skizzieren im Freilichtmuseum Mueß  und der Führung durch die Ausstellung gleich loslegen konnten.

Ich hatte mir nichts bestimmtes vorgenommen. Ich dachte, wo man mit Aquarell malen kann, da kann man auch mit Tusche zeichnen und so entstanden auch die ersten obigen beiden Zeichnungen ganz in meiner Handschrift.

Dann packte mich der Ehrgeiz, ich dachte mir, ich könnte doch mal mit Aquarell Flächen malen. Frank erzählte soviel von der Farbvarianz einer Fläche. Das interessierte mich, und gut, dachte ich, ich quäle mich mal, verlasse meine Komfortzone und male Flächen. Das ist mir nicht einfach gefallen und in einer Zeichnung musste ich dann unbedingt doch mit Tusche und Feder hineingehen.

Außerdem habe ich auch einige Arbeiten auf Papier und nicht auf die Zigarrenkisten Bretter gezeichnet. Mir gefällt jedoch das Material der Zigarrenkiste sehr gut. Es gibt der Zeichnung mehr Tiefe.

 

 

Wer Interesse hat, Frank hält den nächsten Workshop (siehe hier) in Kooperation mit den Staatlichen Museen auf den Spuren von Carl Malchin zu Schweriner Stadtansichten auf Zigarrenkistenbrettern am 05.10.2019 in Schwerin. Generell könnt ihr hier mehr (klick) über Franks Workshops erfahren.

 

 

18 comments

  1. Liebe Susanne! Die Straße mit den gewöhnlichen Leitplanken zu verlassen ist sicherlich etwas, das man viel häufiger machen sollte. Gut so. Wie es nun seinen Weg in Deinen Stil findet, darauf bin ich gespannt. Liebe Grüße

    1. Lieber Jürgen, danke für deinen Zuspruch. Ich bin selber auch gespannt, wie die Farbe und Fläche Eingang in meine Zeichnung findet. Mal schauen, ich habe da so eine Idee.
      Liebe Grüße in die Ferne

  2. Liebe Susanne, ich finde es beeindruckend, wie unterschiedlich die einzelnen Bilder wirken. Ich mag die Farbenfroheit Deiner Aquarelle. Die Kombination Aquarell / Tusche gefällt mir sogar noch besser – dadurch ist ein interessanter Effekt entstanden, der ungewohnt ist, aber trotzdem Deine Note trägt.
    Es ist wichtig, immer mal wieder die eigene Komfortzone zu verlassen, und ich freue mich, dass ich Dich bei diesem Experiment begleiten durfte. Ich wünsche Dir einen schönen Start in den Tag, Peggy

    1. Liebe Peggy,
      danke für deinen Zuspruch.
      Ja, die Farben aus dem Aquarellkasten taten es mir an. Die Zeichnungen sollten so farbenfroh wie der Tag werden.
      Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so schwer dabei tue, meine Komfortzone zu verlassen 🙂
      Ich wünsche dir im fernen Dubai auch einen schönen Tag, vor allem in deinem neuen Garten. 🙂
      Liebe Grüße von Susanne

  3. Schon bemerkenswert, was man mit Formen und Farben für Stimmungen erzeugen kann. Ganz wundervoll. Ich kann mir gut vorstellen, dass Farben gut zu Tusche und Feder passen, Die Kombination gefällt mir.

    Jedenfalls gut, dein Ausflug in ein neues Land. Zigarettenkisten bemalen: Davon hatte ich noch nie gehört und dass sogar unser allseits geliebter Spitzweg diese Art der Darstellung nutzte .. Von den Alten kann man noch ne Menge lernen. Ich selbst hab auch ne Menge an Poetiken gelesen und mich an den Spätromantikern geschult, um in meinen Gedichten Brücken zu bauen zwischen Romantik und Moderne. Romantik heißt Gefühl und Seele zeigen und das ist mein Impetus. Trotzdem aber nicht in die Weitschweifigkeit verfallen, mit wenigen Worten alles sagen ..

    Ich freu mich mit dir. Du hast eine neue Tür geöffnet und das heißt nicht, die alten Räume verlassen, sondern seine Wohnung erweitern.

    Du bist jetzt freigeschaltet bei mir. Falls du überhaupt bei mir lesen möchtest. Ist ja alles zwanglos ..

    Schönen Abend noch dir und deinen Lieben 🙂

    1. Ich denke auch, dass man von den Alten viel lernen kann und warum soll man das Rad neu erfinden, man kann es höchstens weiterentwickeln. Aber geht das, ohne das Prinzip des Rads verstanden zu haben 🙂 ?

      1. Ein Bekannter von mir besitzt mindestens hundert leere Zigarrenkisten, weil er diese von dem Inhaber eines Zeitschriftenladens gegenüber zum Verbrennen in seinem Holzofen erhalten hat. Der Inhaber des Ladens verkauft auch seltene Spirituosen und Zigarren, hat extra einen speziellen Schrank für die Zigarren, wo das Aroma nicht so schnell verfliegt.

        Ich hab mir grad mal fünf Zigarrenkisten ausgesucht, darunter auch eine, deren Deckel wie Klavierlack anmutet. „Camacho“ steht darauf und darunter ist ein Skorpion abgebildet. “ Importet Tabacco – HAND BUILD IN HONDURAS steht auf der Steuerbanderole und: SEAL OF GUARANTEED AUTHENTICITY.

        Du solltest also ein Zigarrengeschäft fragen: Die sind froh für Abnehmer. Ich werde die Schachteln für Krimskrams benutzen (Karten, Briefe usw.), dann kann ich sie im Keller sichern lagern.

        Ist leider zu weit für mich, bis nach Berlin, sonst hätt ich dir zwei Umzugskisten voll Zigarrenkisten vorbei gebracht oder vor die Tür gelegt ..

        Die meisten sind ja auch Holz und dieses wirkt ziemlich wertig. Sie lagern im Schuppen bei meinem Bekannten und er will erst im Spätherbst – wenn es kälter wird – mit dem Verfeuern anfangen.

        Leider bin ich selbst total unbegabt, was Zeichnen oder Malen angeht, sonst würd ich das mal ausprobieren mit dem Bemalen.

        Das Rad muss nicht neu erfunden werden und wer das Prinzip versteht, der bringt es neu und auf seine Weise zum Rollen. Auch wenn ich sagte, dass du dich selbst karikierst, war das keine Abwertung, sondern eher eine Anerkennung, den die Karikatur ist ein Stil der Kunst und bringt die Dinge gut auf den Punkt. Ich verehre deine Kunst, weil sie meine Seelenharfe zum Schwingen bringt. Jedes Bild von dir, jeder Strich schenkt mir Freude.

        LG Sven 🙂

        1. Herzlichen Dank für den Hinweis, Sven. Ich denke auch, dass die verschiedenen Prägungen auf den Holzkisten nocheinmal eine historische Note.
          Ich habe deinen Hinweis zur Karikatur auch nicht als Abwertung verstanden, Sven 🙂
          Ich wünsche dir einen schönen Sonntag,
          viele Grüße von Susanne

  4. Kurse würde ich ganz gerne mal wieder nehmen – vorzugsweise natürlich in Keramik oderPorzellan, da ist eben Basiswissen da.
    Der letzte Kurs ist auch schon 1,5 Jahre her!!

    In Schwerin war ich zu meinem Geburtstag, dem 65ten. Ein guter Ort.
    Deine farbigen „Momente“ gefallen mir sehr.

    Nocvh etwas: Meine Frau setzt eigentlich kaum etwas von ihren Kursen um. Sie lässt sich inspirieren, aber die neuen Techniken verwendet sie…nicht.
    Gut, es muß auch nicht sein. Es ist auch schön, mit Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten.

    1. Ja, da hast du recht, Gerhard. Manchmal ist es einfach schön, Teil eines Ganzen zu sein und nicht derjenige, auf den sich alles konzentriert. 🙂
      Ich schaue gleich mal, wie ich die Farbe bei mir ins spiel bringe 🙂

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