Zitat am Sonntag – Jeff Koons

 

 

Provokation ist so oberflächlich, sie hat eine kurze Verfallszeit.
Was die Leute am schockierendsten finden, ist Ehrlichkeit.

Jeff Koons ,1955 in York, Pennsylvania geboren, US-amerikanischer Künstler

 

 

Nullraum (c) Objekt von Susanne Haun
Nullraum (c) Objekt von Susanne Haun

 

 

Ich frage mich, ob ich irgendetwas schockierendes in meiner Kunst habe?
Ehrlich ist meine Kunst auf jeden Fall.

 

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zitiert nach: Zitate 2018, Tageskalender Harenberg, 6. August 2018

33 comments

  1. Ich glaube, dass es bei der Ehrlichkeit auch immer darauf ankommt, wie man sie ausspricht. Ich wünsche mir eh ehrliche Worte und keine Schmusekurse!
    Herzliche Sonntagsgrüße an dich,
    Ulli
    hab’s schön heute …

      1. Ich nehme mal die Frage mit durch den Tag. Nur eins kann ich jetzt schon sagen, dass Ehrlichkeit und Wahrheit nicht das Selbe sind. Ehrlichkeit kommt aus dem Moment heraus, was ich gerade dann spüre und denke …
        Ja, gute Frage, Susanne, danke dafür!

          1. Das ist ja immer die Krux, was ist Wahrheit und was nur persönliche Wahrheit und wenn es denn nur persönliche Wahrheit ist, ist sie deswegen unwahr?

  2. Ich finde, Jeff Koon ist nicht der Mann, sich zu diesem Thema glaubwürdig zu äußern. Hat er nicht durch „oberflächliche Provokationen“ seine Karriere in die höchsten Etagen der Kunst geschafft? Ich erinnere an die Werkserie „Made in Heaven“, in Kooperation mit Pornostar Ilona Staller 1990, die ihn von einem Tag auf den anderen zur international umworbenen und high priced Kunstgröße machte.
    Und wenn er es jetzt ehrlich zugäbe – wer wäre da wirklich schockiert? Niemand. Er ist eben ein „Post-Ironiker“
    Nee, deine Kunst hat damit nichts zu tun. Die spielt auf einem anderen Feld, nach anderen Regeln.

    1. Ich denke auch, Gerda, dass Koons durch die Fotos mit seiner Frau berühmt geworden ist. Waren die überhaupt nur 1 Jahr verheiratet? Ich glaube nicht.
      Seine metallenen großen Objekte gefallen mir gut, auch wenn sie wie ein Hund geformt sind. Ich saß mit meinem Sohn vor langer Zeit in der Neuen Nationalgalerie und er erklärte mir, dass es dem Künstler wohl auf die Spiegelung ankäme, er könne den gesamten Potsdamer Platz im Metall erkennen.
      Liebe Grüße von Susanne

    2. Ist so nicht ganz richtig: Koons hatte schon 1980 seine erste Einzelausstellung (!) im New Museum of Contemporary Art in New York. Die pornographischen Arbeiten kamen erst, als er schon mit ganz anderen Arbeiten berühmt und teuer war …

      1. Sonst hätte auch keiner die Pornographischen Arbeiten wahrgenommen, denke ich. Was meinst du Martin? Kann man denn überhaupt noch mit Pornographie provozieren? Ich glaube nicht? Mit was kann man heute überhaupt noch provozieren? Nicht einmal mehr mit dem Tod! In der c/o in Berlin waren zu diesem Thema Fotos ausgestellt. Ich muss sagen, ich bin nach der Hälfte der Ausstellung hinaus gegangen. Ich fühlte mich nicht provoziert aber ich fühlte mich betroffen oder bedrückt. In der Würde des Todes gestört.
        LG Susanne

        1. Liebe Susanne, ja vielleicht hat sich das Prinzip Provokation überlebt. Den Künstlern fällt zwar immer noch was neues ein, aber mit Duchamps berühmtem Readymade oder den Bildern von Fontana mit der aufgeschlitzten Leinwand war schon ein Endpunkt erreicht. Jeff Koons steht ja mit seinen Pornographischen Arbeiten in einer langen, langen Tradition. Nicht nur bei den alten Römern, es gibt ja auch bei den bekannten Künstlern des 20. Jahrhunderts sehr pornografische Werke, sind gerade welche aus der Sammlung Gurlitt in Linz zu sehen, wenn ich mich nicht irre. Koons hat dem aBer einen durchaus neuen Aspekt abgewonnen, keine schnell hingeworfenen Zeichnungen, sondern handwerklich absolut perfekte Skulpturen, ich habe sie mal in Frankfurt gesehen. Das irritiert und provoziert in seiner hochglänzenden Direktheit doch und stellt für mich die Frage, ob hinter der heutzutage in der Regel zur Schau gestellten Abgeklärtheit, was die Sexualität betrifft, nicht doch eine große Unsicherheit steckt. Aber ich möchte diese Skulpturen auch nicht im Zimmer stehen haben, …. LG Martin

          1. Lieber Martin,
            ich denke auch, dass die Art mit Sexualität umzugehen sich durch die Partnerbörsen verändert hat. Die Sexualität ist zum Konsumgut verkommen, was ich sehr schade finde. Ich glaube auch, dass das Hauptproblem die Erwartung ist, die die Menschen an die Sexualität stellen, für manche ist es wie Essen und andere sehen eine Partnerschaft für das Leben darin. Ich kenne einige, die sich in den Börsern tummeln und ich habe nicht das Gefühl, dass sie zufrieden sind.
            Ich überlege, ob ich Koons Figuren im Zimmer haben möchte. Ich glaube, ich würde mich auch dagegen entscheiden, denn darin würde ich mich immer (gespiegelt) beobachtet fühlen. 🙂 😉
            Einen schönen Tag von Susanne
            P.S. Statt Provokation vielleicht solides Handwerk?

            1. Provokation ist halt einfacher als solides Handwerk, jedenfalls oberflächlich betrachtet. So wie es viel einfacher ist, eines dieser gegenstandslosen Bilder in Acryl zu malen, die heutzutage in allen möglichen Hobby-Ausstellungen an der Wand hängen, als eine saubere Bleistiftzeichnung zu machen.
              Ist bei der Lyrik ähnlich: Bei den ersten, die reimlose Lyrik in freien Rhythmen geschrieben haben, wie z.B. Brecht, war das noch ein Schritt, der auf einer soliden Technik aufgebaut hat. Später dann schrieb jeder reimlose Lyrik ohne Versmaß, einfach deshalb, weil es einfacher ist oder einfach zu sein scheint.

              1. Da hast du Recht, Martin.
                Ab wann darf ein Künstler’*in ein Künstler*in sein und darf nur der „anerkannte“ Künstler*in provokant sein.
                Wie zeigt der provokante Künstler*in, dass er sein Handwerk beherrscht!
                Das sind Fragen, die mich mitunter beschäftigen.
                LG Susanne

  3. Ich lebe in einem Dorf. Hier kann es für manche schon schockieren, wenn du Dinge sagst wie: „Ich habe keinen Fernseher.“ Da ist noch viel Platz nach oben, also auch für kurzweilige Provokation.

    1. Danke für diesen witzigen Kommentar, Sybille. Mein Vater war in einem kleinen Dorf im Spreewals evakuiert, dass wir oft besucht haben als er schon wieder in Berlin lebte. Ich kann mir gut vorstellen, dass dort einfach alles provokant ist.

  4. Jeff koon denkt dabei an eine klare Einfachheit – die er übersteigert. Dazu etwas bling bling und die blinkenden Riesenfiguren verkaufen sich wie geschnitten Brot – nur etwas teurer.

  5. Hm – das Zitat hätte ich Jeff Koon nicht „zugetraut“ und irgendwie klingt es aus seinem Mund verlogen. Provozierend finde ich deine Kunst nicht, aber das entspräche dir als Person auch wohl nicht, oder?

    1. Ich denke auch, Birgit, dass ich keine Provokateurin bin. Das liegt mir nicht. Ich wünschte mir jedoch, ich wäre etwas härter und nicht immer so weich… Ich arbeite daran.

  6. Schockierend? Eher frei ist deine Kunst- aber was bedeuten schon Worte.

    Zu Jeff Koons kann ich wenig sagen. Ich kenne nur einige Stücke, irgendwo gesehen.
    Es gibt Leute in meinem Umfeld, die sind begeistert. Bloß die Frage, was sie genau begeistert?! Auch hier wieder Worte, der eine genaue Auslegung folgen sollte.

    Hier im Netz schreibt man „fein“ oder „toll“ oder „schön“, aber was ist damit gesagt? Nicht einmal damit bezeugt, daß man reingeguckt hat.

    1. Es kommt wahrscheinlich immer darauf an, wer einen Beitrag liked. Es gibt die Like-Jäger und die, die lesen und das like als Lese- bzw. Gesehenbestätigung sehen. So wie „check“.
      Mich begeistert die Oberfläche an Koons Objekten.

      1. Ich jage keine likes. Ich gehe davon aus, dass aber einzelne ein like bewusst setzen, nachdem sie zumindest einen Blick geworfen haben.
        Mehr als einen Blick werfen kann man manchmal nicht nach einem vollen Tag.

        1. Da traust du deinen Lesern eine Menge zu! Ich habe immer den Eindruck, dass maximal 10% meine Beiträge komplett liest und der Rest vielleicht wenigstens die Bilder schaut!

          1. Ich denke auch, daß 90 % nicht draufguckt. Wenn man 20 oder mehr Blogs frequentiert, bleibt nicht mehr viel für den einzelnen übrig. Dann bekommen die, die man persönlich schätzt und mag, eine Kommentierung, die anderen nicht.

            1. Ja, so ist es. Es ist wahrscheinlich im virtuellen Leben wie im realen: Mit manchen versteht man sich, mit manchen nicht. In der realen Welt klopft man jedoch nicht jedem, zu dem man keine Beziehung aufbaut, auf die Schulter 😉

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