Zitat am Sonntag – Eliyah Havemann

 

Man muss seine Haltung verteidigen, mit Herzblut für sie einstehen, aber bereit sein, sie zu verwerfen, wenn man erkennt, dass man sich irrt.

Sonst ist sie ideologischer Starrsinn, ganz gleich, aus welcher Richtung er kommt.

Eliyah Havemann, geboren 1975 in Rüdersdorf bei Ost-Berlin, Sohn von Wolf Biermann und Sibylle Havemann

 

 

2005 - Das Herz - Zeichnung von Susanne Haun mit Rotring Radiograph und Buntstift
2005 – Das Herz – Zeichnung von Susanne Haun mit Rotring Radiograph und Buntstift

 

Dieses Zitat hat mich nachdenklich gemacht. Wie geht es euch dabei?

 

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Eliyah Havemann in Brand eins 01/20, Seite 38.

 

20 comments

  1. Es verlangt viel Mut, eine Haltung zu ändern, die man aufgrund tiefer Überzeugung eingenommmen hat. Immer besteht auch die Gefahr, dass man seine Haltung ändert, weil man einer neuen Täuschung auf den Leim gegangen ist. Am meisten entspricht es mir, täglich meine Überzeugungen in Frage zu stellen, wobei meine Haltung dieselbe bleibt: Wahrheit und Menschlichkeit sind oberstes Gebot.

    1. Ja, da hast du Recht, Gerda. Wahrheit und Menschlichkeit. Über Menschlichkeit sollten wir alle nachdenken. Wie defininieren wir sie heute und ist diese Definition in jedem Land unterschiedlich? Kann das überhaupt sein? Die Welt und ihr Umgang untereinander scheint sich neu sortieren zu müssen.

  2. Das ist meiner Meinung nach eine sehr gute Einstellung, gerade in der heutigen Zeit. Ich kann nicht immer sofort alles richtig überblicken, und dann trotz veränderter Erkenntnisse an seiner Meinung festzuhalten, ist ein Zeichen von Angst, vielleicht vor einem Gesichtsverlust. Da halte ich es mit dem alten Adenauer, der gesagt haben soll: “Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!“
    Liebe Grüße von Elke

    1. Ja, da hat der Adenauer recht, liebe Elke. Ich glaube, dass es bei vielen um Gesichtsverlust und Angst geht.
      Mir geht es auch so, vieles kann man in seiner Komplexität nicht mehr überblicken. Ich versuche mir immer eine unabhängige Meinung zu bilden, dass ist aber heute tatsächlich nicht mehr einfach.
      Liebe Grüße von Susanne

  3. Hier das vollständige Zitat:
    „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden.“

  4. Ich kann diese Haltung nur unterschreiben. Es ist wichtig immer wieder die eigene Meinung zu hinterfragen und bei Bedarf zu korrigieren, aber auch das nicht blindlings. Es gilt auch das Neue zu überprüfen, bevor man es zu sich nimmt.
    Ich treffe immer wieder auf ältere Menschen, die ich als sehr starr in ihren Meinungen erlebe und die selten bereit sind ihre Meinung zu revidieren, die Ausnahmen mag ich sehr!
    Dein Bild zum Zitat übrigens auch 🙂
    Liebe Grüße
    Ulli

    1. Ich denke, Ulli, gerade ältere Menschen bewegen sich in einer „überholten“ Komfortzone, die sie nicht verlassen wollen. Wir sollten gut daran denken und uns hinterfragen, wenn wir so die 80 erreichen. Oder wann ist man alt?
      LG Susanne

  5. Ich kann mich dieser Aussage voll und ganz anschließen, auch wenn es schwerfällt, eine aus einer grundlegenden Überzeugung getroffene Haltung aufzugeben. Starrsinn wider besseres Wissen wäre das andere Extrem. LG, Joachim.

    1. Starrsinn und Wissen – geht das miteinander? Ja, ich denke schon. Heute ist das Wissen so weit gestreut, dass es ja gar kein Universalgenie mehr geben kann, ja es ist nichtmal gewünscht!
      LG Susanne

  6. Ich meine, dass sich Menschlichkeit dort besonders zeigt, wo man eingestehen kann, dass man sich geirrt hat und einen neuen Blickwinkel einnimmt … das geschieht dann, wenn man mit anderen intensiv ins Gespräch kommt und nicht nur aneinander vorbei auf den eigenen Haltungen beharrt.

    1. Ja, das stimmt, Birgit.
      Das Gespräch mit Anderen ist wichtig. So erhält man Perspektiven von verschiedenen Seiten.
      Man sagt mir nach, ich wäre so unerhört stur. Trotzdem glaube ich, ich bin flexibel im Denken. Muss ich vielleicht mal überdenken 😉

      1. Ich hab dich bisher nicht als stur empfunden, wenn es um Gespräche zwischen uns ging. Wenn man stur ist, wenn man ein eigenes Ziel verfolgt, von dem man überzeugt ist, finde ich das nicht schlimmm…

  7. Das erinnert mich sehr an einen Spruch von Bertholt Brecht, den ich immer in meinem Sinn habe (und bei Bedarf auch anwende).
    Er lautet:
    „Wer A sagt, der muß nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“
    Liebe Grüße von Rosie

      1. Ja, er zeigt, dass man auf seiner Meinung nicht beharren muss, sondern diese durchaus ändern kann, wenn man feststellt, dass man sich geirrt hat.
        Ich hatte diesen Spruch eine Zeitlang an meiner Pinwand hängen.
        LG von Rosie

        1. Fällt es dir auch schwer, dich manchmal von einer liebgewonnenen Meinung zu verabschieden, Rosie? Ich kenne das aber um so erleichternder ist es, wenn man es geschafft hat.
          LG Susanne

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