Wieviel Engel sitzen können
auf der Spitze einer Nadel –
wolle dem dein Denken gönnen,
Leser sonder Furcht und Tadel!
»Alle!« wird’s dein Hirn durchblitzen.
»Denn die Engel sind doch Geister!
und ein ob auch noch so feister
Geist bedarf schier nichts zum Sitzen.«
Ich hingegen stell den Satz auf
Keiner! – Denn die nie Erspähten
können einzig nehmen Platz auf
geistlichen Lokalitäten.
Christian Morgenstern (1871 – 1914)
Joachim Schlichting (siehe hier) schrieb auf seinem Blog einen humorvollen Beitrag Zum Drängeln von Engeln auf der Nadelspitze.
Ich habe mich köstlich amüsiert und hatte gleich viele Bilder von balancierenden Engeln im Kopf. Engel sind natürlich sehr schlaue Wesen. Sie stecken einfach eine Rose auf die Nadelspitze. Wenigstens 8 Engel können sich auf der Rose auf der Nadelspitze gruppieren.
Beim Aufräumen meines Lagers fand ich drei Malplatten mit einem Durchmesser von 40 cm, so dass ich als erstes den Mittelpunkt, also die Nadelspitze lokalisieren musste.
Was macht man, wenn die Schule schon weit zurück liegt und die Formeln zum Kreis in den Tiefen der Gedanken verschwunden sind?
Richtig!
Die Frau von heute fragt Herrn Google und so fand ich dieses wirklich niedliche Video (klick) auf youtube.
Ich entschloss mich dann aber, meine eigene, für mich einfachere Methode anzufenden.
Ich legte die Platte auf einen quadratischen Block 40 x 40 cm. Mit dem Linial zeichnete ich die Diagonalen des Quadrats auf dem Kreis 😉 und ermittelte so die Nadelspitze.
Übrigens, ein kreisrundes Gemälde wird Tondo genannt. Das Wort Tondo entstammt dem italienischen rotondo für „rund“ (lateinisch rotundus).
Als nächstes stelle ich mich der Herausforderung, ein rundes Bild zu rahmen. Hat eine oder einer von euch eine Idee?
Ich hätte noch einen kleinen Kreis um die Nadelspitze für die Größe der Rose zeichnen sollen, ich scheine sie nicht ganz mittig gezeichnet zu haben. Zum Glück habe ich noch zwei weitere Malplatten, die ich mit diesem Thema gestalten kann.
Hier noch einige Fotos zur Entstehung meiner Engel:
Das Amüsante daran ist ja, dass einst diese Frage mit aller Ernsthaftigkeit unter den Geisltichen diskutiert wurde. Auch, wenn schon geraume Zeit her ist, aber allein die Vorstellung, wie sich Kardinäle und andere Geistliche ob dieser Frage gar in die Haare bekamen ist einfach nur herrlich.
Übrigens, gut gezeichnet 🙂
Danke, Rhiannon. Dabei war das für die Geistlichen eine so ernste Frage. Wie wird es bei uns aussehen? Über welche unserer Fragen werden sich die nachfolgenden Generationen wohl amüsieren?
LG Susanne
Liebe Susanne,
ich kann mir gut vorstellen, dass folgende Generationen sich über so einiges, das heute passiert noch schwer wundern werden. Sie werden sicher ihre Fragen stellen, aber ob wir sie beantworten könnten? Das steht in den Sternen. 🙂
Liebe Grüße
Rhiannon
Liebe Rhiannon,
ja, auf jeden Fall.
Ich habe mich mal mit Descartes Wellentheorie beschäftigt. Sie klingt eigentlich ganz gut ist aber total falsch. 😉
Liebe Grüße von Susanne
Liebe Susanne,
wie vieles von damals ist es einfach eine schöne Sache um darüber gründlich zu philosophieren. Und machen Künstler jedweder Art das nicht auch ganz gerne? *G*
Liebe Grüße
Rhiannon
Klar, Rhiannon, ist nicht besonders in der Kunst der Gegenwart auch eine gehörige Portion Philosophie dabei!
LG Susanne
Kunst per se ist ein sehr weitläufiges Thema – aber ohne Philosophie ist eher fraglich, ob es ein derart breites Spektrum geben würde.
LG
Rhiannon
Da hast du Recht, Rhiannon, kennst du das Buch Theorien der Gegenwartskunst der Philosophin Julia Rebentisch? Ich benutze es zum Nachschlagen, wenn ich mit manchen neuen Spielarten der Gegenwartskunst nicht viel anfangen kann und bin dann begeistert, was alles hinter der Spielart steht.
LG
Susanne
Hm, nein, kenne ich nicht.
Was die Malerei betrifft, bin ich eher bei den Klassikern zu finden – vor allem jene, die Tiere und Waldlandschaften schufen, aber auch jene, die diverse kirchliche Themen malten (weniger der Religion wegen, als vielmehr der Detailtreue).
MIt moderner Kunst bin ich nie wirklich warm geworden – habe einige Jahre im Mumok (Museum für moderne Kunst in Wien) gearbeitet, das war nicht so wirklich meins. Aber ich glaube auch, jeder findet die Kunst, die ihm/ihr am meisten liegt und genau diese dann schön.
Hm … hast du eigentlich einen persönlichen Favoriten, wenn es um die Kunst geht? (Maler oder Stilrichtung beispielsweise).
LG
Rhiannon
Ich fühle mich in der Romantik und Moderne zuhause. Vor allem interessieren mich die Skizzenbücher der Deutsch-Italiener, ich bin für meine Promotion zu diesem Thema an der Freien Universität Berlin immatrikuliert. Im Moment ruhen jedoch meine Arbeiten an der Diss. Ich bin frisch im 2. Fachsemester angekommen.
In der Zeichnung interessiert mich eigentlich jede Epoche, so auch die zeitgenössische Kunst.
Meine favorisierten Zeichner sind Dürer, Poussin, Goya, Klinger, Horny und andere die virtuos mit der Linie umgehen. Goya und Klinger sind natürlich auch hervorragende Radierer!
Von den Motiven mag ich o’Keeffe, Maria Sybilla Merian, Marlene Dumas, Louise Borgouise und weitere. Ich entdecke auch gerne neue Malerinnen wir neulich in der Alten Nationalgalerie als ich ein Gemälde von Alma Erdmann sah.
Welches sind deine favorisierten Künstlerinnen und Künstler?
LG, Susanne
Na dann darf ich doch gleich mal gratulieren?
Immer ein Schritt nach dem anderen 🙂
Je abstrakter etwas ist, umso schwerer ist für mich der Zugang, was bei Geschichten für mich ganz leicht ist, daran happert es bei den Malereien ein wenig.
Dabei bin ich den Abstrakten nicht unbedingt abgeneigt …. eines meiner Lieblingsbilder sind die zerfließenden Uhren von Dali, Bruegel, Bosch fallen mir adhoc ein …
Allerdings gehe ich weniger nach dem Künstler/Maler per se, als mehr nach dem Motiv und dem geschaffenen Werk.
Hast du dich mal mit Künstlern aus Haiti beschäftigt? Da könnte auch das ein oder andere Juwel für dich dabei sein … es sind sehr farbenfrohe Werke.
LG
Rhiannon
Danke für den Tipp, Rhiannon, ich behalte ihn im Kopf. Im Moment liegt wieder eine Arbeit zum Corona Virus und dem apokalytischen Buch des Propheten David auf meinem Arbeitstisch. Ich freue mich schon, an der Zeichnung weiter zu arbeiten.
Einen schönen Sonntag von Susanne
Ich hatte über viele Jahre ein haitianisches Patenkind und dadurch einiges mitbekommen … die Menschen sind lebensfroh und an allem Möglichen interessiert, wenngleich auch leidgeprüft …
Ein Blick in deren Kunstschaffen lohnt sich 🙂
Prophet David … hm … interessant…
auch dir einen schönen Sonntag.
Ich bin nicht gläubig aber ich mag die Erzählungen des alten Testaments und finde gerade in Bezug auf die Geschichte immer wieder interessant, was davon historisch belegt ist und was der Fantasie entspringt.
LG Susanne
Dazu braucht man nicht in diesem Glauben gläubig sein. Meines Wissens nach gibt es auch Forscher, die alles Mögliche in der Bibel nachrecherchiert haben. HIstorisch belegt ist davon sicher eine Menge – wobei, wenn du die Apokryphen noch nicht kennst, in dem Zusammenhang eine interessante Erweiterung bieten.
LG
Rhiannon
Liebe Rhiannon,
zu den Apokryphen habe ich schon sehr viel gezeichnet. Besonders das Buch Henoch hatte es mir innerhalb der Apokryphen angetan. Ich habe auf einer 30 cm x 10 Meter großen Rolle das Buch interpretiert. Hier auf meinem Blog erfährst du unter diesem Link mehr davon: https://susannehaun.com/tag/das-buch-henoch/
Meine Praktikantin hat Theologie als Nebenfach zur Kunstgeschichte studiert. Eine gute Kombination!
Liebe Grüße von Susanen
Mich fasziniert an den Apokryphen vor allem das Historische – warum, was aus der Bibel entnommen wurde und schlussendlich blieb. Gerade in meiner Schulzeit fanden selbst meine Religionslehrer dieses Buch für mich (damals 12 herum) als zu schwere Lektüre.
Das Schöne an diesen Büchern ist ja, dass sie zum Nachdenken anregen – und ich glaube, das nimmst du mit deinen Zeichnungen auch auf. Dazu muss man/frau wirklich nicht gläubig sein.
Diese Kombi ist übrigens wirklich gut – darf ich fragen, was sie vorhat zu machen bzw. in welche Richtung (Job) sie dann gehen möchte?
Liebe Grüße
Rhiannon
Klar darfst du Fragen, Rhannon.
Ich bin Künstlerin, meine bevorzugten Arbeitesmittel sind Tusche, Feder und Pinsel. Ich arbeite auf Leinwand, Papier, Glas und Holz.
Das Studium der Kunstgeschichte und die jetzt anschliessende Promotion stillt meinen Wissensdurst und inspiriert mich zu meiner Kunst. Genauso sind auch meine Tätigkeiten als Autorin und Dozentin. Alles ordnet sich meiner Kunst unter.
Als Künstlerin bin ich auch beim Finanzamt gemeldet und zahle als freiberufliche Künstlerin Steuern.
Meine erste Ausstellung hatte ich 2002. Für mein Werkverzeichnis habe ich als Beginn meines Werkes 1999 festegelegt.
Ich bin also beruflich professionelle Künstlerin. 🙂
Liebe Grüße von Susanne
Kunst ist zwar jetzt als „Basic“ nicht „überlebenswichtig“, aber sie gibt uns sehr viel und umso wichtiger ist es auch, dass Künstler existieren 🙂
Ich wünsche dir, dass du davon auch wirklich leben kannst, denn insbesondere dann lässt sich noch mehr vom Herzblut reinstecken.
Ja, das stimmt, Rhiannon. Es ist ein Konvolut aus Dingen, seit 2005 arbeite ich hauptberuflich als Künstlerin. Meine Einnahmen setzen sich aus dem Verkauf meiner Kunst, den Tantiemen meiner Bücher zur Kunst und die Honorare für Workshops in Bereich Kunst und Kunstmarketing zusammen.
Ich bin sehr gerne und mit Leib und Seele Künstlerin!
Komme gut durch die Woche, Susanne
Dein Herzblut ist in deinen Werken zu spüren und klingt durch.
Ehrlich? Ich freue mich sehr für dich, dass du deine Gabe leben kannst … in einer so schönen Weise.
Du auch 🙂
ich hab derzeit das Glück, seit Mitte März einen neuen Job zu haben, wo ich mit meinen neuen Kollegen richtig gut zurecht komme und ich hoffe die auch mit mir 🙂
Das hört sich gut an, Rhiannon. 🙂 Es ist absolut wichtig, dass man einen Job macht, der einem gefällt und wo man mit den Kolleginnen und Kollegen auskommt. 🙂
Ja, du hast recht. nur manchmal können wir aus unterschiedlichen Gründen leider auch nicht wählen. Da können wir dann nur durchtauchen und dran arbeiten, dass es besser wird.
Darum freu ich mich für dich, dass du deine Brötchen mit dem verdienen kannst, was du gerne tust …
Ich freue mich auch darüber, Rhiannon und halte es für ein großes Glück 🙂
Liebe Susanne, es freut mich, dass die Engel auf der Nadelspitze bei dir auf so fruchtbaren Boden gefallen sind. Nicht nur, dass du das Thema so kreativ und ästhetisch ansprechend darstellst, du lieferst außerdem gewissermaßen eine experimentelle Lösung des alten Problem – es sind genau 8 Engel. Und das ist nicht zu bezweifeln – deine Zeichnung ist der Beweis! Interessanterweise spielte dabei eine Rose gewissermaßen die vegetabile Form der Nadelspitze, aus der die Engel gleichsam heraussprießen.
Weiterhin kreatives Schaffen und liebe Grüße, Joachim.
Danke, Joachim, es hat mir Freude gemacht, mich mit diesem so ehrwürdigen Problem zu beschäftigen.
Ich bin sehr froh, dass ich in diesen Zeiten in einer Atelierwohnung lebe und so meine Kreativität täglich auf’s neue ausleben kann, ohne Wege beschreiten zu müssen.
Einen schönen Samstagabend von Susanne
Acht Engel also! Und was für Engel! Da sind sogar mächtig Gehörnte drunter, herrlich. Wieder mal bewundere ich die Systematik, mit er du vorgehst. Liebe Grüße.Mögen dich Engel behüten! Gerda
Danke, liebe Gerda. Ich hoffe, mein persönlicher Schutzengel ist da und sorgt für mich. Ich bin sicher, dass du auch einen Engel hast, der über dich wacht.
Liebe Grüße von Susanne
Das ist ja ein Ding – nachdem ich heute in mein bei booklooker bestelltes Buch von Zsofia Ban:“Abendschule. Fibel für Erwachsene“ einen ersten Blick warf, so mitten hinein, wie ich das häufig mache bei neu erworbenen Büchern, stieß ich auf diesen Satz (ohne das vorher bei dir gelesen zu haben):
„Berechne, wie viele Engel auf einem Stecknadelkopf haben, wenn ein Engel ca. 45 mm groß und ungläubig ist!“
Gruß von Sonja
Liebe Sonja, das ist ja wirklich ein Ding! Diese Frage scheint vieldiskutiert zu sein! Das hätte ich gar nicht erwartet!
Die Ungläubigkeit ist in meine Gleichung nicht eingeflossen, ich überlege gerade, ob sie etwas an dem Bild ändert. Mal sehen, was mir dazu einfällt!
Liebe Grüße von Susanne
Kennst Du auch die Kusszahl?
2.381 * 2 hoch 4 und daraus die Wurzel zum Quadrat!
aja 🙂
😉