1. Tag – Carrara – Stadt des Marmors – Bergbau – Susanne Haun

 

Tyrrischen Meer (c) Foto von M.Fanke
Susanne Haun am Tyrrischen Meer (c) Foto von M.Fanke

 

Letztes Jahr verbrachten wir einen kleinen Teil unserer Zeit in der Toskana in St. Andrea di Compito.

Ich habe unter der Kategorie Reiseberichte die bisherigen Blogbeitrag zum Aufenthalt abgelegt (-> Klick).

Im Rahmen dieses Aufenthalts waren wir auch zwei Tage in Carrara. Sieht man davon ab, was für eine Schande an der Natur der Raubabbau des Marmors ist, ist es sehr faszinierend, in (bzw. um) den Abbruchgebieten zu laufen und zu sehen, wie die riesigen Marmorblöcke transportiert werden.

Am ersten Tag in Carrara besuchten wir einen Steinbruch, davon berichte ich heute, am zweiten Tag liefen wir ein wenig in den Bergen Carraras, davon berichte ich in den nächsten Tagen.

Meine Skizzenbücher scannte ich gleich nach dem Urlaub ein, es ist schwierig für mich, die einzelnen Seiten den korrekten Tagen zuzuordnen. Ich bin erstaunt und nehme die Skizzenbücher aus dem Schrank, um anhand der Chronologie die Seiten erneut den Tagen zuordnen zu können.

 

 

Ich habe zum Glück zusätzlich zu meinen Skizzen Tagebuch geschrieben und kann nun authentisch auch in Worten berichten.

 

 

31.5.2019

Carrara ist bekannt für sein Marmor und es hat mich schon immer interessiert, wie der Marmor abgebaut wird.

Im Baedecker Reiseführer wird die Abbruch Cava die Frantiscritti als Geheimtipp angegeben. Schon die Anfahrt durch die Apuanischen Alpen ist ein Erlebnis, das Weiß der Berge ist nicht etwas Schnee, sondern es kennzeichnet die Marmorsteinbrüche, von denen es heute noch einige gibt.

Unterwegs halten wir an einem Eingang zum Steinbruch an einer Snackbar an, trinken Cappuccino und schauen den LKW’s zu, wie sie die Marmorblöcke ins Tal fahren. Auch die LKW-Fahrer trinken hier ihren Cappuccino. Ich mag die geschäftige Atmosphäre und kaufe mir für 12 Euro eine nackte Marmorschönheit. Später stelle ich fest, dass sie mit Sockel im Souvenierladen des Cava Museums für nur 1 Euro mehr verkauft werden. Jede der Figuren ist anders und ich mag meine ohne Sockel viel mehr, sie hat so etwas ursprünglicheres.

Intermezzo am 14.5.2020: Meine Mutter filmte in meiner Kindheit gerne mit der Super-8 Kamera die Autofahrten in den Bergen aus dem Auto. Ich mag diese wackeligen Filme. Und so filmte ich auch aus dem Auto unsere Fahrt von der Küste Carraras in den Steinbruch. Eine kleine Anmerkung: Der Film ist auf vierfache Abspielgeschwindigkeit eingestellt, Micha ist rasant aber nicht sooooo rasant gefahren.

 

 

In Frantiscritti angekommen, müssen wir uns zwischen einen Besuch im Inneren des Marmorbruchs oder eine Jeaptour auf dem Berg hinauf entscheiden. Da wir noch eine Wanderung in den Bergen von Carrara planen, entscheiden wir uns für die Höhle. Beides wäre uns zu teuer gewesen. 10 bzw. 12 Euro kostet so eine 40 minütige Tour jeweils.

Die Fahrt im Jeep ins Innere des Berges dauert nur wenige Minuten, 600 Meter im Berg erwartet uns eine große Höhle, über uns 400 Meter Gestein. Der Guide erklärt uns, dass hier der Abbruch beendet ist. Ingenieure messen die Statik und die dicken Pfeiler stützen den Berg wie die Pfeiler einer Kathedrale das Dach des Gotteshauses. Der Saal, der dabei zwangsläufig entsteht, wird als Veranstaltungsraum benutzt. Um ihn zu schmücken, hat ein für uns unbekannter Künstler die Szene aus der Sixtinischen Kapelle, in der Gott Adam Leben einhaucht, gemalt. Die Kopie ist nicht gut aber auch lange nicht so schlecht, wie ich es schon erlebt habe.

Es ist unerhört laut in der Höhle. Etwas tiefer finden Abbrucharbeiten statt, die wir beobachten können. In der Renaissance brauchte ein Arbeiter einen ganzen Tag um 6 cm des gewünschten Marmorblocks freizuschneiden. Die Blöcke haben ein Standardmaß von …. Heute werden sie mit einem Gabelstapler auf die LKW’s geladen. Ob der Gabelstapler nur für uns Touris kommt und einen Block in der Ecke ablegt? Ich verpasse das Spektakel beinahe, da ich fasziniert in den von Arbeitern belebten Teil der Höhle schaue. Nein, liebe Mädels, es sind keine Cola-Tragenden Jungs, sie sind alle gut eingepackt, denn in der Höhle herrschen konstant um die 14 Grad und es ist auch Helmpflicht.

Wieder draußen an der frischen Luft, beschließen wir der Route der LKW’s zum Hafen von Carrara zu folgen. Eine schöne Strecke, 30 Minuten brauchen wir, bis wir am Tyrrischen Meer ankommen. Etwa 100 Meter im Landesinneren ist ein schöner Platz, wo wir es uns bei Cappuccino bei Nannini gut gehen lassen, bevor wir den häßlichen Hafen hinter uns lassen und die Küstenstraße entlang fahren. Kindheitserinnerungen werden bei mir wach. So war das in den 70ger in Bibione an der Adria, als Mama, Papa, Ulli und ich direkt am Strand auf dem Campingplatz Urlaub machten. Die gleiche Stimmung finden wir hier auf der Küstenstraße und ich fühle mich wohlig in meinen Kindheitserinnerungen. Leider sind alles private Hotelstrände und es dauert, bis wir an einem freien Strand kommen und das Wasser, die Wellen und den Wind geniessen können.

Ein schöner Tag geht langsam zu Ende.

 

 

In Zeiten der geschlossenen Grenzen möchte ich euch zum Abschluss mit einem Meeresrauschen erfreuen.

 

 

15 comments

    1. Jaaaa, liebe Maria 🙂 🙂 🙂 Aber Michelangelo bekam den Stein schon „gebraucht“. Deshalb ist die Leistung den David herauszuhauen noch größer.
      LG von Susanne

      1. Ja, der Arme bekam von der katholischen Kirche auch Schlösser geschenkt, aber es waren halt doch Ruinen. Dies Herausforderungen haben ihn geformt. Liebe Grüße Maria

  1. Danke Susanne,
    für Deinen Reisebericht mit der Schilderung und zeichnerischen Eindrückens des Marmorabbaus wie auch des Meeresrauschens.
    Das macht auch neugierig, hast Du selbst schon mal was mit Marmor gemacht?
    Herzliche Grüße
    Bernd

  2. Danke für diesen Bericht! Das ist ja ein sehr spannendes Thema, von dem ich bisher so gar keine Vorstellung hatte. Bei der rasanten Autofahrt wird mir ja schon vom bloßen Zuschauen mulmig 😎. Auch wenn ich abstrahiere, dass die echte Geschwindigkeit doch etwas gemäßigter war. So schön, das Meer zu sehen und rauschen zu hören! Ja, da würde ich jetzt gerne sitzen.

    1. Ich habe auch fernweh, Elke!!!!
      Micha und ich waren am Samstag bloß in Potsdam bei der Förster Stauden Gärtnerei inklusive den Karl Förster Garten und einen Kaffee im Krongut. Das war ja nach der langen Zeit fast wie Urlaub…..
      Liebe Grüße von Susanne

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