Ponte Vecchio, Ausblick vom Piazzale Michelangelo, Florenz (c) Foto von M.Fanke

Das Dekameron des Giovanni Boccaccio, Die meisten starben innerhalb von drei Tagen – Zeichnung von Susanne Haun

Tagebucheintrag 19.11.2020, Sie starben innerhalb von drei Tagen, 20 x 15 cm, Tinte und Aquarell auf Silberburg Büttenpapier, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Tagebucheintrag 19.11.2020, Sie starben innerhalb von drei Tagen, 20 x 15 cm, Tinte und Aquarell auf Silberburg Büttenpapier, Zeichnung von Susanne Haun (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Der erste Tag

„Die meisten starben innerhalb von drei Tgen nach den ersten Anzeichen, der eine früher, der andere später , und viele sogar ohne jegliches Fieber oder sonstige Krankheitserscheinungen.“

Boccacio, Giovanne, Das Dekameron, Band 1, Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, Berlin 1985, Seite 16.

Erklärende Worte

Ich habe mir überlegt, dass ich unter jedem meiner Beiträge zum Dekamerone die Erläuterungen stehen lasse. Es gibt ja doch die eine oder den anderen, die nicht täglich meine Beiträge lesen und so haben diese die Möglichkeit, den Grundtenor zu lesen.

Unsere Pandemie

Lese ich die Worte des Dekamerons, dann denke ich, dass die Pest doch viel schlimmer war als unser Covid-19. Vielleicht stehen wir aber auch erst am Anfang der Pandemie?
Ich habe zurzeit keine Angst, krank zu werden oder zu sterben. Ich habe Angst um meinen Vater, in seinem Seniorendomicil ist über die Hälfte der Bewohnerinnen und Bewohner erkrankt und es sind schon einige gestorben. Zum Glück ist mein Vater negativ getestet. Er darf sein Zimmer wie alle nicht verlassen und ich habe ihm am Telefon eingeimpft, dass er nach jedem mal, dass das Gesundheitsamt, eine Ärztin, ein Arzt oder die Pflegerinnen in seinem Raum waren, er die Fenster für wenigstens eine Minute öffnen soll. Ob er das mit seiner Parkinson schafft, dass weiss ich nicht.



Das Dekameron

Das Dekameron ist eine Sammlung von 100 Novellen das Mitte des 14. Jahrhunderts von Giovanni Boccaccio, geschrieben wurde.
In ein Landhaus in der Toskana flüchteten sieben Frauen und drei junge Männer vor der Pest, die 1348 in Florenz tobte. Die aus der Stadt zurückgezogenen Florentiner und Florentinerinnen unterhielten sich während ihrer Quarantäne damit, dass sie sich gegenseitig Geschichten erzählten. Eine oder einer wurde jeden Tag auswählt, den Themenkreis zu bestimmen, innerhalb derer sich die Geschichten bewegen sollten. Jeder der Anwesenden dachte sich eine Geschichte zum Thema aus. Nach zehn Tagen und zehn mal zehn Novelle wurde die Quarantäne beendet und die jungen Leute kehren nach Florenz zurück.

Zeichnungen zum Il Decamerone

Schon Mitte November entschloss ich mich, mit Zeichnungen zu diesen Klassiker der Geschichte zu beginnen. Mit den Verschärfungen der Quarantäne Regeln und dem harten Lockdown finde ich es passend, sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen.

Il Decamerone ist italienisch und stammt vom griechischen δέκα déka „zehn“ und ἡμέρα hēméra „Tag“ ab und deutet auf die Anzal der Geschichten hin, die dieses literarische Werk erzählt.

30 comments

    1. Danke für die guten Wünsche, Joachim, es fehlt an Pflegekräfte. Es ist schwer, ein Pflegeheim mit weniger Personal als benötigt in diesen Zeiten zu betreiben.
      Meinem Vater geht es den Umständen entsprechend gut, wir können noch zufrieden sein.
      Liebe Grüße von Susanne

  1. Liebe Susanne, ich wünsche euch, dass ihr alle gesund bleibt. Es tut mir sehr leid, dass sich dein Papa an diese ungewohnte Situation im Pflegeheim anpassen muss und hoffe sehr, er kommt zurecht damit.
    Liebe Grüße von Rosie

    1. Liebe Rosie,
      mein Vater kommt zum Glück gut mit sich selber klar, auch, wenn es ihn sehr schmerzt, uns nicht zu sehen. Ausgerechnet jetzt ist sein elektrischer Fernsehstuhl kaputt gegangen. Wir haben mit dem Domicil zum Glück eine Lösung gefunden, mein Bruder bringt einen neuen Stuhl in die Rezeption und der Hausmeister zu meinem Papa ins Zimmer.
      Liebe Grüße von Susanne

      1. Oh, das ist klasse. Wie schön, dass der neue Stuhl so unkompliziert in das Zimmer deines Vaters kam. So kann der alte Herr ja in aller Gemütlichkeit seine Fernsehzeit geniessen.
        Liebe Grüße von Rosie

        1. Ne, liebe Rosie, es ist leider immer noch ein Vorhaben, den Stuhl in das Zimmer meines Vaters zu bekommen. Der Plan steht, wir haben bisher aber noch keinen Termin erhalten, wann der Hausmeister Zeit hat, den Stuhl hochzubringen.
          Liebe Grüße von Susanne

  2. Ich habe öfter an Dich und Deinen Vater gedacht; es ist ja oft genug in den Nachrichten, dass die Pandemie besonders in den Seniorenheimen um sich greift. Gut, dass er positiv getestet wurde, aber schrecklich muss Deine Angst um ihn sein und wie er sich fühlt in seinem Zimmer – das mag ich mir gar nicht ausmalen.
    Viel Kraft für Euch beide! Herzliche Grüße
    Ines

    1. Danke, liebe Ines.
      Es ist schon nervenaufreibenb aber wir schaffen das.
      Ich bin nur sehr traurig, dass er am Heiligen Abend und die anderen Festtage alleine in seinem Zimmer sitzen muss.
      Ich hoffe, die Situation wird besser,
      liebe Grüße und alles Gute für dich und deine Familie von Susanne
      Bleib gesund!

    1. Danke, Petra, ja, du schreibst es. Ich bin froh, dass Papa schon längere Zeit im Domicil ist und wir die Pflegerinnen und Verwaltungsangestellten so gut kennen. Das macht alles einfacher.
      Liebe Grüße von Susanne

  3. Ich hoffe, es geht deinen Vater gut, liebe Susanne. Ich habe vorhin mit meiner Mutter gesprochen. Bei ihr im Pflegeheim im Norwegen sind ebenfalls viele Angestellte and Heimbewohner erkrankt und gestorben. Seit fast drei Wochen ist sie auf ihr Zimmer isoliert. Heute wurde sie gefragt, ob sie geimpft werden möchte; zwischen Weihnachten und Neujahr geht’s los.
    Ich befürchte, es kann sehr lange dauern bis ich sie besuchen darf und kann. Seit gestern sind wir in GB recht abgeschnittten von der Aussenwelt, mehr als vorher.
    Liebe Grüße
    Hanne

    1. Liebe Hanne,
      Ich denke auch, dass es noch lange dauern wird, bis wir wieder ein „normales“ vielleicht besser „gewohntes“ Leben führen können. Ich denke, die Pandemie wird eine Umorganisation unseres Lebens mit sich bringen.
      Liebe Grüße sendet dir Susanne

    1. Danke für die guten Wünsche, Elke.
      Ich bin sehr zwiegespalten, ob ich Hoffnung in die Impfung setze. Sicher, ich werde mich auf jeden Fall impfen lassen, wenn ich an der Reihe bin. Aber wie sieht der Schutz der Impfung aus? Wenn ich Corona habe und die Krankheit bei mir nicht ausbricht, kann ich trotzdem die Viren übertragen?
      Das sind noch Fragen auf denen es keine Antwort gibt.
      Ich hoffe, das Beste. Ganz gegen meiner Natur bin ich nicht mehr ganz so optimistisch und fürchte, dass wir noch mindestens 1 Jahr mit Einschränkungen rechnen müssen.
      Komm gut ins Neue Jahr und bleibe Gesund, Susanne

      1. Ich hänge mich mal da dran.

        Meine Vermutung ist, daß die Impfung kein 100-prozentiger Schutz ist. Vielleicht muß sie das auch nicht sein. Wenn genügend geimpft sind, sollte sich das Infektionsgeschehen weitestgehend zurückbilden.
        Meine Frau ist um einiges älter als ich, aber gesundheitlich sehr gut beieinander. Ist man aber gesundheitlich gehandicapt wie Dein Vater, dann ist man stärker gefährdet. Es hängt dann ja auch immer von der evtl,. Virenlast ab.
        Ich hoffe, daß Dein Vater bald geimpft werden kann, dann wäre der Druck erstmal weitestgehend weg.

        Deine Serie hier finde ich tatsächlich sehr passend.

        Alles Gute Dir und deiner Familie und Deinem Vater!

        Gerhard

        1. Guten Morgen, Gerhard,
          mein Vater ist inzwischen geimpft worden und ich kann ihn am Mittwoch sehen. Bei mir wird vorab ein Schnelltest gemacht, damit keine infezierten in das Pflegeheim kommen. Ich freue mich sehr darauf, meinen Vater zu sehen, wenn auch hinter einer Scheibe.
          Einen schönen Jahresbeginn von Susanne

            1. Das stimmt, Gerhard. Ich durfte mit meinem Vater sogar spazierengehen. Als beruhigende Nebensache: ich bin gestern negativ getestet worden und kann beruhig husten, dann ist es eine Erkältung und kein Corona.

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