Selbstbildnisstagebuch 4.-6.1.2020 Zeichnung von SusanneHaun (c) VG-Bild-Kunst Bonn 2021

Frau kann mit ihrem Popo nicht auf drei Hochzeiten tanzen – Susanne Haun

Wie zu jedem Jahresbeginn mache ich mir Gedanken, welche zeitlichen Priotritäten ich in den kommenden 12 Monaten setzen sollte.

Frau kann eben nicht mit ihrem „A….“ (O-Ton) auf vielen Hochzeiten tanzen. Es gilt Entscheidungen zu fällen, die ich gerade gar nicht fällen möchte.

Ich beginne mit der Frage:

Wer bin ich?

Als Künstlerinnen und Künstler werden kreativ tätige Menschen bezeichnet, die als Arbeiten oder Kunstwerke bezeichnete Erzeugnisse künstlerischen Schaffens hervorbringen.

•Mit der Nutzung der Sozialen Medien wird die Künstlerin / der Künstler zum Vertriebsmanager.

• Mit der Nutzung der Online-Galerien wird die Künstlerin / der Künstler zum Galeristen.

• Mit der Organisation von Ausstellungen wird die Künstlerin / der Künstler zum Kurator.

• Mit der Erstellung des eigenen Werkverzeichnisses wird die Künstlerin / der Künstler zum Kunsthistoriker.

•Mit der eigenen Publikation wird die Künstlerin und der Künstler zum Verleger.

• Mit der Entwicklung der eigenen Homepage / Blog wird die Künstlerin und der Künstler zum Informatiker.

• Mit der Führung des Kassenbuchs und der selbstständigen Abgabe der Steuererklärung wird die Künstlerin und der Künstler zum Steuerberater.

Daraus folgt (mit einem Augenzwinkern), dass wir Künstlerinnen und Künstler wohl die letzten Universalgenies sind!

Wer aber bin ich nun? Und was will ich?

Künstlerin

Gestern habe ich in meinem neuen Kalender 2021 das erste Selbstportrait gezeichnet.

Es sind noch alle Selbstportraits von November – Dezember 2020 aus dem vergangenen Jahr 2020 in meinen Kalendern zu scannen und zu bloggen.

Wann?

Ich möchte Wolken zeichnen, die Dekameron weiter illustrieren, den großen Tizian auf Leinwand interpretieren und und und …

Kunsthistorikerin

Heute habe ich im Colloquium meine Dissertation vorgestellt und festgestellt, dass ich viel zu wenig daran gearbeitet habe. Ich nehme mir vor, mir mehr Zeit für meine Promotion zu nehmen. Das heisst, ich muss etwas streichen.

Autorin

Meine Werkschau im Eichhörnchenverlag ist herausgekommen. Es ist unglaublich, die ersten knapp 100 Exemplare sind schon verkauft. Trotzdem möchte ich dafür werben, dass auch die nächsten 150 Exemplare verkauft werden.

Dozentin

Ich bereite Kurse in zoom vor und unterrichte zum Beispiel den gesamten Montag (Veröffentlichen und Verkaufen im Internet) und Dienstag (Werkverzeichnis).

Systemanalitikerin

Ich möchte eine Startseite und Landingpages für meinen Internetauftritt entwerfen.

Und nun?

Ach ja, meine Steuererklärung für 2020 steht an, das Kassenbuch muss geschrieben werden.

Und was mache ich jetzt?

Ich rahme und verpacke meine Sinnbilder von Tilda Swinton und Andy Warhol, die ich beide im Zuge der Werkschau verkauft habe.

Und dann? Ich bin seit 6 Uhr früh auf, es wird dann Zeit für mich, mich zu erholen und für morgen Kraft zu schöpfen, um aufs neue zu priorisieren, was ich als nächstes tun werde.

16 comments

  1. Das ist eine schwierige Lebensfrage. Dieser Frage muss ich mich auch oft stellen. Worin liegt die wirkliche KünstlerIn? Das sollte dann getan werden…. grüsse ins neue Jahr, tom

  2. Liebe Susanne, endlich ist die Postkutsche bei mir angekommen. Ich empfinde deine Werkschau als einer meiner Kostbarkeiten. Dieser Tage werde ich auf dem Blog ein bisschen die Werbetrommel dafür schlagen.
    Die Prioritäten … sie sind für mich immer wieder eine Herausforderung, darin bist du mir weit voraus!
    Liebe Grüße
    Ulli

    1. Liebe Ulli,
      danke für das Lob für meine Werkschau! Ich freue mich sehr, dass sie zu deinen Kostbarkeiten gehört 🙂
      Ja, die Prioritäten, ich denke noch darüber nach…..
      Ich würde mich sehr über den Blogbeitrag zu meiner Werkschau freuen. 🙂
      Liebe Grüße sendet dir eine Susanne, die gleich per Zoom unterrichtet.

  3. Pingback: Susanne Haun
  4. „Listen“ oder ein „Bullet-Journal“ zu schreiben ist seit vielen Jahren eine meiner „Spezialitäten“. Sie zeigen mir, was ich möchte, wohin ich will, sammeln meine Ideen und meine Vorhaben, unterstützen mich beim Planen und helfen mir zu verfizieren, was in welcher Reihenfolge anzugehen wäre..
    Ich mag sowas.
    Liebe Grüße aus dem Winterwunderland….von Rosie

    1. Meine auch, Rosie. Ich schmeisse sie sonst immer, wenn ich sie abgearbeitet habe weg. Da dachte ich, mit deinem Kalender kann ich sie aufbewahren. 🙂
      Liebe Grüße von Susanne

  5. Liebe Susanne!
    Da hätte ich doch beinahe versäumt diesen Blogbeitrag zu kommentieren.
    Ich bin mehr als erstaunt mit welcher Lässigkeit Du die Frage nach dem “ wer bin ich“ beantwortest. Das muss man erst einmal hinkriegen. Mir ist das in siebzig Jahren noch nicht gelungen und ich arbeite immer noch daran. Ich bewundere Dich. Ha ha!
    Das Listen schreiben ist auch mein Ding. Da liegen wir auf der gleichen Wellenlänge. Aber natürlich nicht nur da.
    Eine solche Liste ist auch die nicht enden wollende mit dem Titel „Kunstprojekt – was noch zu erledigen ist“, die in meinem Handy schlummert und nicht kürzer wird. Du siehst: einige Probleme, wenn es denn welche sind, sind schein bar überall auf der Welt gleich.
    Liebe Grüße, schönes Restwochenende
    Jürgen

    1. Liebe Jürgen,
      eine Liste mit Kunstprojekten habe ich auch. Gerne würde ich mehr davon in Angriff nehmen. Gleich werde ich mich an unserem Projekt ohne Namen machen, so beginne ich in kreativem Zustand meinen Unterricht.
      Liebe Grüße von Susanne

  6. Liebe Susanne, ich musste schmunzeln bei deiner Beschreibung und Auflistung. In meinem Heimatland würde man dich bewundernd als „Tausendsassa“ bezeichnen. Ich persönlich finde es sehr schwierig Prioritäten zu setzen. Die Tage sind eindeutig viel zu kurz. Eine Möglichkeit wäre ja noch, dass du dir Unterstützung holst – für die Steuer vielleicht;-)
    Viele liebe Grüße, Theres
    (Leider kann ich nicht mehr liken bei dir, funktioniert irgendwie nicht.)

    1. Stimmt, liebe Theres, die Bezeichnung Tausendsassa kenne ich auch 🙂
      Was natürlich die Prioritäten beeinflusst, sind die Pflichten, die neben der Kür (oder Kunst) auszuüben sind.
      Ich habe einen Steuerberater, aus kostengründen nehme ich ihn nur bei Fragen in Anspruch. Er ist sehr gut und hilft mir sehr.
      Das sind die beiden limitierenden Faktoren, Kosten und Zeit. Hätte ich Geld, dann würde ich auf jeden Fall Assistenten*innen einstellen. Aber dafür bleibt kein Geld übrig. 🙂
      Liebe Grüße von Susanne
      P.S. Das mit den Liken höre ich von Vielen. Ich kann leider auch nicht mehr überall liken. Wer weiss, was wordpress da geändert hat. Irgendwann geht es bestimmt wieder.

  7. Liebe Susanne,
    manchmal ist es gar nicht so einfach, die vielen Ich’s in uns alle zufriedenzustellen. Alle wollen doch beachtet werden oder sind sogar so wichtig, dass die Existenz daran hängen kann. Gut, wenn man da Prioritäten setzt und alles einen gebührenden Raum gibt. Nacheinander, Ressourcen gut aufgeteilt oder eben etwas kürzer gehalten, als man es sonst tun würde. Meine Fragmente sind momentan eine gute Lösung, nicht mit dem Bloggen zu pausieren, aber auch nicht Zeit reinzustecken, die mir an anderer Stelle fehlen würde und der Tag mit den 24 Stunden nicht mehr ausreichend wäre. Glücklicherweise vertraue ich da auf meine Listen und Kanban-Boards, die mir das Planen und Durchführen viel leichter machen und mir vieles abnehmen, was ich sonst immer im Kopf behalten müsste, um es nicht zu vergessen.
    Herzliche Grüße
    Serap

    1. Liebe Serap,
      ohne meine Listen wäre ich auch völlig hilflos, ich führe mehrere parallel. Und wie du schon schriebst, leider bekommen manche Punkte, an denen meine Existenz hängt eine höhere Priorität als die, die ich gerne als erstes in Angriff nehmen würde.
      Die Gradwanderung ist auch spannend und ich analysiere sie in regelmäßigen Abständen. 🙂
      Liebe Grüße sendet dir Susanne

      1. Vielleicht könntest Du Deiner Liste dann noch zwei weitere Berufsbezeichnungen hinzufügen: Projektmanagerin / Changemanagerin 😉 Genau das ist es nämlich, wenn man derartig viele Hüte aufhat und alle zeitweilig gleichzeitig jonglieren muss und/oder immer wieder Prioritäten neu justiert.

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