Pressetexte zu Ausstellungen

Es ist immer gut, möglichst vielen Menschen von der Ausstellung zu berichten. Schließlich möchte man seine Bilder ja zeigen.
So schreibe ich zu jeder Ausstellung einen kleinen Pressetext, den ich per Mail an die Presse (Zeitungen, Radiosender etc) verteile.
In der Vergangenheit wurden so schon viele Artikel über meine Ausstellungen veröffentlicht. Auf meiner Homepage findet ihr die hier:
http://www.susannehaun.de/html/presse___texte.html

Hier nun der Pressetext, den ich für meine kommende Ausstellung geschrieben habe:

Gutshaus Glinde
Ausstellung Susanne Haun
2. April bis 29. Mai 2009
Ausstellungstitel: „Kurzgesehen“
Gezeichnete Geschichten in Tusche und Aquarell

Beim Lesen eines Buches entstehen in meinem Kopf automatisch Bilder. Ich lese ein Buch nie ohne Textmarker. Sofort markiere ich die mir am eindrucksvollsten wirkenden Sätze. Aus den Sätzen entstehen meine großen Tuschezeichnungen (80 x 60 cm) . Ich zeichne sie mit schwarzer Tusche so wie auch Worte mit schwarzer Tusche geschrieben werden. Ich visualisiere die Geschichten. In der Vergangenheit habe ich mich so mit Hamlet, Hesse, Urs Widmar, Schlink und vielen anderen auseinandergesetzt. In Glinde möchte ich von E.A. Poe die Kurzgeschichte „Im Malstroem“ zeigen. Die Geschichte ist sehr männlich. Die Kraft der Natur und der Mensch in der Natur werden gezeigt. Diese Geschichte habe ich im Herbst 2008 gezeichnet. Im Moment arbeite ich neben meinen täglichen Zeichnungen an einer Geschichte von Brech: „Der Mantel des Ketzers“. Die Sätze sind schon orange markiert und ich freue mich drauf, die Geschichte zu visualisieren. Alle meine großen Tuschezeichnungen sind sowohl mit meiner Unterschrift als auch mit meinem Stempel signiert. Den Stempel habe ich selber aus Speckstein hergestellt. Er enthält die Anfangsbuchstaben meines Namens S und H.
Im Gegensatz zu diesem „sichtbar machen“ der Worte möchte ich in meinen kleinen Zeichnungen die Tage festhalten. Ich zeichne hier mit Feder, Tusche und Aquarellfarben auf Bütten. Insgesamt sind die Zeichnungen eine Menschenmenge. Nimmt der Betrachter eine Zeichnung heraus, erfährt er etwas über das einzelne Schicksal.
In der Zukunft möchte ich mich weiter mit der Zeichnung auseinandersetzen. Auf meiner letzten Ausstellung sagte der Veranstalter, dass er noch nie einen Künstler erlebt hat, der so konsequent zeichnet und die Zeichnung auch in den Mittelpunkt seines Werkes stellt. Oft läuft die Zeichnung bei den Künstlern nur nebenher – eben neben den gemalten Bildern. Ich möchte die Zeichnung aus ihrer Nebensächlichkeit herausholen und in den Mittelpunkt stellen.
Die Zeichnung fängt alle Augenblicke ein, die der Zeichner braucht, um sie fertig zu stellen. Ein Foto fängt nur die Sekunde des Auslösens ein. Nirgendwo, wie in der Zeichnung wird die Handschrift des Künstlers so sichtbar wie in der Zeichnung. Ich mag die Linien auf dem Papier, wie sie dicker und dünner werden und sich auf dem Papier schlängeln.

Susanne Haun, Februar 2009

Kommentar verfassen