Meine Eltern haben eine große Hibiskushecke. Letztes Jahr liessen sie das Haus streichen, schnitten deshalb die Hecke herunter und dieses Jahr sieht sie aus wie ein “gerupftes Huhn”.

Ich habe wunderschöne Blüten entdeckt und sie im Format 50 x 40 cm gezeichnet. Andreas hat beim Umzug schwarze Windsor und Newton Callygraphy Ink aussortiert und wollte sie wegschmeissen – ich habe sie gerettet. Ich glaube, wenn ich ihn heute frage, warum er sie nicht wollte, wird er es nicht mehr wissen. Vielleicht war ihm das Fläschchen zu schmutzig und er scheute deshalb das Risiko es in den Umzugskarton packen? Mit dieser Tusche arbeitet es sich gut – sie ist tiefschwarz und mit Wasser verdünnt gibt es sehr schöne Grauabstufungen.

In dem Buch “Chinesische Aquarelle” wird auch über die “hsieh-i”, Blumen und Vogelmalerei der Shanghaier Malschule (etwa ab 1850) berichtet. “hsieh-i” heißt soviel wie “Bedeutung schreiben” und bezieht sich auf die Handschrift des Malers. Der Künstler sollte sich gezwungen sehen, seine persönliche Einstellung zum Werk auszudrücken. Josef Heizlar schreibt dazu: “In der Hsieh-i-Malerei ging es durchaus nicht nur um die Lockerung der Malhandschrift, wie bisweilen angegeben wird, sondern in erster Linie um die Entspannung des Gedankens, der Vorstellungswelt, um größere Freiheit für die Persönlichkeit des Schaffenden und seines malerischen Wollens. Gerade aus diesem Grunde strahlt der überwiegende Teil der Produktion des Hsieh-i-Stils ein viel unmittelbareres Lebensgefühl aus als die Bilder der Traditionalisten.”
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