Eindrucksvolle Worte: Heuristik

Heuristik (altgr. εὑρίσκω heurísko „ich finde“; von εὑρίσκειν heuriskein ‚auffinden‘, ‚entdecken‘) bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen (unvollständigen Informationen) und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen.²

So steht es in Wikipedia. Wir Studenten werden immer wieder dazu angehalten, Wikipedia kritisch zu hinterfragen.

Heuristik (c) Zeichnung von Susanne Haun
Heuristik (c) Zeichnung von Susanne Haun

 

Zum Vergleich findet sich folgendende Definition von Heuristik im Duden:

Bedeutung: Lehre, Wissenschaft von den Verfahren, Probleme zu lösen; methodische Anleitung, Anweisung zur Gewinnung neuer Erkenntnisse.
griechisch heurískein = finden, entdecken

 Die längste (beste?) Definition findet sich im Historischen Wörterbuch der Philosophie.

„Heuristik, heuristisch. Der bereits Kant geläufige Terminus heuristisch zählt zu den Wörtern, die von ihrer Stammbedeutung her so verständlich klingen, daß sie uns, ohne einer definitorischen Fixierung zu bedürfen und ohne daß wir wissen, von wem oder wo sie aufgebracht worden sind, seit alters vertraut erscheinen. Indes sind weder das Adjektiv noch die substantivierten Formen heuretica, auch eyretikn oder heuristica in der vorneuzeitlichen Terminologie nachgewiesen, in einschlägigen Wörterbüchern finden sie sogar erst im 19. Jh. Aufnahme“.
[Historisches Wörterbuch der Philosophie: Heuristik, heuristisch. HWPh: Historisches Wörterbuch der Philosophie, S. 10767
(vgl. HWPh Bd. 3, S. 1115-1116)]

So lauten die ersten Sätze und es folgen noch 13 Seiten. Erst in diesen 13 Seiten bekommt der Leser einen Eindruck der verschiedenen Sichtweisen und Bedeutungen des Worts.

Wenn ich einen Philosophischen Text richtig lese, das heisst jedes Wort, das mir nicht ganz klar ist, in seiner Bedeutung nachschlage, benötige ich für einen Text von 25 Seiten nicht nur Stunden sondern mitunter auch Tage.

Deshalb lernt der Student an der Uni auch „lesen“. Es gibt viel Fachliteratur über das Lesen von wissenschaftlichen Texten, die ich interessant finde.

Jetzt aber wende ich mich lieber wieder meinen dieswöchigen 25 Seiten von Hayden White zu. Sonst beginnen meine Gedanken zu schweifen und ich schaffe meine Lektüre bis Dienstag nicht.

 

 

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² G. Gigerenzer und P. M. Todd mit der ABC Research Group: Simple heuristics that make us smart. Oxford University Press, New York 1999.

 

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