An den Prinzen: selbst und nicht selbst – Übermalungen von Susanne Haun

 

Heute habe ich Jürgens Auseinandersetzungen mit sich selbst bearbeitet (siehe hier).

Nachdem ich die gerollten arbeiten eine Weile unter meiner Fachlektüre geglättet habe, schaute ich die letzten Tage immer wieder auf die Portraits. Sie waren mir viel zu dunkel und zu voll. Wie Jürgen irgenwann in der Diskussion schrieb, er hat Probleme mit dem Projekt.

 

 

“Mann, oh Mann, was für ein Kampf. Mehrere Tage hat es gedauert bis eine übermalte Version von Susannes Selbstportrait vorlag, eine solche, die Juergen leidlich zufrieden an Heike weitergeben konnte – in der Hoffnung, dass sie es jetzt richten wird.
(…)
Die Absprache in dem Projekt von Heike und Susanne und ihm ist ja, dass man das zugeschickte Porträt übermalt, aber Juergen kann sich dazu nicht so recht aufraffen. Denn wenn er übermalt, ist alles so endgültig. Und daher überklebt er lieber, denn dann kann er vorher alles auflegen und anlegen und die Wirkung ausprobieren und sehen und entscheiden. Ihm fällt das alles sehr schwer, denn alles in den Bildern ist ihm zu viel: zu viele Bild – Elemente, zu viele Spuren, zu viel Spontanes, zu viele Materialien, zu viel von allem, da ja drei Personen ihre Spuren hinterlassen. Und wenn er Bilder bekommt, scheinen sie ihm oft fertig zu sein, und wenn er Bilder weiterschickt, sind sie für ihn auch fertig. Wenn es fertig ist, dann ist es ja gut. Und wenn es dann wieder überarbeitet wird, wird es nicht unbedingt besser. Und das alles wird dann wieder aufgehoben. Das sei eine seltsame Erfahrung für ihn, mit der er so nicht gerechnet habe.”

Jürgen Küster (siehe hier) am 1. und 8. August 2017

 

 

Ich fand Jürgens Portraits auch zu voll. Er hat mir nicht nur fertige Arbeiten sondern eigentlich Arbeiten gesendet, die den Punkst des “fertigseins” meines erachtens schon überschritten hatten. So habe ich mit Acryl Titanweiß gearbeitet und die Stellen, die mir zu dunkel und zu voll erschienen wieder in den Urzustand zurückgeführt. Dann dachte ich erst, das wäre zu wenig und ich muss die geschaffenen Freiflächen wieder übermalen. Jedoch nach einigem Hinschauen ist mir aufgefallen, dass meine Linien einfach zu viel für das schon sehr gut gefüllt Bild sind. So habe ich sie wieder mit weißem Aryl weggenommen.

Was meint ihr, Heike und Jürgen?
Die Idee nächstes Jahr im Frühjahr eine Auswertung des Projekts anzustreben sollten wir auf jeden Fall im Kopf behalten.

 

Ich behalte die Arbeiten noch ein wenig bei mir, bevor ich sie Heike sende. Ich habe sie an eine meiner Atelierschnüre aufgehängt und schaue, ob ich sie doch noch verändere.

 

 

20 comments

  1. Gratuliere, Susanne! Besonders für das erste Portrait hast du meiner Ansicht nach eine sehr gute Lösung gefunden. Beim zweiten schwanke ich, ob ich es gut finde, dass du die roten Figuren wieder übermalt hast. ich fand sie passend. Aber es kommt natürlich drauf an, wie nah du an Jürgens ursprünglicher Aussage bleiben willst. Die Figürchen würden sie ändern.
    Jedenfalls sind deine Interventionen sehr sorgfältig und sensibel, und zugleich formal überzeugend, was ich nicht grad leicht finde. Liebe Grüße dir!

    1. Liebe Gerda,
      ich bin mir selber gar nicht klar, ob ich nicht sogar die Aussage ändern möchte, jedoch empfand ich die Figuren einfach zu viel auf dem schon sehr vollen Bild. Mal schauen, es hängt noch in meinem Arbeitszimmer, ich überlage noch, ob ich etwas ändere.
      Es ist mir wichtig, sensibel vorzugehen und Jürgens Kunst nicht zu dominieren.
      Liebe Grüße — es ist schon wieder Donnerstag – Papa-Tag die Zeit verrennt…

  2. Ich schwinge in der Auseinandersetzung sehr nah mit Jürgen – mir würde es auch schwerfallen Porträts zu übermalen, aber ich finde, dass du eine sehr gute Lösung gefunden hast, wenn mir auch der Mund nicht wirklich passend erscheint, aber das ist jetzt sehr persönlich gefärbt…
    herzliche Grüße
    Ulli

    1. Liebe Ulli,
      der Mund ist schon dramatisch (ich denke du meinst Bild #2?). Er hat sich von alleine gemalt. Ich wollte eigentlich noch invertieren, zum Dunkel ein Hell zufügen und dann fand ich den Mund so eindrucksvoll, dass ich ihn nicht mehr übermalt habe.
      Liebe Grüße von Susanne

  3. Liebe Susanne!
    Mal gut, dass es Dich gibt, damit aus düsteren Portraits etwas Vernünftiges wird. Ich kann mit allen Ergebnissen sehr gut leben. Sie bringen die Bulder nach vorne.
    Und dann habe ich den Eindruck, dass auf den Schultern der oder der Letzten in unserer Kette, der die Bilder fertigstellen soll, die größte Last liegt. Na ja!
    Was unser Treffen anbelangt: vielleicht nächstes Jahr im März an einem Ort, an dem wir mehrere Tage gemeinsam reden und – ganz wichtig- “werkeln” können. Was meinst Du? Liebe Grüße

    1. Lieber Jürgen,
      das kann ich noch gar nicht sagen, ich war ja noch nicht die letzte. Ich müsste dann von Heike deine von ihr übermalten Bilder erhalten. Mal schauen, wie das ist.
      Ich denke, es liegt nicht mehr und nicht weniger Last auf den Letzten als bei allen allen anderen Schichten der Bilder auch.
      März ist gut, ich könnte vom 5. – 11. oder 19. – 25- März 2018. Ihr könnt gerne nach Berlin kommen – du kennst ja meinen Galerieraum. Es ist kein Raum zum unkontrolliert Farben im Raum verteilen aber arbeiten können wir schon. Vielleicht passt das Heike auch?
      Liebe Grüße Susanne

      1. Schön, dass Du schon mal Termine nennst, dann kann man planen, wenn man will, und einen Raum anbietest, wunderbar, danke!
        Ich werde jetzt während der Fahrt, im Moment bin ich kurz vor Speyer, noch ein wenig drüber nachdenken.
        Bis dahin, Liebe Grüße Juergen

        1. Wir müssen uns nur noch für einen entscheiden, Jürgen, Heike ist es egal, welcher Termin. Hast du irgendwelche Präverenzen oder wollen wir einfach eine Woche herausnehmen?
          Gute Fahrt von Susanne

  4. Liebe Susanne, mich fasziniert dieser Mund in #2 ungemein. Ich find den klasse! Irgendwie musste ich immer an “Lato , der Lauscher” denken.
    Welches Auge hast du in #1 gemalt? Das von Jürgen oder deins?
    Ich kann dich gut verstehen bei der “Problematik” und habe schon viele Assoziationen und sehe kaum Raum. Bei dir wird mir bewusst: weniger ist oft auch mehr.
    Liebe Grüße, Heike

    1. Liebe Heike,
      ein Auge aus meinem Inneren. Ich habe soviele Portraits gezeichnet, dass ich ein Auge ohne Modell zeichne. Ich denke, es ist ein wenig von mir darin, denn ich sehe mich ja jeden Tag im Spiegel.
      Das ist immer mein Motto: Weniger ist mehr. Ich glaube der Spruch kommt von Gropius aus seiner Bauhaus Zeit. Ich weiss es aber nicht mehr genau. Es könnte auch Corbussier oder Mies van der Rohe sein.
      Liebe Grüße von Susanne

  5. Die Idee von Jürgen finde ich sehr gut. Lasst uns nur frühzeitig einen Termin finden. Am 15.03. hat “die Große” ihren Tag….
    Das Gefühl habe ich übrigens auch! Und richten möchte ich nicht. Das Wort klingt nach “rechtmachen, gerade machen, in eine angemessene Stellung bringen” ui, ui, ui
    Das mache ich nicht. Ich mache meine “Disposition des Tages” darüber und tue so, als käme nach mir noch jemand. Wollte ich nur einmal klar stellen 🙂

    1. Liebe Heike,
      März ist gut, ich könnte vom 5. – 11. oder 19. – 25- März 2018. Für dich käme dann ja eher der 19. – 25. März in Frage, sicher musst du noch viele Vorbereitungen für den großen Tag deiner Großen. Danach ist auch schon Ostern.
      Wir können gerne in Berlin arbeiten. Es ist mir sogar lieber, weil ich dann spontaner agieren kann, wenn es meinem Vater schlechter geht. Wie schon bei Jürgen geschrieben, mein Galerieraum ist für uns drei groß genug!
      🙂
      Liebe Grüße von Susanne

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