Während meines Studiums habe ich Monja Schünemann (Link zum Blog) kennengelernt, sie studierte Geschichte mit Nebenfach Kunstgeschichte und so saßen wir im 1. Semester gemeinsam im Grundkurs Bildkünste. Monja hat jahrelang als Krankenschwester gearbeitet. Sie berichtete 2018 in der NDR Sendung Panorama darüber (hier der Link zur Sendung). Monja absolvierte als erstes von uns damaligen Erstis den Master mit einem Durchschnitt von 1,1. Herzlichen Glückwunsch, Monja! Inzwischen schreibt sie fleissig an Ihrer Doktorarbeit.
Noch im Masterstudium hat sie einen Artikel für das Buch
Auf der Suche nach einer anderen Medizin
Psychosomatik im 20. Jahrhundert
herausgegeben von Alexa Geisthövel und Bettina Hitzer
Suhrkamp Verlag Wissenschaft
geschrieben.
Monja schreibt über “Monika Krohwinkel oder wie die Psychosomatik in die Pflege kam” von Seite 405 – 414.
Neben vielen weiteren sehr interessanten Artikeln zum Thema hat mich gerade Monjas Artikel besonders interessiert, pflege ich doch mindestens jeden Donnerstag meinen schwer an Parkinson erkrankten Vater.
In Monjas Artikel lernte ich das Konzept aus den 1970er Jahren von Liliane Juchli kennen, die die zwölf Aktivitäten des täglichen Lebens definiert und die Krankenpflege auf diese grundlegenden Aktivitäten aufbauen wollte (S.411).
Ich bin mit meinem Vater die Aktivitäten durchgegangen, wir haben darüber gesprochen, wo es Defizite in seinem täglichen Leben gibt. Auch mit Papas Pflegerin habe ich mich darüber unterhalten. Ich habe festgestellt, dass mein Vater trotz Krankheit und Defizite trotzdem ein zufriedenes Leben geführt hat und auch noch führt. Er strahlte bei den Gedanken um diese Fragen eine Ruhe aus, die ich selten an ihm erlebt habe.
Sicher wollt ihr die Aktivitäten wissen:
ruhen und schlafen
sich bewegen
sich beschäftigen
essen und trinken
ausscheiden
regulieren der Köpertemperatur
atmen
für Sicherheit sorgen
sich waschen und kleiden
kommunizieren
Sinn finden im Werden und Vergehen
Kind, Frau, Mann sein
Vielleicht regt Monja euch mit ihrem Bericht und der Aufzählung der Aktivitäten wie auch mich zum Nachdenken an.
Ich zeige euch heute drei Zeichnungen, die 1/4 Jahr nach meiner schweren Gehirnblutung am 31.1.2008 aufgrund eines geplatzen Aneurismas nach Fotos von meiner Schwägerin entstanden sind. Ich bin froh, dem Teufel nur mit einigen Mangeln von der Schippe gehopst zu sein und die letzten 11 Jahre sehe ich als Geschenk an.
Übrigens!
Ihr müsst das Buch nicht über Amazon bestellen, ich bestelle meine Bücher über die Internetpräzens der Buchhandlung am Schäfersee (seht hier Link Klick). Ich habe Tanja Bethke, die Besitzerin, in einer meiner Workshops zum Thema soziale Medien, Instagram kennengelernt. Tanja schickt euch die Bücher unkompliziert nach Hause. Es gibt also keine Abstriche gegenüber Amazon und ihr unterstützt den Buchhandel!
das sind interessante Hinweise, Suanne. Und ja, nicht nur du, auch die Deinen und wir anderen sind sehr dankbar, dass du dem Tod damals von der Schippe gesprungen bist. …
Danke, liebe Gerda. Ich habe noch keine Note für meine Masterarbeit, das wird noch etwas dauern. Ich gehe heute aber ins Promotionsbüro und erkundige mich, wie ich mich nahtlos weiter immatrikulieren kann.
Da schließe ich mich Gerda vollumfänglich an … 😏
Danke, Birgit 🙂
Ich kann mich Gerda und Birgit auch nur anschließen – danke auch für die 12 Aktivitäten!
herzliche Grüße
Ulli
Liebe Ulli,
die 12 Aktivitäten haben mich völlig fasziniert! Es sind doch manchmal die einfachen Dinge des Lebens, die soviel Leid bringen können.
Liebe Grüße von Susanne
Mir fallen noch immer die Ruhepausen während des Tages schwer, gönne ich sie mir, ist es noch immer gut gewesen!
Ja, ich habe mir die Ruhepausen angewöhnt und wechsele dazu in mein Schlafzimmer, schlafe, lese oder höre Musik. Ich stelle mir jedoch den Wecker dazu, denn sonst besteht die Gefahr, dass ich nicht mehr aus dem Schlafzimmer herauskomme.
Liebe Susanne, dieser Blogeintrag berührt mich sehr. Diese 11 Jahre sind nicht nur für dich ein Geschenk, du hast auch sehr vielen Menschen etwas gegeben…
Danke, liebe Elke, ich nehme das Leben anders wahr, seid meiner Krankheit.
Dazu fällt mir erstmal nur WOW! ein!!
Danke, Sonja, ich finde gerade alternative Medizin immer wieder spannend und glaube, dass sie in Zusammenhang mit der für uns “normalen” Medizin eine gute Wirkung erzielen kann.
Geballter Inhalt!!
Zunächst mal wusste ich nicht von deiner Gehirnblutung. Danke fürs Mitteilen, die offenheit.
Dann auch die essentiellen Dinge der Pflege:
Mich rührte vor allem an:
ausscheiden
für Sicherheit sorgen
Kind, Frau, Mann sein
Um nur aufs letzte einzugehen: Mein Onkel, noch nicht betagt, aber deutlich über die 70 meinte einst an einem seiner Geburtstage: “Ich schaue immer noch gerne den Mädchen nach, ich weiß aber nicht mehr warum.”
Lieber Gerhard, ja, das Ausscheiden rührte mich auch besonders, weil ich weiss, wie schwierig es für alte Menschen ist, die sich fast gar nicht mehr bewegen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass aber auch das schon “vorbestimmt” ist. Wer immer viel Sport gemacht und sich gedanklich fit gehalten hat, der bleibt, wie wahrscheinlich dein Onkel auch im Alter fit.
Mein Vater litt unter dieser “Ausscheidschwierigkeit” sehr.
Was der Onkel gemeint hat, das habe ich mal in einer Zeichnung festgehalten. Ein mit einem Gehstock fuchtelnden sitznden Alten, der Teenager- Mädchen beim Tollen zuschaut.
Mal so auch in Yucatan gesehen. 🙂
Eine bleibende Erinnerung.
Ja, das kann ich mir vorstellen. Als Teenager ist das Ausloten zwischen den Geschlechtern wichtig. 🙂
Oh Gott, die Juchli! Die dicke Schwarte war das Gebetbuch während meiner Krankenpflegeausbildung Anfang der 80er. Die ATL waren Prüfungsstoff. Running Gag unter uns Schwestern und Brüdern war “sich als Mann oder Frau fühlen”, wie das damals noch hieß. Ich glaube über die ATL ist man inzwischen aber drüber hinweg. Jetzt gilt die ICF (Internationational Classification of Functions) der WHO als Standard.
Was beinhaltet ICF? Ich bin neugierig. Ich fand die ATL wirklich sehr aussagekräftig und kann an meinem Vater sehen, was passiert, wenn die 12 Aktivitäten nicht mehr stattfinden. 🙂 Ich kann mir euch Halbwüchsige aber gut vorstellen, wie ihr euch über Frau, Mann und Kind amüsiert habt. 🙂
Wir haben keine Doktorspiele gemacht, wenn du das meinst 😉 Die ICF dreht den Ansatz der ATL um. Bei den ATL geht es darum, herauszufinden “Wo braucht der Mensch Unterstützung?” bei den ICF geht es um die Frage “Was kann er (noch)?) und dabei wird sein ganzes Umfeld einbezogen, also die Wohnsituation, die Freunde und Angehörigen usw. Offiziell heißt es “Die ICF dient fach- und länderübergreifend als einheitliche und standardisierte Sprache zur Beschreibung des funktionalen Gesundheitszustandes, der Behinderung, der sozialen Beeinträchtigung und der relevanten Umgebungsfaktoren eines Menschen.” Wenn du willst, kannst du ja mal hier schauen: https://www.dimdi.de/dynamic/de/klassifikationen/icf/index.html
Neee, Rolf, Doktorspiele meinte ich nicht. Ich meinte das Ausloten zwischen Frau und Mann, wenn man noch so jung und alles neu ist und man noch nicht weiß, wie die Dinge funktionieren.
Ich weiss nicht so recht, Rolf, irgendwie klingt es humaner, wenn man sich fragt, wo man einen Menschen unterstützen kann als wenn man fragt, was er noch alles in der Lage ist ohne Unterstützung zu können. Aber das ist jetzt so schnell daher geschrieben. Ich folge doch erstmal den Link und schaue mal, was da so steht.
Ist es unverschämt zu fragen, was du denn für sinnvoller hälst?
Ich hab mich eine Weile mit der Geschichte von Heimen für Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Hier finde ich es wichtig, nach den Fähigkeiten zu fragen, weil sie jahrzehntelang unterschätzt bevormundet wurden, ohne je zu fragen, was sie denn können oder wollen. Bei einem Menschen, der selbstständig gelebt hat nach und nach seine Selbstständigkeit verliert finde ich es sinnvoll, herauszufinden, wo er denn will, dass man ihn unterstützt. Spannende Diskussion, die du da angestoßen hast.
Ich finde die Diskussion auch spannend, Rolf. Ich bin dem Link gefolgt und finde das Diagramm spannend. Ich glaube, beide Systeme schliessen sich nicht aus sondern greifen ineinander. Du hast recht, es sollte immer von den Wünschen des Menschen, um den sich alles dreht, ausgegangen werden. Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, dass man für die Wiedererlangung der Selbstständigkeit den Betroffenen*in auch aktiv in den Heilungsprozeß mit einbezieht. Die Gesundheit oder Selbstständigkeit nach schwerere Krankheit fällt einem leider nicht in den Schoß, sondern man muss hart daran arbeiten. Aber da kommt es dann wieder auf die Umwelt an, welche Unterstützung wird überhaupt geboten, wo findet man Hilfe. Und es kommt auch darauf an, ob man einen starken Charakter hat, Menschen sind unterschiedlich, was der eine spielend leicht erreicht, ist für den anderen so als ob es auf dem Himalaya liegt. Es ist wichtig, dass zu erkennen. Manchmal ist es auch wichtig, Abhängigkeiten aufzuzeigen, in der Richtung, wenn wir das gemeinsam versuchen, dann kann das eben wieder funktionieren oder nicht.
Und natürlich gibt es auch die Fälle, wo es nie mehr eine absolute Selbstständigkeit geben kann.
Ach!
All die Wenn und Abers aufzuzählen ist viel zu viel für einen Kommentar!
Das bräuchte mehr Struktur.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft bei der Pflege deines Vaters. Ich bin sicher, du machst es besser als du glaubst.
Danke, Rolf, ich gebe mein Bestes.