Simone de Beauvoir – Zeichnung von Susanne Haun

Ich finde Simone de Beauvoir sehr eindrucksvoll.

NICHT, weil sie als Frauenrechtlerin galt sondern wegen kleinen Zitaten, die ich mir aufgeschrieben habe, als ich das zweite mal die Einführung in ihr Leben und Werk von C.Bernd Sucher hörte.

Die Augen der Beauvoir - Susanne Haun
Die Augen der Beauvoir - Susanne Haun

Drei Zitate haben es mir besonders angetan.

Nach dem Studium ihr Lebensziel: “Glücklich sein und mir die Welt schenken.” – S.d.Beauvoir
Ist das nicht mutig?
Es ist auch sehr egoistisch. Mit diesem Motto ist es ja auch klar, dass sie keine Kinder wollte. Wie kann man sich selber die Welt schenken, wenn man Verantwortung für Kinder hat?

Ist es nicht langweilig, sich ein ganzes Leben zu schenken? Wo ist die Inspiration und der Verzicht? Weis man nicht erst durch den Verzicht, den Kinder unweigerlich mit sich bringen, was es bedeutet, sich die Welt zu schenken? Wie kann man sie schätzen diese Welt, wenn man nicht einige Zeit auf sie verzichtet?

UPDATE: Bitte lest hierzu auch die Kommentare – ich denke, es war sehr arogant von mir so über Kinderlosigkeit zu sprechen!

“Mein Unternehmen war mein Leben selbst.” – S.d.Beauvoir

Welches Unternehmen kann denn der Mensch sonst haben als das eingene Leben?

“Ich hatte mich für etwas außergewöhnliches gehalten, weil ich mir ein Leben ohne Schreiben nicht vorstellen konnte, er (Satre) lebte nur, um zu schreiben.”

Ist es nicht sehr arrogant und selbstverliebt sich für etwas außergewöhnliches zu halten? Verliert man damit nicht den Bezug zur Realität und stoppt man damit nicht die eigene Entwicklung?

Ich empfinde Simone de Beauvoir Caput mortuum mit Bordeaux.

Mein Sinnbild von Simone de Beauvoir - Zeichnung von Susanne Haun - 30 x 40 cm - Tusche auf Bütten
Mein Sinnbild von Simone de Beauvoir - Zeichnung von Susanne Haun - 30 x 40 cm - Tusche auf Bütten

14 comments

    1. Mein Sohn inspiriert mich sehr und er zeigt mir den Blick auf eine junge Generation. Diese Sicht würde mir sonst verschlossen bleiben. Man hält sich selber immer für so jung und denkt, man wird nicht älter und es war erst gestern das man 16 war. So ist es aber nicht. Ich habe einmal gelesen, dass der Mensch von seinen Gedanken her bei 30 stehen bleibt – sicher also meistens vom Gefühl her für nicht älter als 30 hält.

      Als mein Sohn geboren wurde, war der Verlust der Freiheit kolossal. Es hat mich zuerst umgehauen. Nun, wo er fast erwachsen ist, lerne ich wieder meine Freiheit zu geniessen.

      Ich wußte vorher nicht, was es bedeutet, frei zu sein und mein Leben zu leben. Jetzt weiss ich es und ich muss sagen, es war eine kurze Zeit des Freiheitsentzugs. Wenn man sich in der Behütungsphase der Kinder befindet, denkt man, es nimmt nie ein Ende. Wenn es zu Ende ist, dann denkt man, es war so kurz.

      Ich denke auch, Felicity, man kann sich der Welt nur schenken, wenn man sie auch verschenkt hat.

      Ich habe eine Freundin, die hat keine Kinder, sie hat aber eine Stiftung für Mädchen (ich glaube in Afrika) gegründet. Das heißt auch die Welt schenken. Man kann auf vielen Arten die Welt schenken …. vielleicht war es etwas arrogant von mir zu behaupten, nur mit Kindern kann man die Welt sich selber und anderen schenken.

      LG Susanne

  1. liebe Susanne,
    ich bin wirklich dankbar für Deine hinzugefügten Zeilen. Es ist so ein verletztendes Klischee über Frauen zu urteilen, sie als egoistisch zu verurteilen, weil sie keine Kinder haben (weit mehr als bei Männern.) Ich denke es gibt Frauen und Männer die aus egoistischen Gründen heraus Kinder bekommen und es gibt Frauen und Männer die aus egoistischen Gründen keine Kinder bekommen. Dann die vielen Frauen und Männer, die Kinder bekommen, weil es ein sogenannter Unfall war oder irgendwie passierte, und die vielen Frauen und Männer die aus unterschiedlichen Gründen keine Kinder bekommen haben obwohl sie gerne Kinder bekommen hätten(z.b.Ich). Und dann die Glücklichen, die sich bewust für Kinder entschieden haben und bekommen haben, weil sie es einfach wollten, weil sie es als Bereicherung für sich und die Welt ansahen mit den schönen und weniger schönen Konsequenzen. Genau wie das Leben ohne Kinder schöne und weniger schöne Konsequenzen hat.
    Jeder Mensch auf dieser Erde ist ein Geschenk und schenkt sich der Welt, ganz egal wer wie oder was dieser Mensch ist oder leistet, mit und ohne Kinder, oder wie jemand anders über ihn denkt! Das ist meine unerschütterbare Meinung. Aber jeder Mensch ist eben auch menschlich und nicht perfekt. Dementsprechend haben wir ja fast alle mehr oder weniger Knicke, Falten, Dellen etc. zumindest in der äusseren Geschenkverpackung 🙂
    lieben Gruss
    Helen

    1. Du glaubst nicht Helen, wie froh ich bin, dass mich diese Erkenntnis noch traf! Ich lag schon im Bett und bin noch einmal aufgestanden, um den Kommentar zu schreiben.
      Wenn ich so in meinem Kämmerlein vor mich hin werkel, dann verlaufen sich meine Gedanken manchmal.
      Liebe Grüße Susanne

  2. Simone de Beauvoir war doch die Freundin von Jean-Paul Sartre und beide haben sich trotz inniger Verbundenheit immer gesiezt und hatten auf gleicher Augenhöhe ihre Werke veröffentlicht. Als Sartre den Nobelpreis erhalten sollte, hat er diesen abgelehnt, weil er nicht über seiner Freundin stehen wollte: Er hatte Angst, dass sich beide dann voneinander entfernen könnten.

    Kinder werden oft in die Welt geworfen, ohne dass ein soziales Umfeld besteht, das den Kindern Liebe schenkt und Geborgenheit und Wärme. Ich bin für jede Frau dankbar, die keine Kinder in diese Welt setzt, wenn sie nicht selbst dafür das Bedürfnis dazu hegt. Weil der Kinderwunsch voraussetzung ist, ein Kind zu lieben. Und Kinder, die ohne die benötigte Liebe aufwachsen, gibt es schon zu viele.

    Lieben Gruß, Sven

    1. Guten Morgen, Sven!

      Ja, beide waren sich sehr verbunden, von beiden habe ich die Biografien gehört. Beide bereuten am Ende ihres Lebens, keine Kinder gezeugt zu haben und adopitierten einen Jungen und ein Mädchen, jeweils für sich, Simone das Mädchen und Jean-Paul den Jungen. Ich denke, es hat etwas mit der Unsterblichkeit zu tun. Die Kinder sind die, die dann dein Erbe bewahren.

      Leibliche Kinder haben auch ererbte Ähnlichkeiten. Bei meinem Sohn bin ich immer wieder erstaunt, welch eine gute Mischun er aus seinem Vater und mir geworden ist. Und dann kommt die eigene eigenwillige Persönlichkeit hinzu, die sich schon als 5 jähriger bei ihm zeigte und die nun als 20jährig einen eigenen Charakter gebildet hat.
      Wenn ich meinen Sohn sehe, dann frage ich mich oft, ob das die wahre Unsterblichkeit ist.

      Das soziale Umfeld ist extrem wichtig für ein Kind. Leider entschliessen sich immer weniger Paare, die ein perfektes Umfeld (auch finanziell) haben, für Kinder, während es in den sozialen Brennpunkten immer mehr Kinder gibt. Aber das ist vielleicht auch polemisch ausgedrückt. Und ich will auch nicht behaupten, dass die Eltern in den sozialen Brennpunkten ihre Kinder nicht lieben. Das wäre eine reine Vermutung.

      Einen schönen Tag und liebe Grüße von Susanne

      1. Das mit den Brennpunkten ist ja richtig und es liegt eben genau daran, dass die Eltern in den Brennpunkten oft überfordert sind und den Kindern nicht die Aufmerksamkeit, Liebe und Respekt schenken, die sie erwarten dürften. Das suchen die Kinder dann außerhalb der Familie und den Rest muss ich wohl nicht erzählen. Ich bin ja selbst in einem Brennpunkt (Plattenbausiedlung, Sozialwohnungen) groß geworden und da will ich lieber nicht aus dem Nähkästchen plaudern, wie die Kinder oft (nicht immer) erzogen werden .. Bei den feinen Leuten läuft auch nicht alles richtig, aber es läuft subtiler ab und die Kinder sind vorsichtiger, aufgeklärter, abgeklärter .. Ich mag mich täuschen, aber so hab ich es selbst erfahren ..

        Dir schon heute ein schönes Wochenende und einen besinnlichen 2. Advent,

        LG Sven 🙂

        1. Dann sind wir schon zwei, auch ich bin in einem Arbeiterviertel groß geworden, dass immer mehr zum Brennpunkt wurde.
          Meine Mutter sah als junge Frau im Kino Pygmalion und versuchte in ihrem Maße meinem Bruder und mir ein dialektfreies Deutsch beizubringen.
          In den 70zigern, als ich zur Schule ging, glaubte man auch noch, dass egal welche Herkunft die Kinder haben, alle das Recht auf gleich Bildung hätten. Aber wir wissen natürlich, dass dem nicht so ist. Kinder aus Akademikerfamilien haben einfach einen sehr großen Vorsprung in der Schule und werden von den Eltern leichter zum Studium geführt. Aber das heisst nicht, dass die Eltern von einkommensschachen Haushalten nicht das Beste für ihre Kinder wollen und ihnen geben, was im Rahmen ihrer Ausbildung und finanziellen Rahmen möglich ist.
          Ich mag mein Brennpunkt-Geburts-Viertel in Berlin so sehr, dass ich dort wieder lebe. Dort geht es rau aber ehrlich zu.
          Außerdem habe ich natürlich gelernt, mit Geld umzugehen. Das kommt automatisch und schadet mir als Künstlerin nicht.
          Dir auch einen schönen 2. Advent und Nikolaustag
          lg Susanne

          1. Das fängt doch schon in der Schule an, wo die Lehrer sich den gutsituierten Namen andienen und diese Kinder ganz anders behandeln. Meine Mutter hatte als Berufstätige und Geschiedene mit vier Kindern keine Zeit, zu den Elternabenden zu kommen. Wir hatten alle einen Schlüssel um den Hals und ich hab mittags für die drei Jüngeren das vorbereitete Essen aufgewärmt. Keiner hat mir je mit den Hausaufgaben geholfen. Mittlere Reife und Abitur und Studium hab ich alles auf dem Zweiten Bildungsweg nachgeholt, als ich schon eine eigene Wohnung hatte. Mein Vater als Alkoholiker hat sich nicht groß gekümmert und meine Mutter als Arbeiterkind, konnte nicht helfen, war froh, dass sie durch kam und nach Feierabend hat sie noch die Wohnung geputzt (Putzfimmel). Und wir Kinder mussten mit Staubtüchern herumwerkeln 🙂

            Ich hab mit mir mit Vierzehn schon neben der Schule mein Taschengeld verdienen müssen .. Na ja, all das hat mich geprägt, dadurch bin ich der, der ich bin. Das Leben ist manchmal ein Hürdenlauf, aber das macht es eben auch spannend 🙂 Du wirst mir übrigens immer sympathischer, denn du dir ist auch nichts in den Schoß gefallen: Du hast kämpfen müssen wie ich.

            Schönen Abend 🙂

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