Es ist schon über einen Monat her, da bekam ich vom Meiner Verlag die Geschichte von Nietzsche und dem Kutschpferd gesendet.

“Friedrich Nietzsche schlang unter Tränen die Arme um den Hals des Pferdes einer Mietkutsche und wollte es nicht mehr loslassen, nachdem er mitansehen musste, wie der Kutscher auf das Tier einprügelte. Nietzsche empfand dabei einen so ungeheuren Schmerz, daß er sich veranlasst sah, dem Pferd seine Zuneigung zu bezeugen. Auf diese Begebenheit folgten Tage des sich steigernden Wahnsinns – wie ein Besessener schrieb Nietzsche an Freunde und Bekannte, auch an Cosima Wagner, die er Ariadne nennt, kurze und längere Briefe und Gedankenbruchstücke – sog. Wahnsinnszettel, die er mit ‘Dionysos’ oder ‘Der Gekreuzigte’ oder z.B. mit ‘Nietzsche Caesar’ unterschrieb.”
Seither habe und hatte ich viele Bilder im Kopf, die sich zuerst in einer Zeichnung im Format 25 x 25 cm manifestierte. Ich wollte als erste Umsetzung das Format nutzen, für das ich mich für meine Serie der Philosophen Köpfe entschieden hatte.
Das Format birgt im Zusammenhang mit der Geschichte um Nietzsche einige Tücken, so musste ich den Pferdekopf verkleinern, dass beide gemeinsam Platz auf dem Blatt finden. Die Hände habe ich vergrößert dargestellt, ich empfinde die Fürsorge, die Nietzsche dem Pferd entgegen bringt, als wichtiges Element. Jedoch ist das Format einfach zu klein, um alles darzustellen, was die Geschichte erzählt. So habe ich mich entschieden, die Geschichte auf Leinwand zu bannen. Dazu habe ich schon erste zeichnerische Überlegungen angestellt. Die Leinwand, die dazu auf meinem Arbeitstische liegt, hat die Größe 80 x 60 cm und auf ihr werde ich nicht nur Nietzsche und das Pferd sondern auch die darauf folgenden Tage darstellen.

Ich bin schon super gespannt, die großen Hände bringen auch wirklich sein Empfinden dar. Das hast Du Dir sehr gut ausgedacht! Bereits die kleine Zeichnung ist eindrucksvoll!
LG Babsi
Ich bin auch schon gespannt, heute aber zu müde, um mit der Leinwand anzufangen. Ich werde mir gleich das letzte Null-Objekt vornehmen und dann Mittagsschlaf machen. Über das Nullobjekt habe ich schon solange nachgedacht, dass ich es auch müde auf Holz und Glas bringen kann.
LG Susanne
Spannend. Zur Ergänzung: Kennst du Gottfried Benns Gedicht “Turin”?
Turin
„Ich laufe auf zerrissenen Sohlen“,
schrieb dieses große Weltgenie
in seinem letzten Brief –, dann holen
sie ihn nach Jena −; Psychiatrie.
Ich kann mir keine Bücher kaufen,
ich sitze in den Librairien:
Notizen −, dann nach Aufschnitt laufen: −
das sind die Tage von Turin.
Indes Europas Edelfäule
an Pau, Bayreuth und Epsom sog,
umarmte er zwei Droschkengäule,
bis ihn sein Wirt nach Hause zog.
Eine gute Interpretation dazu findest du auf der Seite “Planet Lyrik”.
Danke, liebe Gerda!
Ein sehr eindrucksvolles Gedicht, das ich vorher nicht kannte. Es gefällt mir sehr gut und ich werde es im Kopf behalten (mit etwas Hilfe, ich drucke mir deinen Kommentar aus 😉 )
Einen schönen Freitag von Susanne
Berührt mich. Liebe Grüße.
Das freut mich, Madam Filigran. Das sollen Zeichnungen und Geschichten auch!
mag ich sehr, liebe Susanne, ich bin wieder gespannt auf die Fortsetzung!
herzlichst
Ulli
Nun komme ich doch noch einmal hierher zurück, da mir das Bild vom Nietzsche nicht mehr aus dem Kopf geht und ich die kleine Arbeit unglaublich gelungen finde. Du hast hier schon alles vorweg genommen, der Nietzsche, der voller Mitgefühl das Pferd umschlingt und den dieser Schmerz, den er dabei für sich selbst empfindet, wahnsinnig macht, der hier droht an der Welt zu zerbrechen. Auch die Proportionen, der schützende Nietzsche und das Kutscherpferd, müssen nicht mit der Realität übereinstimmen. Hier geht es um den Akt des Beschützens und was dieses mit dem Menschen in seiner Verzweiflung machen kann (man sieht es bereits angelegt in den Augen). Einfach toll!! Sonnige Grüße, Volker
Danke, Volker, ich werde mich in nächster Zeit weiter mit Nietzsche beschäftigen. Mal schauen, ob ich an der Uni “just for fun” ein Seminar über ihn belegen kann. Ich habe ja mein Nebenfach Philosophie abgeschlossen und bräuchte keine Seminare in Philosophie mehr belegen. Aber ist das nicht der “wahre Geist” eines Studiums? Die Seminare belegen, die gefallen?
Viele Grüße von Susanne
Genau das ist es, doch fehlt den meisten Studenten heute schlichtweg die Zeit sich diesem Schwelgen hingeben zu können und vielleicht auch zu wollen.
LG Volker
Ich denke, es ist die Zeit und das Geld, Volker, denn ein Studium ist einfach schon deshalb teuer, weil die Studentin, der Student in der Studienzeit kein Geld verdient, oder eben in Nebenjobs Geld verdienen muss. Aber das ist heute schwer, es ist Anwesenheitspflicht, das heisst, es geht am Anfang des Seminars eine Liste herum, in der sich jeder Student mit Unterschrift eintragen muss. Wenn du mehr als zweimal fehlst, dann bekommst du den Schein nicht.
LG Susanne
Bei meinem Zeitbegriff war das fehlende Geld mit impliziert. Mein Sohn hat im letzten Jahr sein Studium hinter sich gebracht. Er konnte mir viele Lieder vom heutigen Studentenleben singen.
LG Volker
Gratulation! Was hat dein Sohn studiert? Meiner studiert gerade Jura in Göttingen, er meint, da würde es mit der Anwesenheitspflicht noch etwas anders laufen als bei mir an der FU.
Danke Dir, man ist während der Zeit Förderer, Daumendrücker, Mitzweifler und Wiederaufrichter. Und es hat mir unsagbar Freude bereitet diese Entwicklung miterleben zu dürfen. Er hat an der TU Braunschweig seinen Master in Informatik gemacht und ich muss sagen, beim Lesen seiner Masterarbeit habe ich fast gar nichts verstanden, obwohl diese Fachrichtung für mich nicht unbedingt ein rotes Tuch ist.
Ja, das hast du gut beschrieben, Volker! Als Informatiker hat dein Sohn sicher gute Berufsaussichten. Oft stehen die Firmen da ja schon Schlange und holen die Studenten gleich von der Uni weg in den Job. Hast du auch immer die Hausarbeiten korrektur gelesen? Mein Sohn ist bis auf eine Hausarbeit scheinfrei, er bereitet sich auf das 1. Staatsexamen vor. Das dauert jedoch noch mindestens 1 Jahr, in dem die Studenten hart arbeiten müssen. Er wird erst im November 22 Jahre alt, so bin ich stolz und zufrieden mit seinen bisherigen Ergebnissen. Das Mitzweifeln und Wiederaufrichten kenne ich auch gut. Und die Steine, die vom Herzen plumpsen, wenn alles gar nicht so schlimm ist wie gedacht.