Geteiltes Leid ist doppeltes Leid.
Sebastian Herrmann

Über Jorge Bucays Buch “Komm, ich erzähl dir eine Geschichte”² bin ich auf das alte Sprichwort “Geteiltes Leid ist halbes Leid” aufmerksam geworden.
Ich googelte das Sprichwort und fand den Artikel “Geteiltes Leid ist doppeltes Leid” von Sebastian Herrmann in der Süddeutschen Zeitung (siehe hier).
Beides stimmte mich nachdenklich.
Wie empfinden wir Leid?
Ich kann es besser alleine verarbeiten.
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² Bocay, Jorge. Komm ich erzähl der eine Geschichte. 2008 Frankfurt am Main. S. 203 – 215.
Ich habe nicht mit allen Geschichten in diesem Buch etwas anfangen können, aber ich bin sehr begeistert von der Geschichte “Der Portier des Freudenhauses”, die offenbar aus dem Talmud stammt.
Ich habe die Geschichte gerade nochmals gelesen. Sie erinnerte mich schon beim ersten Lesen an meinen Vater. Aufgrund des Krieges hatte er nur die Möglichkeit von seinem 12. bis zum 13. Lebensjahr zur Schule zu gehen. Er lernte gerade schreiben, lesen und die Grundrechenarten. Trotzdem machte er eine Lehre als Glaser und mit 40 Jahren krönte er sein Berufsbild mit einem Meisterabschluß. Danach übernahm er die Glaserei seines Meisters in Berlin, die er mit 60 Jahren an meinen Bruder mit einem Fuhrpark von 4 Werkstattwagen, 2 Glaserpritschen und 12 Angestellten, sowie einer kleinen Werkhalle übergab.
Ich habe diese Geschichte als Studentin anders gelesen als vor 10 Jahren als selbstständige Künstlerin ohne Kunstgeschichtsstudium. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich sichtweisen auf Geschichten mit der Lebenserfahrung ändern!
Liebe Susanne, das freut mich sehr, dass du die Geschichte nochmals gelesen hast und was du über deinen Vater schreibst und über veränderte Sichtweisen auf (Lebens)geschichten, das kann ich sehr gut nachvollziehen! Eindrucksvoll ist schon dieser winzige Ausschnitt der Geschichte deines Vaters – allein, was dieser “Fuhrpark” auszusagen im Stande ist! Herzliche Grüße!
Liebe Jutta,
du hast recht, manchmal sind es die Kleinigkeiten, die unbedeutend scheinen, die soviel aussagen.
Einen schönen Abend wünscht dir Susanne
Danke für den Buchtipp, das liest sich interessant. Ja, wie man mit Leid und Schmerz umgeht, muss jeder für sich entscheiden. Aber ich glaube schon daran, vor allem, wenn sich mir jemand mitteilen will, dass allein das mit-teilen erleichtert.
Bei mir kommt es auf die Art des Leides an. Es gibt Leid und Schmerz, den ich mit mir selber bekämpfe, dazu gehört mein Hirnaneurysma.
Einsamkeit teile ich mit anderen Einsamen, denn das mildert (logischer Weise) die Einsamkeit.
Die schweren Krankheiten meiner Eltern verarbeite ich mit anderen “Kindern”, deren Eltern altern. Besonders schwer ist es, mit dem Vergessen der Eltern umzugehen. Meine Mutter bekommt durch ihr krankes Herz nicht genug Sauerstoff im Gehirn. Das hat teilweise ähnliche Folgen wie Demenz.
Liebe Susanne,
danke! Einfach danke – weil Du das alles mitteilst und wie Du damit umgehst.
Ich wünsche Dir viel Kraft – die ja auch die Begegnung mit Menschen bringen kann, die mit einem Dinge – an guten wie an schlechten Tagen – teilen.
Ich hoffe für mich, dass ich ein Mensch sein kann, dem man etwas mitteilt und anvertrauen kann. Das ist für mich derzeit mein größer Wunsch.
Liebe Birgit,
auch wenn ich dich nicht persönlich (oder besser real) kenne, denke ich schon, dass wir uns über unsere Blogartikel und über unsere Kommentare immer besser kennengelernt haben. Und das ist eine sehr gute Voraussetzung für Vertrauen! Wenn ich irgendwann in Augsburg bin, gibt es zwei Menschen, die ich gerne real kennen lernen möchte: dich und meinen Lektor vom Edition Fischer Verlag, mit dem ich immer nur telefoniere.
Danke für die Kraft, die du mir wünschst, die kann ich immer gut gebrauchen.
Liebe Grüße sendet dir Susanne
Liebe Susanne,
ganz, ganz herzlichen Dank dafür!
Viele Grüße, Birgit (einen Besuch in Augsburg erwartend).
Liebe Birgit,
so schnell komme ich bestimmt nicht nach Augsburg!
Dieses Jahr sind Rom, Portugal und vielleicht auch noch Mainz an der Reihe.
Dann bin ich auch ausgelastet.
Aber irgendwann ergibt sich auch Augsburg. Das weiß ich 🙂
Einen schönen sonnigen Gruß aus Berlin sendet dir Susanne
Es kommt darauf an, was für ein Leid das ist. Manches teile ich, manches behalte ich lieber für mich…
Liebe Grüße!
So geht es mir auch, Miriam, wie ich schon auf Birgits Kommentar geantwortet habe…. Liebe Grüße von Susanne
Bin für Teilen… weil das Erzählen von traurigen und schwierigen Dingen doch ein Prozess ist, in dem eine Geschichte-über-Leid entsteht, was bereits ein Stückchen Distanz dazu impliziert? Manchmal tröstet mich an unangenehmen Erfahrungen allein der Gedanke, dass ich darüber später beim Erzählen werde lachen können.
Einiges dazu habe ich schon auf Birgits Kommentar geschrieben.
Das stimmt, Greta, mit Distanz über einiges lachen können, das ist ein schöner Gedanke.
Ab einem selbst gesetzten Moment, den man mit seinem Leid alleine war, hilft es mir zu teilen, zu reflektieren und wieder ins Leben zu kommen (wobei natürlich auch das Leid ein Teil des Lebens ist).
Liebe Grüße
Volker
Liebe Susanne,
das Buch kenne ich nicht,aber Dein Bild ist für mich eine grossartige eine Umsetzung Deiner Gedanken, zu dem zitierten Satz vom geteilten Leid. Zusammen und doch allein.
Übrigens finde ich, auch, wenn Du es als schwierig bezeichnest (was man Deinem Bild nicht anmerkt), darauf zu zeichnen, das Format sehr passend – und für mich sind die Trennlinien Teil des Bildes.
Zum Leid, ich zumindest habe noch nie wirkliches Leid verarbeiten können, ich weiss auch gar nicht so recht, was das heissen und wie das gehen soll. Für mich kommt es darauf an, dass ich damit umzugehen lerne, es als Teil meines Lebens zu betrachten und zu akzeptieren.
Liebe Grüsse
Kai
Ja, Kai, das ist wichtig. Der Umgang mit dem Leid. Und vielleicht auch die Definition von Leid.
Akzeptanz ist wichtig und natürlich auch der Umgang. Da findet jeder seinen Weg.
Zu meinem Weg gehört, dass ich erkenne, wann ich müde bin und dass ich viel schlafe. Aus dem Schlaf erwächst große Energie und Frische.
In dem Sinne wünsche ich dir eine gute Nacht!