Gestern fand der 9. KunstSalon in meinem Galerieraum statt. Mein Gast war Joyce Ann Syhre, die von ihren Eindrücken von den Menschen in Ghana berichtete. Sie schrieb während ihres Aufenthalts in Ghana den Blog AFRillusion, The mind is everything. What you think you become (siehe hier).

Joyce hat sehr gelungen Fakten und Erzählung über ihren Aufenthalt in Ghana präsentiert.
Als Einstieg zeigte sie uns eine “politisch korrekte Weltkarte”, die die Flächen des Afrikanischen Kontinents im Verhältnis zu Europa korrekt wiedergibt. An der Karte fiel mir sofort die zentrale position Afrikas auf. Geschweige denn, dass Europa in dieser Darstellung sehr klein ist. Ich finde es erstaunlich, wie über die veränderte Darstellung von Größen auch gleich ein anderer Eindruck der Welt geschaffen werden kann. Wer stellt wohl die meisten Weltkarten für den europäischen Markt her? Sicher ein europäischer Verlag!

Joyce stellte uns 5 Ghanesen vor, sie erzählte von ihrer sehr persönlichen Beziehung zum jeweiligen Menschen. Gerade diese persönlichen Eindrücke und ihr Vergleich vom Leben dort und hier waren das, was ihren Vortrag heraushob.
Ich habe ihre Geschichten neben mir auf Papier zu liegen, sie sind ausformuliert und bereit für den Druck. Ich hoffe, Joyce findet einen Verlag für ihren Bericht.

Sie begann mit der Vorstellung von Dennis,ein Künstler aus Cape Coast. Dennis kam mit seinem Vater nach Deutschland. Er beschloss jedoch nach der Schule zurück nach Ghana zu gehen.
“Dem Freigeist Dennis war die Kunstszene in Deutschland zu entstirnig, in Ghana könne man viel freier und kreativer sein, sagte er. Die Worte von Dennis machten mich nachdenklich. Ist ein Künstler in Deutschland wirklich weniger frei? Sind die Strukturen in denen man lebt zu starr und dominant? Ist Freiheit entscheidend für „gute“ Kunst? Dennis bereut seine Entscheidung zurück nach Ghana gegangen zu sein jedenfalls nicht.“”²

In zwei Videosequenzen und einem Bericht erzählte sie uns von Ezi, Rasta oder Priester.
“Keine Religion zu praktizieren ist fast gleichbedeutend mit gesellschaftlichen Ausschluss. Ausgenommen davon sind natürlich Obronies – die Weißen – deren Nicht-Religiosität belächelt, jedoch nicht hinterfragt wird.”²

Es gibt auch Flüchtlinge außerhalb Europas. Der Bericht von Daniel, Flüchtling fernab von Europa erzählt von diesem Lebenskünstler von der Elfenbeinküste, der in Ghana lebt.
“Daniel scheint Teil der GEmeinschaft in Busua zu sein. Nach nährerm Kennenlernen jedoch bekam ich auch Spannungen mit, die ihm das Ablegen der Flüchtlingsrolle erschwerten.”²

Vom Traum Europa erzählt Joyce in ihrem Bericht über Joseph und seine Leichtigkeit.
“Joseph erzählte mir, dass er Niederländisch zur Vorbereitung auf Deutschland lernt. Verwirrt teilte ich ihm mit, dass in Deutschland Deutsch gesprochen wird (…). Belustigt erzählte er (Joseph) dass er immer Deutsche Welle schaut und fest davon ausgegangen ist, dass niederländisch gesprochen wird.”²
Joseph dankte Joyce für die neuen Erkenntnisse und beschloss nun auf die deutsche Sprache umzuschwenken.
Als letztes berichtete und Joyce von Rita, ein Kind in Ghana. Rita ist Waise, 12 Jahre alt und pflegt ihre Großmutter.
“Was bedeutet es, Kind in Ghana zu sein?” fragt Joyce “Als behütet aufgewachsener Sprößling aus Deutschland würde ich sagen, es bedeutet früh Verantwortung zu übernehmen, für sich und seine Geschwister zu sorgen, stark und mental gefestigt zu sein und nicht ständig im Mittelpunkt der Eltern zu stehen.”²

Ich möchte Joyce an dieser Stelle nochmals für den gelungenen Abend danken! Ich denke, ich spreche für alle Anwesenden, wenn ich sage, dass wir eine interessante und auch lehrreiche Zeit mit Joyce hatten.

Hier nochmals Fakten zum Projekt, an dem Joyce teilnahm:
Das Projekt in Ghana erfolgte in Zusammenarbeit mit einer Schule im Dorf Azani, Joyce lebte während ihres Aufenthalts im Nachbardorf Busua, welches am westlichen Küstenstreifen von Ghana liegt. Die Region ist sehr ländlich, Haupteinnahmequelle ist die Landwirtschaft oder die Fischerei, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen sind nur in einfacher Form vorhanden. In Kooperation mit einer Schule hat sie mit 10 Schülern einen Schulgarten erstellt, in dem Gemüse auf organische Art und Weise angepflanzt wurde. Es handelte sich dabei um ein Pilotprojekt, ein reger Erfahrungsaustausch mit den Dorfbewohnern in Azani war folglich hilfreich und nötig. Zur Seite stand ihr während der Zeit eine weitere Stipendiatin, die ebenfalls aus Berlin kommt. Beide arbeiteten für die Ghanaische NGO (Nicht-Regierungsorganisation) Embracing-Hidden-Talents Network.
Am Rande bemerkt: mir gefällt die Darstellung der Galerie im “Mosaik-Format”. Wenn ihr die Fotos größer sehen möchtet, genügt der berühmt berüchtigte Klick 🙂
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² Syhre, Joyce-Ann, Bericht aus Ghana, Berlin 2016.
besten Dank für den einfühlsamen Bericht
Gerne, afrikafrau, es war eine sehr gelungene Veranstaltung, die mich sehr inspirierte.
Da drücke ich Joyce die Daumen, dass sie für ihren Bericht einen Verlag findet. Du hattest ja schon in einem früheren Beitrag von Joyce’s Arbeit berichtet. Viel Glück für sie.
Gruß
Achim
Danke, Achim, wenn sie deinen Kommentar nicht schon gelesen hast, gebe ich deine guten Wünsche weiter. 🙂 Grüße von Susanne
Vielen Dank für den Einblick, liebe Susanne, liebe Joyce. Erfolg für die Veröffentlichung wünsche ich auch – ganz eigennützig!
Liebe Joyce, versuch es doch einmal bei Sandra Uschtrin und dem Uschtrin Verlag. Auch wenn es da keine Möglichkeiten für eine Veröffentlichung gibt, hat sie Kontakte und weiß, glaube ich, fast alles über den Literaturbetrieb in Deutschland. Eine weitere Möglichkeit dein Manuskript vorzustellen, ist natürlich die Leipziger Buchmesse. Wenn du Gelegenheit hast, …
Über Sandra Uschtrin und ihre Umtriebigkeit erfährst du viel in der Autorenwelt (www.autorenwelt.de). Viel Glück!
Sylvia
Liebe Sylvi, herzlichen Dank für deine vielen Hinweise. Joyce ist gerade in “Klausur” gegangen, sie muß nächste Woche ihre Hausarbeit abgeben und hat erst gestern damit angefangen. Ich freue mich schon, in der autorenwelt zu stöbern.
Liebe Grüße sendet Susanne
Hallo Susanne, ich bin immer wieder fasziniert von Deiner Fülle an Dingen, die Dein kreatives Leben ausmachen und über die Du dann auch noch die Zeit findest zu berichten. Danke dafür, sonnige Grüße aus einem trüben Himmel, Volker
Hallo Volker, das Berichten über meine Kunst und Aktivitäten ist für mich sehr wichtig. Der Blog ist mein Gedächtnis und auch Teil meines Werks. Bei uns in Berlin ist es auch sehr trübe aber ich werde mich in die Uni-Bibliothek verkriechen und die letzten Recherchen für meinen Bachelor tätigen. Grüße von Susanne