Einige der Zeichnungen, die ich beim Aufräumen in meinem Graphikschrank wieder finde, sind unfertig. Das passiert schon ab und an. Irgendeine wichtige Arbeit kommt dazwischen oder es kommt Besuch ins Atelier und ich verliere den Faden zum Bild.

Vor 1 1/2 Jahren zeichnete ich Knochen mit Blume, Version 2 (siehe hier). Die Version 1 habe ich kurz nach der Erstellung zerissen und den Weg allen irdischen gehen lassen.
Als ich nun die Zeichnung wieder zur Hand nahm, war ich mit der Komposition nicht zufrieden und riss kurzerhand den oberen Teil der Zeichnung ab und drehte sie. Ohne den zeichnerischen Rahmen kamen mir die Elemente haltlos vor, also zeichnete ich den Rahmen. Auf den Fotos erscheint mir die Zeichnung ohne Rahmen freier.
Als Künstler muss ich bei jeder Zeichnung Entscheidungen treffen. Laviere ich einen Hintergrund oder bleibt das Papierweiß als Element der Zeichnung stehen? Zeichne ich einen Rahmen oder lasse ich die Zeichnung rahmenlos? Wie ordne ich die Elemente an?
Meines Erachtens ist ein gezeichneter Rahmen ein integraler Bestandteil einer Zeichnung. Er soll eine bestimmte Funktion erfüllen. Am Anfang, als ich dein Blog kenenlernte, schien mir der Rahmen wie ein Element der Logik, das durch das Vegetative deiner Pflanzen gesprengt wurde – ich kommentierte das damals auch so.
Rahmen und vegetative Freiheit scheinen mir bei dir entgegengesetzte Kräfte, deren Antithese das Gesamtbild ausmacht. Unter solchen Voraussetzungen finde ich einen ins Bild eingezeichneten Rahmen richtig.