Die Hausarbeit zum Thema Ausstellungsanalyse (W E G S C H Ü T T E N) ist am entstehen.
In einem der Kapitel beschäftigen Cristina Wiedebusch und ich uns mit der Funktion des Kurators. Heute morgen wollte ich das Kapitel der Definition des Kurators ausformulieren als Micha mich fragte, Warum der Gott Ra das Bindeglied zwischen Ku und Tor ist. Ich brauchte doch ein paar Sekunden, bis ich wusste, was er mir sagen wollte.
So entstand die heutige Tuschezeichnung. Re wird auch Ra genannt und über 3000 Jahre von den Ägyptern als Sonnengott verehrt.

Bei dieser 1. Version der Zeichnung störte mich, dass der Zusammenhang zwischen dem großen, durchaus gelungenen Kuhkopf, und dem Tor nicht ersichtlich ist. So begann ich mit einer zweiten Version.

Bei der zweiten Version fehlt mir die Kuh. Ich werde wohl an beiden Versionen noch arbeiten und vielleicht sogar eine dritte Version beginnen.
Genauso, wie ich an meinen Zeichnungen arbeite, arbeiten Cristina und ich an unsere Definition des Kurators. Es ist nicht so einfach, denn genau diese Definition ändert sich zeitgenössisch im Moment. Bevor ich mich als Kunsthistorikerin mit den Aufgaben des Kurators beschäftig habe, hatte ich als Künstlerin folgende Definition im Kopf.
Die Aufgaben eines Kurators aus Sicht der Künstler
Aus der Sicht der Künstlerin Susanne Haun, ist die wichtigste Aufgabe des Kurators die Begleitung der Künstler während der Vorbereitung der Ausstellung. Der Kurator evaluiert die Arbeiten, sortiert sie thematisch an und trifft eine Vorauswahl: Er ist die erste Betrachter der Werke. Die Art der Präsentation der Werke entscheiden Künstler und Kurator gemeinsam, auch die Ermunterung der Künstler gehört zu dem Aufgabefeld des Kurators. Das Wort Kurator kommt vom lateinischen curator, das mit „Pfleger“, „Vertreter“ oder „Vormund“ übersetzt werden kann. Das Lateinisch curare bedeutet „Sorge tragen“, „sorgen um“. Die Aufgaben des Kurators sind vergleichbar mit den Arbeiten eines Lektors. In der Regel hält der Kurator eine Rede zur Eröffnung der Ausstellung, führt den Betrachter in die Bildideen der Künstler ein, übernimmt die Verkaufsgespräche, pflegt die Kontakte und legt schließlich Termine fest. Den ersten Blogbeitrag zum Thema Kurator schrieb ich im Zusammenhang mit meiner Ausstellung in Roddahn (siehe hier).
Und aus Sicht der Kunsthistoriker
Das Wort Kurator[1] ist eine Berufsbezeichnung, die sich ursprünglich in eine inhaltliche und hierarchische Komponente aufteilte. In den letzten 50 Jahren änderte sich die Profession des Kurators, der Schweizer Museumsleiter Harald Szeemann prägte den Prototyp des modernen Ausstellungsmachers. Die Ausstellung wird zum Werk des Kurators. Das Berufsbild setzte sich ursprünglich aus den Aufgabenfeldern Sammeln, Ordnen, Bewahren und Vermitteln von Exponaten. Nach neuer Definition bleibt nur noch die vermittelnden Tätigkeiten bestehen.[2] Der Kurator tritt in die Öffentlichkeit und muss sich mit organisatorischen Aufgaben auseinandersetzen und Interessenkonflikten lösen. Kuratoren legen mit der Auswahl und Anordnung der Ausstellungsobjekte die Position und den Diskurs fest. Er übernimmt auch die Funktion des Projektleiters, der die Aufgaben koordiniert und verteilt. Oft finden sich auch Kuratoren-Teams zusammen.
Die Diskussionen, ob es damit der Kurator selber zum Künstler wird, sind noch nicht beendet. Die Vorstellung vom künstlerischen Genie, das aus sich heraus Originalkunstwerke schafft, die vollkommen neu und einmalig sind und bei denen es eine Verbindung zwischen Schöpfung, Geist, Einmaligkeit und künstlerischer Signatur gibt, ist spätestens seit Kant gebräuchlich.[3] Kann diese Definition auf den Kurator übertragen werden? Ist dann folglich die Ausstellung das Werk des Kurators als Künstler? Die Kunsthistorikerin Beatrice von Bismarck hinterfragt das Geniekonzept der Kuratoren, das die Ausstellung als Produkt der künstlerischen Leistung sieht.[4], Es stellt sich die Frage, ob auf diesem Weg die ausgestellten Werke eine andere Bedeutung erhalten als die vom Künstler gedachte und ob zu mindestens von zeitgenössischen Künstlern die Erlaubnis für bestimmte Konzepte vorliegen müssten.
Mit der Entscheidung, welche Werke wie in welchem Kontext präsentiert werden, erhält der Kurator Bedeutungsmacht. Deshalb wird das Kuratoring heute eher inhaltlich als personell betrachtet und es werden Kuratorenteams gebildet.
Es ist sogar üblich, dass der Künstler die Funktion des Kurators einnehmen kann. Auch diesbezüglich es ist zu bezweifeln, ob ein Künstler sowohl seine weitreichenden Aufgaben als Künstler als auch gleichzeitig die zeitaufwendigen Aufgaben als Kurator korrekt wahrnehmen kann.[5]
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Quellen:
[1] Um eine bessere Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten, haben wir die männliche Form von Berufsbezeichnungen gewählt, die die weibliche Form einschließt.
[2] Ziese, Maren, Bielefeld 2010, S. 60 – 61.
[3] Von Rosen, Phillip, 2003, S. 94.
[4] Ziese, Maren, Bielefeld 2010,, S. 62.
[5] Vgl. Müller, Dominkus, Berlin 2013.
ZIESE, MAREN. Kuratoren und Besucher, Modelle kuratorischer Praxis in Kunstausstellungen, Bielefeld 2010.
PFISTERER, ULRICH (Hrsg.), Metzler Lexikon Kunstwissenschaft, Stuttgart 2003,
Art: von Rosen, Phillip, „Fälschung und Original“, S. 93 – 95.
MÜLLER, DOMINIKUS. The Content of Form, in: Frieze.com, Berlin 2013.
https://frieze.com/article/contedujs?language=de, 23.10.2016, 18:30 Uhr
In Berlin wird so gar Käse kuratiert.
Ach was 😉 darauf währe ich nicht gekommen!
Herzlichen Dank für diesen Beitrag, für Ra und Kuh, Tor und deine klug klärende Betrachtung eines ambivalent besetzten Begriffs. Ausgezeichnet geschrieben dazu!
Gerne, Gerda und Danke. Nun hast du einmal meine kunsthistorische Seite kennengelernt, diesen Text habe ich für eine Hausarbeit geschrieben. Ich schreibe an solche Texte viel länger als an meinen Blogtexten, die spontan aus der Tastatur fließen. Vielleicht sollte ich öfter einmal kunsthistorische Texte schreiben ;-).
Susanne, ich finde diesen Ochsen großartig getroffen, ist mir schon beim letzten Mal betrachten aufgefallen.
Danke für diesen Beitrag.
Ja, Koboldine, den Ochsen mag ich auch …. ich mag Kühe und Ochsen und schaue sie mir oft auf der Weide an ….