Anfang Januar musste ich schmunzeln.
Ich bekam einen Auftrag für ein Kinderportrait und arbeite gleichzeitig seit Semesterbeginn kunsthistorischen am Gemälde “Knabe mit Kinderzeichnung” von Giovanni Francesco Caroto.
Ein Portrait-Auftrag birgt immer ein großes Streßpotential, die Vorstellungen von Auftraggeber*in, vom Porträtierten und von der Künstlerin sollten zusammenfinden. Keine leichte Aufgabe.
Ich erstelle in der Regel 4 Portraits und die Auftraggeber*in kann frei wählen. Der Knackpunkt bei diesem Auftrag war, dass ich nur eine Woche Zeit hatte, das Portrait sollte zum Geburtstag der Mutter des Kindes verschenkt werden.
Grund für die Auftragerteilung war der Katalog “Kunst trifft Gesundheit 2017” zur Ausstellungsserie der AOK Nordost des vergangenen Jahres. Ich war mit 12 Leinwänden vertreten. Online könnt ihr den Katalog hier (klick) sehen. Der Auftraggeberin ging das Portrait der Zopfflechterin (S. 43) nicht aus dem Kopf und sie wollte ihre Enkelin gerne ebenso bewegt von mir dargestellt wissen.
Das von der Auftraggeberin gewählte Portrait zeige ich hier nicht, meine Auftraggeberin bat darum, es nicht zu zeigen und auch die restlichen, bei mir verbleibenden Portraits nicht mit dem Namen des Kindes zu veröffentlichen.
Zum Abschluss noch ein Zitat von Jennifer Fletcher aus dem Katalog Renaissance faces: Van Eyck to Titian.
“Die Hauptfunktion von Kinderbildnissen in der Frühen Neuzeit war, über Gesundheit, Größe und Ähnlichkeit des Kindes andere weit entfernten Verwandte zu informieren. Die Porträtisten wussten, dass das Kinder in ihrer Bewegung und Rastlosigkeit eine besondere Herausforderung waren, aber ein gelungenes Kinderporträt sich auch positiv auf ihre Laufbahn auswirkte.”¹
Was ist wohl heute die Funktion einer Portraitzeichnung? Und wirkt sie sich auch heute noch postiv auf meine Laufbahn aus 😉 ?
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¹Fletcher, Jennifer, The Renaissance Portrait: Functions, Uses, Display, in: Campbell, Lorne (Hrsg.), Renaissance faces: Van Eyck to Titian, London 2008, S. 50 – 51.
Auf deine Karriere? Kommt drauf an. Wenn du als Portraitmalerin dein Geld verdienen willst, hast du gute Chancen. Viele maler kamen damit ja über die Runden. ich finde diese Zeichnungen ganz toll, sehr lebendig! Bei der Binnenzeichnung des en face Portraits merkt man deine Schulung an Renaissance-Meistern wie Dürer.
Nein, liebe Gerda, ich will keine Karriere als Portraitmalerin machen – ich meinte das ironisch bezogen auf das Zitat von Jennifer Fletcher. Ich habe mich amüsiert. Aber ich denke trotzdem, dass auch heute noch dein handwerkliches Können in der Kunst vom Laien genau an diesen Dingen festgemacht wird.
Einen schönen Samstag wünscht dir liebe Gerda, Susanne
Ich weiß, Susanne,dass das eine kleine Ironie von dir war, die ich mit einem augenzwinkern beantwortete. Nun winke ich dir von Ferne herzlich zu!
Ich hatte mal Portraitzeichnungen von nahen Menschen gemacht, das liegt lange zurück. Eines davon sehe ich gelegentlich mal und würde mich heute gerne nicht damit identifizieren.
Rechts oben gefällt mir am besten, sehr sparsam. Der lustige Zopf ist ein Hingucker.
Kinder mit Zopf können ganz schön alt aussehen – fast japanisch.
Ein wenig weise, oder?
Ich finde, die Porträts strahlen eine große Intensität aus. Sie gefallen mir sehr. Und es ist ja auch ein Kompliment, wenn Dich jemand beauftragt, weil sie andere Arbeiten von Dir kennt, oder? Liebe Grüße, Peggy
Ja, liebe Peggy, es ist ein Kompliment. So sehe ich es auch. Die Käuferin hat schon andere Arbeiten von mir gekauft und so hat sich über die Jahre Vertrauen aufgebaut.
Liebe Grüße aus dem kalten Berlin von Suanne