Die große Kunst oder Kitsch, ein Weihnachtsstern und der König von Dänemark – Zeichnungen von Susanne Haun

Was ist Kunst?
Picasso sagte dazu “Wenn ich wüßte was Kunst ist, würde ich es keinem verraten.”

In regelmäßigen Abständen kommt diese Dikussion zwischen Künstlern, Sammlern, Kunstliebhabern und Interessierten zum Vorschein.

Ich habe mir heute den Weihnachtsstern von meinem Fensterbrett und ein archäologisches Foto mit den Überresten eines Männerkopfes aus einem Grab in Deal bei Kent (2. Jh. v. Chr.) vorgenommen.

Weihnachtsstern - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten
Weihnachtsstern - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten

Für beide Motive nahm ich dasselbe Papier, dieselben Tuschen, dieselben Federn.
Ist das eine Kunst und das andere Kitsch? Nur aufgrund des Motives?

Hamlet - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten
Hamlet - Zeichnung von Susanne Haun - 20 x 20 cm - Tusche auf Bütten

Im Facebook sagte Lothar Pues: “Früher hat man geglaubt, dass grosse Kunst allein aus Traumata und Depression entsteht. In der aktuellen Phase des Kapitalismus erkennt man in der erotischen und sozialen Frustration die einzig verbliebene ökonomische Kraft.”

Ich stelle mir dazu die Frage “Ist es wichtig, einen Grund für die Entstehung der grossen Kunst zu finden? Entsteht sie nicht aus dem Künstler heraus und könnte auch grosse Kunst nicht einfach aus purer Freude entstehen?”

Lothar Pues meinte daraufhin, das das vielleicht auch irgendwie kitschig klingt, kitsch als etwas dass sich über etwas legt.

Ich denke immer wieder über diese Fragen nach – seid Jahren schon. Ich finde immer wieder Puzzleteile zur Lösung aber ich habe die Lösung noch nicht.

Wie geht es euch? Wißt ihr was Kunst und was Kitsch ist?

11 comments

  1. Kunst oder Kitsch.
    Ebenso wie die Schönheit liegt es in den Augen des Betrachters.

    Der Grat ist ganz schmal.

    Ich wundere mich immer wieder, wie klein der Unterschied sein kann, daß es für mich Kunst oder halt Kitsch ist.

    Genauso die Frage: Kunst, Kunsthandwerk, Kunstgewerbliches, Basteln …

  2. ich glaube, der unterschied zwischen kunst und kitsch liegt in der wirkungsweise. kitsch hat eine viel unmittelbarere wirkung und funktioniert nach einem reiz-reaktions-schema in der art: kleines hundebaby (reiz) – “oh süß!” (reaktion) – oder: schöne blume (reiz) – “oh, schön!” (reaktion) – oder: sonnenuntergang (reiz) – “romantisch!” (reaktion) usw. – in gewisser weise hat kitsch viel mit pornografie gemein, die ebenfalls so funktioniert – und auch keine andere reaktion anstrebt oder zulässt als die gewünschte. auch die spontane abneigung gegen kitsch oder pornografie sind reaktionen, die nach dem reiz-raktions-schema funktionieren.

    beim kitsch (und bei der pornografie) gibt es eine armut an nuancen in der wirkungsweise.

    sobald etwas nuancierter in der wirkungsweise ist, geht es eher in die richtung kunst. inzwischen haben sich aber natürlich so viele künstler die wirkungsweisen von kitsch und pornografie zu eigen gemacht, dass die übergänge fließend sind. ich finde ja dinge spannend, die haarscharf am kitsch vorbeischrammen. wo man als erstes denkt: oh schön! (oder oh, süß! etc.) und im zweiten reflex: nee moment – stimmt vielleicht nicht.

  3. Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Itha.
    In das Konzept passen nicht die “schönen Seerosen” von Monet und die “schönen Sonnenblumen” von Van Gogh.
    Vieilleicht sind die Begriffe auch stark mit der jeweiligen Entstehungszeit der Werke verhaftet.
    Ich habe auch darüber nachgedacht, dass ein Bild dann “gut” ist, wenn der Betrachter länger davor verharrt, es ihn zum Denken anregt und er es nicht vergessen kann.

    Ja, Felicity, ich denke auch, das vieles vom Betrachter selber abhängt. Ich kann in deinem Blog leider nicht die Buttons rechts benutzen – ich komme nirgendwo hin. Mache ich etwas verkehrt?

    1. die sonnenblumen von van gogh sind aber nicht wirklich schön. ich finde, dass beinahe alle gemälde von van gogh was total beunruhigendes haben. natürlich kann man das auch nicht so empfinden, nur das motiv sehen und sich das gerade deswegen ins wohnzimmer hängen – deshalb gibt es derlei dinge ja inzwischen auch auch im baumarkt für 12,90 EUR. übrigens auch den monet. der war damals zu seiner zeit den kritikern nicht “realistisch” genug. heute hängen sich die leute gerne poster mit monets seerosenbildern ins heim – merkwürdigerweise meist ins schlafzimmer.

      1. Ja, Itha, ich glaube, dass ist das, was Beckmann so wütend gemacht hat. Ich habe davon heute in meinem Blog berichtet. Ich glaube auch, das van Gogh deshalb auf uns so unruhig wirkt, weil wir sein Leben kennen. Es gehört ja zur Künstlerallgemeinbildung. Sein ganzes Leben steht mir vor Augen wenn ich seine Bilder betrachte, egal ob Sonnenblumen oder Portraits.

  4. Kitsch, so habe ich mal irgendwo gelesen (also nicht selbst ausgedacht), soll es dann sein, wenn ein Gefühl ausgelöst wird, nur um des Gefühles selbst willen, wenn es ein inhaltsloses Gefühl ist. Das scheint mir einleuchtend.
    Ich glaube, Susanne, Du musst Dir da keine Sorgen machen. Selbst wenn Du es wolltest, könntest Du keinen Kitsch produzieren, und außerdem ist Kitsch nicht Motiv-abhängig.

    Im Prinzip kümmere ich mich um solche Fragen nicht (mehr), das wird mir alles immer gleich zu groß und beim nächsten Gedanken ist man dann bei der Freiheit des Individuums im Allgemeinen und Speziellen, und so mancher glaubt, besser mal klug daherreden bevor man noch unter Kitsch-Verdacht gestellt wird.
    Ach nein, da ist mir meine Zeit und Energie zu schade.
    Und es interessiert mich auch (fast) nicht mehr, wer was darüber zu wissen glaubt, was Kunst ist oder eben keine Kunst. Ich mache sie einfach.
    Und ich stimme Dir zu, Susanne: Kunst kann aus purer Freude entstehen. Ich weiß das.
    Freudiges Zeichnen wünscht Dir
    Martina

  5. hallo susanne und alle zusammen.
    wenn ich wüßte was kunst ist, würde ich es keinem verraten. und das sagt einer, der unbestritten kunst gemacht hat.
    ich habe mich dieses themas willen schon mit vielen menschen unterhalten, mit künstlern und nichtkünstlern und bin immer noch nicht zu einem ergebnis gekommen. und ich fürchte. ich werde es wohl nie erfahren. ich glaube, es hat sehr viel damit zu tun, was itha geschrieben hat und auch damit, was martina formuliert hat. ein freund las mir mal aus einem büchlein zitate vor, die sich ausschließlich mit diesem thema beschäftigten. alles zitate von den sogenannten künstlern. und bei jedem zitat hätte ich sagen können: na ja, ist was dran, der mann hat recht, usw. es scheint mir vielleicht(hier darf ich das wort mal benutzen, Martina)nur eine jeweils individuelle sichtweise zu geben.
    ich gebe es fürs erste auf und male weiter und weiter und weiter…
    glg von hendrik

    1. ja, was kunst ist, muss man jeweils erst besprechen. man kann es nicht ein für allemal festlegen, sondern muss sich im austausch darüber irgendwie einigen – oder auch nicht.

      nach kant ist die kunst das schöne, das keinen zweck verfolgt. demnach wäre etwas, das belehren möchte, keine kunst – denn es verfolgte ja einen (didaktischen) zweck.

      es bleibt wohl unlösbar. was ich gerade ziemlich gut finde.

      1. Ja, Itha, ich denke in der Diskussion und im Ausstausch fallen viele anregende Argumente. Ich diskutiere sehr gerne über Kunst, habe ich doch das Gefühl, dass diese Diskussionen wiederum in die Zeichnungen einfließen und ich freue mich über jeden deiner Kommentare, will ich mich doch damit auseinadersetzen.

        Kant kann ich Hegel gegenüberstellen.
        Er hat die Aufgabe der Kunst wie folgt definiert:

        “Die Wahrheit der Kunst darf also keine bloße Richtigkeit sein, worauf sich die sogenannte Nachahmung der Natur beschränkt, sondern das Äußere muß mit einem Inneren zusammenstimmen, das in sich selbst zusammenstimmt und eben dadurch sich als sich selbst im Äußeren offenbaren kann.”
        “Aufgabe der Kunst sei es vielmehr, das Wesen der Wirklichkeit zur Erscheinung zu bringen.”

        Ich glaube fast, jeder der großen Philosophen hat die Kunst anders definiert. Was meinst du?

        lg Susanne

    2. Ich mag die Diskussion, Hendrik. Vielleicht ist die Kunst auch ein Prozeß, der immer in Bewegung bleibt?
      Ich zeichne auch weiter und weiter und freue mich über jeden Kommentar…..
      llg Susanne

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